Die Türkei hat einen Traumstart hingelegt. Nach dem 3:1 gegen Georgien kennt die Euphorie kaum Grenzen. Das gellende Pfeifkonzert eines Teils der 50.000 türkischen Fans in Dortmund bei der Hymne des Gegners sorgte aber auch für Unmut. Der in Bochum lebende ehemalige türkische Nationalspieler Yildiray Bastürk hat das Spiel im Stadion verfolgt und hat dazu wie auch zu Teammanager Hamit Altintop eine klare Meinung.
RevierSport: "Yildiray Bastürk, hat sich die Euphorie bei Ihnen nach dem Auftaktsieg wieder etwas gelegt, oder stehen Sie noch unter Adrenalin?"
Ich habe ja selbst lange in der Nationalmannschaft gespielt und bin auch als Zuschauer ab und an mal beim BVB, wo auch immer eine fantastische Stimmung herrscht. Aber das war alles nochmal eine Stufe höher und wird wohl niemand, der dabei war, so schnell vergessen.
Wie bewerten Sie das Spiel aus türkischer Sicht?
Ein Sieg zum Auftakt ist natürlich immer wichtig. Es war ein guter Start, auch wenn das Spiel am Ende auch hätte anders laufen können. Wir hatten vor allem in den Phasen, in denen es Unentschieden stand, viel Ballbesitz, haben den Ball gut laufen lassen. Das war vorher alles nicht klar. Schließlich hatten wir im Trainingslager auch einige Verletzte zu beklagen. Aber man sieht, dass wir uns weiterentwickelt haben. Allerdings hat man in der Rückwärtsbewegung auch einige Chancen zu viel zugelassen. Daran müssen wir arbeiten.
Was trauen Sie der Mannschaft zu?
Ich denke schon, dass wir das Achtelfinale erreichen können. Und dann kommt es immer auch ein wenig auf die Gegner an, die danach kommen. Wir haben ein sehr junges und hungriges Team, das jüngste aller Teilnehmer. Mit der Euphorie aus dem Georgien-Spiel und der Unterstützung der Fans kann das Team vielleicht schon über sich hinauswachsen. Auch wenn es schon gegen Portugal am Samstag ein ganz anderes Spiel wird. Dort werden wir weniger den Ball haben. Aber vieleicht liegt uns das sogar noch besser. Tschechien hat es ja vorgemacht, wie es gehen könnte.
Mit Hamit Altintop ist ein Gelsenkirchener Teammanager der "Milli Takim" ...
Ich wünsche meinem Freund Hamit sehr den Erfolg. Er macht im Präsidium des türkischen Fußballverbandes eine super Arbeit. Er hat immer wieder eingefordert, dass die Nachwuchsarbeit strukturierter werden muss und scheut dabei auch nicht das klare und offene Wort. Deswegen wird er nicht uneingeschränkt unkritisch gesehen. Aber er geht voran und dass wir bei der Endrunde dabei sind, ist auch sein Verdienst. Das ist wichtig, um weitere Schritte machen zu können, damit wir künftig wieder regelmäßig bei allen großen Turnieren dabei sind. Denn wie überall brauchst du auch den Erfolg.
Nicht gut angekommen ist beim Gegner und bei neutralen Besuchern, dass die türkischen Fans bei der Nationalhymne des Gegners gepfiffen haben. Wie bewerten Sie das?
Das darf und wird sich auch hoffentlich in den nächsten Spielen nicht wiederholen. Bei aller Euphorie dürfen wir nicht den Anstand und den Respekt vor den anderen Mannschaften und Nationen verlieren. Unsere Spieler sind da mit gutem Beispiel vorangegangen und haben die Fans mit Gesten aufgefordert, damit aufzuhören, so dass es nachher auch deutlich leiser wurde. Aber das gehört sich bei aller Unterstützung für das eigene Team nicht.