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Rhynern: Dej in London
Ein Kurztrip in die Glitzerwelt

Rhynern: Dejs verrückte Tage in London
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Als Marco Dej am Sonntagabend den Flughafen London-Heathrow betritt, wird ihm klar, dass sein Kurztrip in die Glitzerwelt des großen Fußballs beendet ist.

Als Marco Dej am frühen Sonntagabend den Flughafen London-Heathrow betritt, wird ihm klar, dass sein viertägiger Kurztrip in die Glitzerwelt des großen Fußballs beendet ist. Nur sein voll gepackter Koffer zeugt davon, dass er einen Moment lang kurz vor dem Sprung in den Profibereich stand, als einer von 100, die sich gegen 75.000 Konkurrenten aus aller Welt durchgesetzt hatten.

Beim Nike-Wettbewerb „The Chance“ gehörte er zu den 100 Finalisten, von denen acht schließlich ein einjähriges Stipendium an der Nike Premier League Academy erhielten. Doch ebenso wie sein deutscher Zimmernachbar Luka Odak verpasste er bereits den Sprung unter die letzten 32, die am Samstag im imposanten Stadion der MK Dons die Gewinner ermittelten.

Für die beiden war bereits nach der vierten Trainingseinheit am Freitag Endstation. „Diejenigen, die unter den letzten 32 waren, hat es sicher mehr mitgenommen als mich“, betont Dej, und das kann man ihm getrost abnehmen. Der defensive Mittelfeldspieler wusste, dass er schon allein aufgrund seiner Position einen Standortnachteil haben würde. „Im Spiel wollten alle viel allein machen, daher habe ich als Sechser keine Bälle bekommen“, berichtet er, während der Flieger Richtung Düsseldorf abhebt.

Treffen mit Essien und Co.

Dennoch hat der Youngster von Westfalia Rhynern einiges mitgenommen: Vier Mal die komplette Trainingsmontur von Nike inklusive Funktionsunterwäsche, Mützen und Handschuhen, dazu Poloshirts, Socken, Ausgehschuhe und ein Arsenal-Trikot – so viel, dass sich das Gewicht seines Gepäcks gegenüber dem Hinflug verdoppelt hat. Doch der 22-Jährige hat auch Erinnerungen dabei, die er nicht so schnell vergessen wird: Die enge Straße zum Hotel Sopwell House, durch die sich der Mannschaftsbus bei Gegenverkehr nur zentimeterweise fortbewegen konnte. Die Unterkunft vor den Toren Londons, in der zuvor die besten Nationalmannschaften der Welt residiert haben.

Sein Tapetenwechsel nach der ersten Nacht, weil sein österreichischer Zimmernachbar lieber mit dem Schweizer nächtigen wollte. Der Brasilianer, der sich das Nike-Logo in die Frisur rasiert hat. Die Südafrikaner, der in den Pausen zwischen den Einheiten ausgelassen sangen und tanzten. Die Treffen mit Rafael van der Vaart, Michael Essien, Clint Dempsey, Giovanni van Bronckhorst und all den anderen Stars. Die Ansprachen von Guus Hiddink und Arsène Wenger, die sie beim Training beobachteten. Das Niveau der Einheiten, das so viel höher war als beim Qualifikationswettbewerb in Berlin. Die Besichtigung des Wembley-Stadions. Arsenals 3:0-Sieg gegen Wigan Athletic. Den Besuch der Nike Town im Herzen Londons. Und den kurzen Moment der Enttäuschung, als er nicht zu den 32 Auserwählten zählte, die Luis Figo die Hand schütteln durften.

„Auch wenn es nicht geklappt hat, hat es viel Spaß gemacht. Ich bin nicht unendlich traurig. Es hat die Richtigen getroffen“, sagt Dej, während er seine Uni-Unterlagen aus der Tasche kramt. Er studiert im dritten Semester Wirtschaftswissenschaften in Dortmund, in zwei Wochen stehen Klausuren an. „Hoffentlich schaffe ich das alles“, bemerkt Dej, während sein Blick die dicht beschriebenen Blätter streift. In London hat er nicht lernen können, seine Tage begannen um sechs Uhr morgens und endeten erst gegen Mitternacht. „Für einen Studenten ist das ungewohnt“, grinst der Jungspund, der der Fünftälteste und vermutlich auch der Reifste im Teilnehmerfeld war.

Zweite Chance in den USA?

In der B-Jugend war Dej Kapitän von Borussia Dortmund und spielte in der U17-Nationalmannschaft. Eine weiche Leiste und einen Bänderriss später waren ihm seine ehemaligen Mitspieler Lars Bender, Toni Kroos und Marko Marin enteilt. „Ich habe mich damit abgefunden, dass dieser Trubel nicht mehr mein Alltag ist“, bemerkt Dej, während er sich seine Brille zurechtrückt. Er ist ein guter Fußballer, das weiß er. Aber er ist kein Übertalent, und auch das ist ihm bewusst.

Dank dieser Selbsterkenntnis wird er problemlos zurück in den Alltag finden, der am Montag den nächsten Uni-Besuch für ihn bereithält. Und vielleicht wird er bald doch noch einen Vertrag unterschreiben, der ihm eine Fußballerlaufbahn im Ausland ermöglicht: Dej wurde von einer Agentur angesprochen, die ihm ein Stipendium an der University of California in Los Angeles vermitteln könnte.

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