ETB: Berge will Kurz und Federico Amione haben

Wenn Multivitamin nicht schmeckt

Ab dem heutigen Donnerstag bis zum Sonntag tummelt sich der Tross im Trainingslager Billerbeck (Hotel "Die Weißenburg"). Berge grübelt über den Aspekt Torhüter. Marcel Johns verlängerte bis 2009, Tobias Ritz hat ohnehin einen laufenden Kontrakt. "Wir planen nicht mit beiden", legt sich Berge fest. Da Johns neu signierte, soll Ritz schon länger die Koffer packen. Der sieht das aber nicht ein. Klar ist, keiner von beiden wird die Nummer eins. Das soll Pascal Kurz werden, zuletzt Erkenschwick. Berge: "Wir wollen ihn." Wenn Platz ist. Berge: "Vielleicht gibt es die Einsicht zu gehen, wenn drei Alternativen da sind."

Dass der Abgang von Stürmer Sascha Wolf für den Fußballlehrer "ein Problem" ist, betont er unmissverständlich. Seine eher diplomatische Beschreibung: "Unglücklich. Wir haben uns im Cafe getroffen und alles besprochen. Zu einer Verlängerung kam es dann nicht." Die Lücke muss geschlossen werden. Christopher Finnern ist im Trainingsbetrieb, auch wenn der Club sich mit einer Meldung über einen echten Abschluss mit dem Ex-Velberter noch immer nicht gerührt hat. Berge erklärt: "Es geht darum, einen Akteur zu kriegen, der sich im Strafraum wohl fühlt."

Das soll Federico Amione sein, mit dem Berge schon in Uerdingen zusammenarbeitete. Der 23-jährige, mit 1,87 Meter durchaus wuchtige Mittelstürmer, stellt sich schon seit einer Woche im Training vor. Berge beschreibt seine Personalplanungen: "Wir haben uns ein paar Jungs geholt, bei denen die Karriereplanung etwas verrutscht ist." Die Berge mit "Co" Martin Höffelmann wieder in die Spur bringen will.

Bei Finnern "sieht man deutlich das Potenzial", wie Berge erklärt. "Wir müssen einsehen, dass der ETB nicht den Tresor aufmachen kann." Dass zum Abschluss der letzten Oberliga Nordrhein-Saison Kleve in der Regionalliga landete, ist für Berge einfach logisch. "Dort gibt es mehr wirtschaftliche Möglichkeiten."

Was nicht heißt, dass der ETB in Demut versinken soll. Der Familienvater: "Wir müssen unsere eigene Identität finden." Übersetzt: Definieren, was Erfolg ist. "Deswegen klauen wir uns Spieler und reparieren sie. Wir holen sie, um mit ihnen mit voller Überzeugung arbeiten", beschreibt Berge.

Darauf wurden alle vom Linienchef eingeschworen. Dieser initiierte eine Sitzung, zu der allerdings nicht nur der Kader erschien, sondern auch das Management, die Club-Führung, selbst der Platzwart. Berge: "Wichtig ist jeder Einzelne. Unsere Rahmenbedingungen müssen absolut stimmen, Aufgaben verteilt sein." Der Ex-RWE-Coach machte es mit einem Versuch klar, reichte zwei Flaschen mit Multivitaminsaft herum. "Die eine war echt lecker", grinst Berge.

Die andere weniger, denn dort hat der Ex-Profi zusätzlich Salz hineingestreut. "Wenn nur eine Substanz nicht passt, kann man das Getränk vergessen", erläutert Berge sein Bild. Und ergänzt: "Wenn der Zusammenhalt nicht gegeben ist, kann man nicht in Ruhe arbeiten, weil man sich den Sauerstoff klaut." Der 33-fache Bundesligaspieler spricht von "einem Gesamtkunstwerk", von "Spielregeln für alle", von einem "Mantel um die Geschichte". Für was? Berge: "Dann kommt der Erfolg."

Der nächste Schritt des Kollektiv-Buildings wird in Billerbeck vollzogen - der 46-Jährige: "In einem Trainingslager fällt die Maske. Ich bin gespannt, wer sich morgens das letzte Brötchen nimmt, wenn der Kollege auch eine Hälfte haben möchte." Abends an der Theke kann man sich der Mannschaft nicht entziehen. Dabei will der Ex-Schalker "nicht nur Kommunionkinder, die sich berieseln lassen." Die Basis, das schreibt Berge auch auf: "Erfolg, Team, Begeisterung". Die Anfangsbuchstaben ergeben nicht umsonst ETB.