Karel Geraerts hatte es am ersten Tag eilig: Der Trainer des Zweitligisten FC Schalke 04 betrat bei herrlichem Sommerwetter mit seiner völlig neu zusammengestellten Mannschaft eine halbe Stunde vor dem offiziellen Trainingsbeginn den Rasenplatz. 10 Uhr statt 10.30 Uhr. Auch Dominick Drexler und Timo Baumgartl sind noch Teil der Königsblauen - aber nur noch eine Trainingsgruppe zwei. Nur vereinzelt stießen sie zur Mannschaft. Überwiegend blieben sie unter sich auf einem Nebenplatz, angeleitet von einem Athletiktrainer.
Neben Lino Tempelmann (Aufbautraining) und Ralf Fährmann (geht freiwillig zur U23) zählten beim ersten Training auch die aussortierten, aber noch nicht verkauften Profis Sebastian Polter, Henning Matriciani, Tobias Mohr und Leo Greiml zum Trainingskader. Wo der Unterschied zu Drexler und Baumgartl liegt? Geraerts erklärte ihn so: „Beide Spieler haben in den letzten zwei Monaten der vergangenen Saison in der U23 trainiert. Ich will jetzt mit denselben Spielern anfangen, die aufgehört haben und noch da sind.“ Optimal sei das nicht, gestand Geraerts. Baumgartl und Drexler dürfen im Gegensatz zu den anderen auch nicht in die Mannschaftskabine. Nicht einmal ins Profileistungszentrum.
Sportdirektor Marc Wilmots und der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann wissen auch, wie brisant die Personalien sind und was die Bilder für einen Eindruck hinterlassen. „Sie haben keine Perspektive mehr bei uns“, sagte Wilmots und verwies darauf, alles sei mit den Beratern abgestimmt. „Wir arbeiten alle an einer Lösung“, ergänzte Wilmots.
Beide würden aber ein individuelles Trainingsprogramm bekommen. Tillmann antwortete auf Nachfrage dieser Zeitung: „Sie werden teilweise ins Training eingebunden. Die beiden standen in der U23, die anderen Spieler, um die es geht, haben bis zum Schluss mitgeholfen, den Klassenerhalt zu schaffen.“ Arbeitsrechtlich gibt es aktuell keine Konsequenzen für Drexler und Baumgartl. Vertraglich steht ihnen ein Lizenzspielertraining zu - Ralf Fährmann beispielsweise wählte den Schritt zur U23 freiwillig.
Geraerts hatte Baumgartl und Drexler während der Rückrunde zur U23 geschickt. Er sei mit Baumgartls Trainingsleistungen nicht einverstanden gewesen, sagte der Trainer. Er reagierte scharf in den sozialen Netzwerken: „Was ich nicht tolerieren kann und werde, sind ungerechtfertigte Anschuldigungen und Vorwürfe hinsichtlich meiner Professionalität, Motivation und Teamfähigkeit.“
Drexler war nach dem Auswärtsspiel in Hannover (1:1) rausgeflogen, als er zwei Shakes durch die Kabine geworfen hatte. Drexler habe sich über die Mannschaft gestellt, lautete die Begründung in einer Pressemitteilung. Geraerts und Drexler lagen ohnehin überkreuz, seit Drexler bei einer Teamansprache nach dem 3:5 in Düsseldorf deutliche Kritik an der Taktik geübt hatte.