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Mannschaft des Monats
Westfalia Wickede auf dem Höhenflug

Mannschaft des Monats: Westfalia Wickede
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Auch im August kürte RS die "Mannschaft des Monats". Die Wahl fiel auf einen westfälischen Landesliga-Aufsteiger, der gleich zum Start die Konkurrenz schockte.

Eine gewisse Genugtuung kann Marco Schott nicht verhehlen. „Der Sieg gegen Eving-Lindenhorst war schon etwas besonderes. Das ging runter wie Öl“, schmunzelt Westfalia Wickedes Spielertrainer. „Vor allem, weil Dimitrios Kalpakidis ein ganz guter Kumpel von mir ist. Ich wollte ihn überraschen und das ist mir anscheinend gelungen.“ Kann man sagen: Schott ließ am ersten Spieltag drei Spitzen auflaufen und zwang den selbst ernannten Top-Favoriten mit 2:1 in die Knie. Mit dem umkämpften Derby-Sieg am ersten Spieltag gab der Landesliga-Rückkehrer nicht nur seine Visitenkarte in der neuen Klasse ab – er setzte gleich ein erstes Ausrufezeichen.

Auch ein paar Wochen später muss festgehalten werden: Akklimatisierungsprobleme hatten die Dortmunder Vorstädter nicht. Zwar blieb die Abwehr um Mario Bunk nie ohne Gegentor, trotzdem ging Westfalia Wickede fast immer als Sieger vom Platz. Die Geschlagenen berichteten danach unisono von der „tollen Moral“ und der großen Geschlossenheit der Mannschaft. Das sieht der Chef der Truppe ganz ähnlich: „Wir profitieren davon, dass wir seit fast drei Jahren so zusammen sind und über ein eingespieltes Team verfügen“, analysiert der ehemalige BVB-Junior.

Die erste Seniorenmannschaft des BV Westfalia Wickede (Foto: privat).

Nach etlichen Stationen in und um das Revier kehrte Schott 2006/07 zu seinem ersten Klub zurück. Zuerst als Spieler – dann, als es gar nicht lief, übernahm er in der Rückrunde einer „Katastrophen-Saison“ auch den Trainerposten. Den Abstieg konnte der damals 31-Jährige nicht verhindern, Schott war aber froh, dass ihm der Verein vor den Toren der Bierstadt die Möglichkeit gab, etwas Neues aufzubauen. Drei Jahre später ist nicht nur die erste Senioren-Mannschaft wiedererstarkt, sondern auch das Umfeld mitgewachsen: Im neu erbauten „Pappelstadion“ rollt der Ball jetzt auf einem modernen Kunstrasenplatz, eine schmucke Tribüne in Sichtweite des Flughafens ist inklusive.

Noch wichtiger für den Trainer ist jedoch das solide Nachwuchs-Fundament, auf das er bauen kann. „Wir haben eine sehr gute Jugendarbeit, aus der wir uns bedienen können“, weiß der Defensiv-Allrounder die weitsichtige Aufstellung des Vereins zu schätzen. Denn die „Erste“ profitiert wie im Fall von Jan Broda immer häufiger davon. Der Torhüter ist eine „echter Wickeder Junge“ und kehrte nach einem Intermezzo beim BVB-Nachwuchs an den „Fränkischen Friedhof“ zurück. „Jan kann für uns ein echter Rückhalt sein“, weiß Schott über seine Nummer Eins zu berichten. „Er weiß aber auch, dass er noch ein, zwei Dinge verbessern kann. Das ist mit 19 Jahren ja auch ganz normal.“

Genau diese Mischung aus Zuspruch und Dämpfen ist offenbar das Erfolgsrezept von Schott. Der es so auch schafft, einen Mann wie Roman Schymanietz, der sage und schreibe 46 Treffer zur Bezirksliga-Meisterschaft beisteuerte, immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. „Klar, Roman ist wichtig für uns. Ich sage ihm aber immer wieder, dass er auch gute Nebenleute hat, die ihm die Dinger auflegen“, stapelt Schott auch beim Stichwort „Star der Mannschaft“ eher tief.

Er selbst macht ebenfalls nie den Eindruck, abgehoben zu sein. Das würde angesichts seiner Vita auch kaum zu ihm passen. Bei Borussias Junioren hoffte er an der Seite von Ibrahim Tanko, Vladimir But und vor allem Lars Ricken insgeheim auf eine Profi-Karriere. „Aber immer, wenn es dann hieß, heute kommt Ottmar Hitzfeld, dann hat Lars Ricken mehr geglänzt als ich“, blickt Schott etwas wehmütig zurück. Während der eine „zum Helden von München“ anvancierte, wurde der andere Amateur-“Wandervogel“: Schott stieg mit den Sportfreunden Oestrich auf, sammelte Erfahrungen beim 1. FC Bocholt, dem SSV Hagen oder am Hülser Badeweiher. Auch wenn er nie höher als Oberliga spielen durfte – Schott blieb immerhin bis zur letzten Saison, als er sich das Kreuzband riss, von schweren Verletzungen verschont.


Trainer hat er einige kennengelernt in dieser Zeit, egal ob „Kiki“ Kneuper oder Ingo Anderbrügge, Schott versuchte überall, sich etwas abzuschauen. Besonders im Gedächtnis ist ihm aber „Tito“ Elting geblieben, ein Mann der „alten Schule“: „Bei dem mussten wir Hütchen umgrätschen und so einen Quatsch“, erinnert sich Schott.

Gleichzeitig fand der Gebäudetechniker sein privates Glück, Ehefrau Valerie erwartet in Kürze einen Sohn. Für den Familienmenschen Schott, dessen Eltern früher das Vereinslokal der Westfalia in Wickede bewirteten, ist das sicher ein größeres Thema als der derzeitige Höhenflug seiner Mannschaft: „Es gibt ja auch noch was anderes als Fußball.“

Ist da etwa ein Anflug eines Abschieds von der aktiven Karriere herauszuhören? Schott widerspricht sofort: „Auf keinen Fall! Dafür spiele ich selbst viel zu gern. Und im Moment denke ich schon, dass ich der Mannschaft noch ein bisschen was helfen kann“, lacht er. „Solange die Beine mitmachen, werde ich noch einige Zeit auf dem Platz zu sehen sein“, verspricht der 34-Jährige. In Wickede hat sicher keiner etwas dagegen.

Lesen sie auf Seite zwei: Ein Interview mit Wickedes Geschäftsführer Marcel Fiege

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