Das Bild hatte Symbolcharakter und lief deshalb bei den TV-Sendern rauf und runter. Schalkes Maskottchen Erwin, das sich während des Spiels unbeirrt die Arme schwer gewedelt hatte, hängte sich nach dem Schlusspfiff frustriert die Fahne über den Rücken und schlurfte mit seinen viel zu großen Schuhen die leeren Ränge hinauf aus dem Stadion. Bildlich gesehen stand das für: Das war's mit dem Klassenerhalt.
Und die Statistik ist eigentlich auch eindeutig: Mit der schlechtesten 18-Spiele-Bilanz seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 und der zweitschlechtesten überhaupt nach Tasmania Berlin ist Schalke normalerweise nicht mehr zu retten. Und der Überraschungssieg der bis dahin punktgleichen Mainzer gegen Leipzig war ein weiterer Rückschlag. Doch das eigene 0:4 (0:1) gegen Serienmeister und Tabellenführer wirkte kurioserweise als Mutmacher. Und der Zuspruch kam sogar von prominentester Stelle.
„Es waren gute Akzente zu sehen“, sagte Manuel Neuer, in Gelsenkirchen geboren, einst Schalker Nordkurven-Fan und als Eigengewächs zum Nationaltorhüter geworden, ehe er 2011 zum FC Bayern wechselte. Trotz der immer noch anhaltenden Anfeindungen aus dem Schalker Fan-Lager fiebert Neuer offenbar immer noch mit seinem Ex-Club mit. „Den Schalkern fehlt einfach ein richtiger Erfolgsmoment. Gegen eine Mannschaft wie uns wird es echt schwierig. Aber wenn sie gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte zwei- oder dreimal hintereinander gewinnen, kann sich das Blatt noch wenden“, sagte der 34-Jährige: „Es wird schwierig für Schalke. Aber ich drücke alle Daumen.“
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Auch Trainer Christian Gross gab nach der vierten Niederlage im fünften Spiel seiner Amtszeit unbeeindruckt Durchhalteparolen preis. „Es steckt in meinem Naturell, dass ich ein positiver Mensch bin“, sagte der Schweizer und sah in dem Spiel „einen Fortschritt“. Das kann man so sehen. Denn bis zur 88. Minute stand es nur 0:2, die Schalker hielten ordentlich mit und hatten ausgerechnet gegen die Bayern mit vier Schüssen aufs Tor ihren besten Saisonwert in der ersten Halbzeit. „Man muss nicht alles negativ sehen“, sagte denn auch Mirko Slomka, von 2004 bis 2008 erst Co-, dann Cheftrainer auf Schalke, bei Sky: „Hoffnung macht, dass sie mit großer Leidenschaft gekämpft haben.“
Und dass bald wahrscheinlich drei zusätzliche Kräfte zur Verfügung stehen. Die im Winter schon zurückgeholten Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar fehlten am Sonntag wegen Oberschenkel- beziehungsweise Wadenproblemen. Und das Leihgeschäft des Wolfsburgers William steht offenbar so kurz bevor, dass Gross schon darüber redete, ihn bis zum Bremen-Spiel am Samstag einbauen zu wollen.
„Gegen Bremen, da zählt's“, sagte der bis auf einen Fehler beim 0:4 sehr starke Torhüter Ralf Fährmann. Und wollte die erwartete Niederlage gegen die Bayern „schnell abhaken. Auch in der Rückrunde spielen wir gegen alle 17 Gegner“, sagte Fährmann: „Und den stärksten haben wir nun schon hinter uns.“ dpa