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Behindertenfußball: EL Hamadi nicht im Kader – Favorit Holland ohne vier
Veranstalter wendet FIFA-Reglement an

Behindertenfußball: EL Hamadi nicht im Kader – Favorit Holland ohne vier
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16 Spieler sind am Freitag zur EM nach England gereist. "Alle haben gültige Registrierungsnummern des Weltverbandes INAS-FID“, verkündete am Samstagnachmittag kurz und knapp ein hörbar erleichterter Ralf Kuckuck vom Deutschen Behindertensportverband (DBS). Das sensible Thema der Registrierungen hatte den Stab des DBS in den letzten Wochen auf Trab gehalten.

Fehler wie 2006, die zur Disqualifikation der deutschen Mannschaft führten, mussten in jedem Fall vermieden werden. Die Art der Testverfahren und die zeitlichen Fristen wurden nun peinlichst genau beachtet.

Alles scheint somit im Lot zu sein, bevor die deutsche Elf am Montag gegen Holland ins Turnier einsteigt. Fast alles: Mittelfeldspieler Wissam El Hamadi bestieg am Freitag nicht den Bus nach England, weil er als Migranten-Sohn libanesischer Eltern nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und damit nach FIFA-Reglement nicht für Deutschland auflaufen darf. Eine neue Posse scheint sich in diesem Zusammenhang abzuzeichnen, denn bislang sah das Reglement des Weltverbandes INAS-FID für solche Fälle Ausnahmen vor. Auf Nachfrage von RevierSport zeigte man sich beim DBS überrascht von der Entwicklung: „Dass das neue EM-Reglement des Veranstalters in diesem Punkt FIFA-Statuten über die des eigenen Weltverbandes INAS-FID stellt, sorgt im Hintergrund für gehörigen Wirbel“, erklärt Kuckuck und betont: „Uns trifft es nicht so hart wie den Top-Favoriten aus Holland. Coach Rene Bouma muss sogar auf vier Leistungsträger mit Migrationshintergrund verzichten, die vor zwei Jahren noch mitverantwortlich für den Finaleinzug bei der WM waren.“

Warum nun Sozialisations-Faktoren wie der Geburtsort oder die Aufenthalts- und Ausbildungsdauer in einem Gastland im Falle von El Hamadi keine Rolle mehr spielen, bleiben vorläufig offen. Auch Ex-Bundestrainer Willi Breuer und der Ex-Team-Manager Wolfgang Warnke, die gestern beim Turnier der Heimstatt Engelbert weilten, hatten hierauf keine Antwort. „Dass es mitunter enorme Visa-Probleme mit unseren ausländischen Spielern bei der Einreise in den Ostblock oder auch nach England gibt, hätte man noch erwarten können, aber eine grundsätzliche Nationalitätsfrage ist neu und überraschend“, stellte Warnke fest, während Breuer ergänzte: „Das ist natürlich für Wissam enorm bitter, da er sich in den letzten Jahren so gut entwickelt hat. Aber was soll ich sagen: Man weiß nie, was einen in Verbandsstrukturen erwartet.“

In jedem Fall kommt die neue Regelung EM-Gastgeber England entgegen, das keine „Integrationsfälle“ im Aufgebot hat und in diesem Jahr deutlich schwächer als Holland eingestuft wurde. Sowohl der holländische Coach Bouma als auch der britische EM-Organisationschef und INAS-FID Funktionär Jeff Davies waren am Samstag für Rückfragen nicht erreichbar. Für Spannung ist im Behindertenfußball einmal mehr gesorgt.

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