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RWE: Bilanz
Das Comeback des Jahres

RWE: Die Bilanz der Hinrunde
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Betrachtet man Ausgangssituation und Ist-Zustand, hat Rot-Weiss Essen in der NRW-Liga eine nahezu beispiellos gute Hinserie vorgelegt. Wir ziehen Bilanz.

2010 – was für ein Jahr für Rot-Weiss Essen. Gute sechs Monate ist es her, dass der insolvente Regionalligist fürchten musste, künftig gegen Adler Frintrop IV oder Tgd. Essen-West V zu kicken. Doch der Traditionsklub hat die Kurve bekommen. Mehr noch: RWE ist nicht etwa C-Ligist, sondern NRW-Liga-Tabellenführer. Die tiefe Krise, die den Verein beinahe Kopf und Kragen gekostet hat, wurde zum Motor eines Neustarts, der den Namen nicht nur verdient hat. Beinahe scheint es, als stünde der Verein besser da, als es ihm ohne den Zwangsabstieg jemals hätte glücken können. Mit einem neuen Vorstandsvorsitzenden, der nicht nur aufgrund seiner respektablen Vita für die Neuausrichtung des Vereins wie gerufen kommt und einem neuen Stadion, das der Rat der Stadt nun endlich und endgültig auf den Weg gebracht hat, steht der Verein vor einem kompletten und vor allem schuldenfreien Neuanfang.


Das klingt kurios und wenn der Insolvenzverwalter auf der Mitgliederversammlung Anfang Dezember mit Standing Ovations empfangen wurde, ist es das wohl auch. Ohne das Planinsolvenzverfahren – das vor einem aller Voraussicht nach erfolgreichen Abschluss steht – wäre all dies aber nicht möglich gewesen. Statt kosmetischer Eingriffe ließen der Insolvenzverwalter Frank Kebekus dem Klub eine Rosskur angedeihen, die wirkt.

Mit den allernötigsten finanziellen Mitteln musste eine Mannschaft zusammengeflickt werden, die dennoch den Anforderungen der NRW-Liga genügt. Ein Fall für Zwei: Waldemar Wrobel und Damian Jamro setzten als Trainer und Teammanager nicht nur mangels Alternative auf die ehemalige U23. Vor allem bei den Verpflichtungen muss man der sportlichen Leitung ein tadelloses Halbjahreszeugnis ausstellen. Ganz zu schweigen vom Fußball, den die Mannschaft spielt. Es sind längst nicht nur die Ergebnisse und die Tabellenführung, die für immer neue Rekordzuschauerzahlen sorgen. RWE macht seinen Fans wieder Spaß, zwischen Mannschaft und Anhänger passt derzeit kein Blatt Papier und derzeit spricht wenig dafür, dass sich daran in der Rückrunde etwas ändert.

Nur die Sturmzentrale gibt zu denken

Gerade ein Mal gingen die Essener als Verlierer vom Platz, zudem stellt RWE die jeweils zweitbeste Offensive und Defensive. Mehr geht also kaum. Höchstens die Sturmzentrale bereitet Anlass zur Sorge. Lukas Lenz ist als „Wandstürmer“ für das 4-2-3-1-System unverzichtbar. Es fehlt jedoch ein adäquater Back-up. Ob die finanziellen Mittel geschaffen werden, um sich für eine Verletzung des Angreifers zu wappnen, ist zweifelhaft. Viktor Huschka kam über die guten Ansätze bisher nicht hinaus. Bemerkenswert ist auch die Verteilung der Torschützen. Zwar ragt keiner heraus, dafür ist die Mannschaft auf beinahe jeder Position in der Lage, Torgefahr zu entwickeln und imponierte zudem damit, Ausfälle stets gleichwertig kompensieren zu können. Im Kollektiv übertrumpfen die Essener so selbst individuell hervorragend besetzte Teams wie Windeck oder Köln.

Zudem wirkt die Mannschaft trotz des jungen Durchschnittsalters sehr geerdet und selbstkritisch. Eine Talsohle, eine Krise, kurz: die echte Bewährungsprobe steht jedoch noch aus. Aber eigentlich kann man dieser Mannschaft gar nichts anderes zutrauen, als auch echte Rückschläge wie selbstverständlich zu meistern. Wo das Team zum Saisonstart noch Punkte verschenkte (Velbert, Rhynern), gewann RWE zuletzt selbst schwächere Partien wie in Aachen. Sollte der Reifeprozess fortschreiten und großes Verletzungspech ausbleiben, stehen die Chancen gut, dass sich auch im Sommer 2011 wieder zahlreiche Essener Fans in der Innenstadt versammeln. Dann aber nicht, um Spenden zu sammeln …

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