Seit Clemens Tönnies vor zehn Jahren Rudi Assauer verdrängte und zur treibenden Kraft beim FC Schalke 04 aufstieg, mangelte es nicht an prominenten Personalien bei Trainern, Spielern und Managern. Felix Magath und Raúl, Kevin-Prince Boateng und Roberto Di Matteo: Tönnies dachte immer eine Dimension größer als die benachbarten Dortmunder und propagierte mit den Neuzugängen zwischenzeitlich sogar einen Vierjahresplan zur Deutschen Meisterschaft, der ersten seit 1958.
Passiert ist seitdem: herzlich wenig, was Schalkes Fans zuversichtlich stimmen könnte. 2011 war noch sein bestes Jahr als Klubchef: Schalke wurde DFB-Pokalsieger und Supercup-Gewinner, immerhin.
Tönnies hat auf Schalke drei Manager verschlissen
Jetzt also kommt Christian Heidel: Ein Mann, der den Klein- und Landeshauptstadt-Verein Mainz 05 erstligareif aufgebaut und gehalten hat. Einer, der Trainer der allerersten Güte erkennt und fördert (zuerst Jürgen Klopp, später Thomas Tuchel, inzwischen Martin Schmidt). Meisterschaften hat niemand von ihm erwartet. Heidels großer Vorteil ist: Er weiß, wie man seinen Arbeitgeber prägt und ihm die Idee von einem Fußballstil vermittelt, der das Beste aus gegebenen Umständen macht. Kann er Schalke? Abwarten.
Mit ähnlich ambitionierten Vorsätzen wurde auch Horst Heldt 2010 angeheuert, und der hatte Tönnies zumindest eines voraus: das süße Gefühl einer Meisterschaft, 2007 mit dem VfB Stuttgart. Jetzt ist er Manager Nummer 3, den Tönnies verschlissen hat.
An Heidels Abschneiden in den nächsten vier Jahren hängt auch die Reputation von Tönnies’ Befähigung zum Klubchef des FC Schalke ab. Der Verein hat alles, was man zum Gewinn eines Meistertitels braucht. Ein großes Stadion, großzügige Sponsoren, fantastische Fans, einen beneidenswerten Output aus der Jugendabteilung, spektakuläre Einnahmen aus Spielerverkäufen. Warum klappt’s nicht mit der Meisterschaft? Die Dortmunder haben doch zweimal vorgemacht, wie man die Bayern aufs Kreuz legt.
So langsam muss sich Tönnies die Frage stellen, warum es unter ihm allenfalls zur Vizemeisterschaft reicht und nicht zum großen Wurf. Heidel ist jetzt mehr als eine weitere Manager-Personalie in der Ära Tönnies: Scheitert sein Wunschkandidat erneut, ist auch Tönnies gescheitert.
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