Nach dem Abpfiff kam es zu unschönen Szenen und heftigen Anfeindungen. Unsere Redakteure Krystian Wozniak und Thomas Tartemann haben diskutiert: Dürfen sich Fans so etwas erlauben?
Pro (von Krystian Wozniak):
Vorweg: Natürlich dürfen die Fans keine Feuerzeuge, Bierbecher oder andere Gegenstände in Richtung der eigenen Spieler werfen - möge die erbrachte Leistung noch so unterirdisch sein. Das Werfen von Gegenständen ist ein absolutes No-Go! Aber: Die Fans dürfen ihre Mannschaft nach dem Spiel gnadenlos auspfeifen und ihren Unmut, Ärger oder Frust in Pfiffen, Gesängen und Schmährufen gegen das eigene Team kundtun. Das müssen die Bundesliga-Millionäre aushalten können - ob auf Schalke oder anderswo.
Die Profis lassen sich nach Siegen auch sehr gerne feiern und tanzen auf dem Rasen mit der Sieges-Humba oder lassen die Welle vor der Kurve steigen. Auf der anderen Seite gehört es sich gegenüber den Fans, ob auswärts oder daheim, sich nach Niederlagen zu stellen. Notfalls auch in die Kurve zu gehen und zu diskutieren. Nur so kann man Fannähe aufbauen und den Leuten, die viel Geld für Heim- und Auswärtsspiele sowie Klub-Utensilien zahlen, Identifikation mit den Vereinsfarben zeigen.
Contra (von Thomas Tartemann): Die Profis von Schalke 04 mussten in Mainz einen schweren Gang antreten. Der obligatorische Gang in die Kurve wurde von einer Schimpfkanonade begleitet. So weit, so gut. Dass nach unterirdischen Leistungen „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Rufe aufkommen, liegt in der Natur der Sache. Nur: Eigentlich müssten die Anhänger skandieren: „Wir wollen euch spielen sehen.“ Mit Fußball hat das, was Schalkes Balltreter Woche für Woche auf dem Rasen zeigen, nämlich nicht im Entferntesten etwas zu tun.
Unmutsäußerungen sind absolut legitim, aber der Fan entrichtet mit dem Bezahlen des Eintrittsgelds nicht automatisch eine Pöbelgebühr, die es erlaubt, Fußballer zu vogelwilden Personen zu machen und komplett durchzubeleidigen. Sobald die Beschimpfungen ehrabschneidend werden und die Schmerzgrenze der Diffamierungen überschritten wird, hört der Spaß auf. Anstatt Bierbecher auf Spieler zu schleudern, kann Unmut auch kreativ geäußert werden. Wie zum Beispiel vor zwei Jahren zum Schalker Saisonabschluss in Ingolstadt. „Wir danken der Mannschaft, dass sie uns auch in dieser Saison so zahlreich hinterhergereist ist“, prangte auf einem Banner der S04-Fans. Trifft mitten ins Herz, ist witzig und tut im Gegensatz zu einem Bierbecher nur innerlich weh.