Nach neun Partien hatte Alemannia Aachen elf Punkte und hinkte der Musik in der Regionalliga West komplett hinterher. Drei Spieltage vor dem Ende der Spielzeit ist Alemannia Aachen aufgestiegen und diktiert den Takt in Liga vier.
Was für eine Leistung, was für eine Euphorie. Eine Stadt im Freudentaumel. Es gibt keine zwei Meinungen. Was die Elf nach dem Wechsel zu Aufstiegscoach Heiner Backhaus ablieferte, das verdient den größten Respekt.
Für Backhaus, der in seinen 29 Spielen an der Seitenlinie einen überragenden Schnitt von 2,59 Punkten erzielen konnte, könnte es der Beginn einer großen Trainerkarriere sein. Für die Alemannia der Start in eine bessere Zukunft.
Denn eine Stadt wurde wachgeküsst, die Alemannia ist wieder in aller Munde, der Zuschauerzuspruch gigantisch. 19.196 Besucher kamen im Schnitt auf den Tivoli, was für eine Marke.
Diese Stimmung, diese Euphorie wird den Klub vorerst tragen. Die Mannschaft soll feiern, das hat sie verdient. Für die Verantwortlichen beginnt gleich die harte Arbeit.
Denn nach elf Jahren Regionalliga wartet auf den Traditionsverein nun eine andere Welt. Die Alemannia ist mit einem kleineren Etat aufgestiegen als zum Beispiel Preußen Münster, Rot-Weiss Essen oder Viktoria Köln.
Die Basis ist eine andere: In der Aufstiegself steckt keine geballte Erfahrung, daher wird sich der Kader verändern müssen. Einige Aufstiegshelden werden den weiteren Weg vermutlich nicht mitgehen können. Harte Entscheidungen müssen getroffen werden.
Denn wer die 3. Liga kennt, der weiß, wie schonungslos es dort zugehen kann. Die Aachener haben es selbst erlebt. In der Saison 2012/13 waren sie dort Gast - für eine Saison. In der ewigen Tabelle der 3. Liga liegt Aachen auf Platz 65 - von 76 Vereinen.
Zu mehr reichte es nicht, denn die Aachener stiegen in ihrer einzigen Drittliga-Saison chancenlos ab. Und das trotz Akteuren wie Albert Streit, Sascha Rösler, Mark Flekken oder Marcel Heller. Nur sieben Siege nach 38 Partien. Der letzte Platz - eine zweistellige Punktzahl fehlte zur Rettung.
Damit es nun besser läuft, dafür muss sich einiges tun. Kreative Transfers müssen her, denn vom Budget her wird man - trotz eines zu erwartenden Zuschauerschnitts von über 16.000 Besuchern - im unteren Drittel liegen. Wichtig ist: Diese recht junge Mannschaft braucht auch erfahrene Köpfe, die die Ruhe bewahren, wenn es mal nicht läuft. Diese Mannschaft benötigt einen Zusammenhalt, der dem der laufenden Spielzeit gleicht.
Anders kann man in der 3. Liga nicht bestehen. Individualisten sind hier selten gefragt. In der 3. Liga wird erst einmal gearbeitet, dann gespielt. Hier schlägt meistens die Mentalität die individuelle Qualität.
Daher darf man gespannt sein, wie groß der Umbruch ausfallen wird. Viel Mentalität hat Aachen bereits, jetzt muss es die Aufgabe sein, neue Akteure zu finden, die sportlich den Sprung nach vorne bedeuten, die aber den Zusammenhalt nicht gefährden dürfen.