Es braucht eigentlich keinen Lothar Matthäus um zu unterstreichen, dass das Jahr 2020 nicht das Jahr des FC Schalke 04 war. Dennoch ist der Fußball-Weltmeister von 1990 bekannt dafür, Klartext zu reden. Als Experte des Fernsehsenders Sky hat Matthäus in seiner Jahresabschuss-Kolumne auf die zurückliegenden Bundesliga-Monate geblickt – und seine Meinung über den Klub aus Gelsenkirchen ist schonungslos. Für ihn ist Schalke der „Flop des Jahres“. „Alles, aber auch wirklich alles, was man falsch machen kann, hat dieser Klub 2020 falsch gemacht. Bis auf dieses eine Spiel vor langer, langer Zeit. Wie kann man am 17. Januar Borussia Mönchengladbach mit 2:0 besiegen und dann 29 Mal in Folge nicht gewinnen? Das ist nicht mehr das Schalke, wie man es kennt.“
Die Grundlagen der Misere wurden nach der Meinung von Matthäus aber nicht erst in den jüngsten Monaten gelegt. „In jedem Bereich wurden Fehlentscheidungen en masse getroffen. Von der miserablen Kaderplanung schon unter Christian Heidel, jedoch in ähnlicher Tradition von Jochen Schneider fortgeführt. Trainer, bei denen man schon erahnen konnte, dass sie diesen schweren Job nicht im Kreuz haben. Eigengewächse, denen man im Gegensatz zu früher kaum vertraut. Suspendierungen, die kurze Zeit später wieder einkassiert wurden. Der skandalträchtige Rücktritt von Clemens Tönnies. Die Liste ist endlos.“
Wunsch von Matthäus: „Dass Schalke in der Liga bleibt“
Immerhin, in dem neuen Schalke-Trainer Christian Gross sieht der 59-Jährige eine neue Chance für Königsblau. „Gross kann mit Schalke jetzt Geschichte schreiben. Er muss es schaffen, den Spielern klar zu machen, dass sie nur einen Job haben und der ist dank der womöglichen Schwäche anderer Teams alles andere als utopisch. Alles, was sie zu tun haben, ist zwei Teams hinter sich zu lassen. Das dürften vor allem Mainz und Bielefeld sein und eventuell Köln.“
Aber wie kann das noch funktionieren bei einer Punkteausbeute von mageren vier Zählern? „Ja, sie haben nur vier Punkte“, sagt Matthäus. „Aber mit einer Serie von drei, vier Siegen wären sie unten raus. Gleichzeitig müssen sie hoffen, dass die anderen nicht plötzlich auch gewinnen.“
Dennoch wünscht Matthäus „diesem Klub von Herzen, dass sie das fußballerische und für sie auch wirtschaftliche Wunder schaffen und in der Liga bleiben.“