Offensive Profis, defensive Bosse - der Meisterschaftszweite Borussia Dortmund gibt für die kommende Spielzeit kein offizielles Saisonziel aus. Anders als einige Spieler wie Abwehrchef Mats Hummels, der noch vor gut einer Woche einen neuerlichen Angriff auf Platz eins angekündigt hatte, äußerte sich Hans-Joachim Watzke zurückhaltender. „Dieses Spielchen spielen wir nicht mehr mit. Wir werden offiziell kein Ziel mehr ausgeben - und das geschieht nicht, weil wir keines haben“, sagte der BVB-Geschäftsführer am Dienstag mit Verweis auf die seiner Meinung nach unfaire Berichterstattung in den Medien.
Der 61-Jährige nutzte die Gelegenheit, um seinen Unmut über den öffentlichen Umgang mit den Profis zu bekunden, denen nach dem 0:4 im letzten Saisonspiel gegen Hoffenheim zum wiederholten Mal ein Mentalitätsproblem attestiert worden war. „Bei aller berechtigten Kritik an diesem Auftritt haben wir das Gefühl, dass sich eine Hexenjagd auf unsere Mannschaft entwickelt. Wenn die Kritik dahin übergeht, dass wir von allen 18 Bundesliga-Mannschaften angeblich die schlechteste Mentalität haben, dann ist das so über das Ziel hinausgeschossen, dass es einem schon fast den Atem verschlägt. Es müsste ein Wunder sein, dass die Mannschaft mit der schlechtesten Mentalität Vizemeister wird“, klagte Watzke.
Ein solcher Ruf sei zudem nur schwer mit der Bereitschaft der Profis zu vereinbaren, in der Corona-Krise weiter auf Teile ihres Gehaltes zu verzichten. „Der Gehaltsverzicht von uns und der Mannschaft geht über das Saisonende hinaus. Wir verzichten bis zum 31. Dezember weiter“, verriet Watzke.
Watzke hofft eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien
Ein Rückkehr von Zuschauern in die Stadien könnte zur Entspannung beitragen. Der für seine guten Kontakte zu führenden Politikern bekannte Watzke ist zuversichtlich, dass zum vermeintlichen Saisonstart im September zumindest wieder einige Fans zugelassen werden. „Ich glaube, dass die Bereitschaft, darüber nachzudenken, vorhanden ist. Die Liga ist momentan dabei, die entsprechenden Konzepte zu erstellen und dann an die zuständigen Stellen zu versenden“, sagte Watzke.
„Eine bundeseinheitliche Lösung“ wird es nach seiner Einschätzung jedoch nicht gehen: „Ich glaube nicht, dass man sagt, so viele Zuschauer dürfen pro zehn Quadratmeter ins Stadion. Wenn überhaupt, wird es eher einen anderen Rahmen geben. Innerhalb dieses Rahmens werden sich dann die lokalen Gesundheitsbehörden mit dem Verein auf ein Konzept verständigen. Was Sinn macht, weil jedes Stadion anders konzipiert ist.“ dpa