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Im RS vor 20 Jahren
Skandal-Schiri Amerell nackt auf dem Betze

Entstaubt: Der RevierSport vor 20 Jahren
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Der heute rauf und runter diskutierte „Sitten-Skandal“ um Manfred Amerell nahm schon 1990 seinen Anfang. RevierSport war selbstverständlich "hautnah" dabei.

Der Begriff „Enthüllungsjournalismus“ bekommt angesichts des Berichts aus Kaiserslautern einen ganz neuen Beigeschmack. Mit dem Wissen um den schlüpfrigen E-Mail-Verkehr und Konkreteres mit Nachwuchs-Schiedsrichtern erscheint der Artikel zum „skandalösen“ 1:2 der Bochumer beim FCK in einem ganz anderen Licht.

Nach dem Manfred Amerell mit Rob Reekers und Andreas Ridder zwei VfL-Kicker vom Platz gestellt hatte, haben die Reporter natürlich ein paar Fragen an den Unparteiischen. Diesen stellt sich der Referee auch – und zwar nackt! Kein Scherz, wir zitieren: „Splitterfasernackt stand Manfred Amerell in seiner Kabine und ritt harte Attacken nach der Kritik an seiner Person. ‚Den haben wir es jetzt mal gezeigt, den saublöden Herren Sportlehrern‘, kehrte Amerell auch sein Inneres nach außen.“

Damit man sich auch 20 Jahre später diese befremdliche Situation noch einmal bildlich vor Augen führen kann, fahren wir fort: „Der ehemalige Manager des Karlsruher SC redete sich ordentlich in Rage und wurde dabei drastisch: ‚Wir sind nicht für die die Arschlöcher...“, betonte der textillose Mann in Schwarz. Was war im Fritz-Walter-Stadion eigentlich passiert, dass sich die Erregung dermaßen Bann brach? „Eine verhängnisvolle Gelbe Karte sieht Ridder in der 29. Minute nach einem Allerweltsfoul an Emig. Acht später bringt der Ex-Bielefelder Hotic zu Fall, der sich theatralisch am Boden wälzt. Schiri Amerell, von dem Reinhard Saftig (damals Trainer in Bochum) schon vor dem Spiel nichts Gutes erwartete, will erneut den gelben Karton aus der Tasche kramen. Und zieht dann „Rot“, weil Ridder ja bereits verwarnt worden war.“

Amerell gibt Interviews im Adamskostüm

Damit nicht genug, auch Abwehrspieler Rob Reekers fliegt vom Platz: „Dann die 81. Minute: Rob Reekers schießt dem Linienrichter den Ball in den Bauch, der krümmt sich vor Schmerzen. Der Holländer sieht die Rote Karte.“ Wenig später schießt Stefan Kuntz den Siegtreffer für die „Roten Teufel“. Noch ein wenig später gibt Amerell dann Interviews im Adamskostüm...

Und noch mal 20 Jahre später sollte doch die Frage erlaubt sein, ob Amerells Nudistentum in der „Mixed Zone“ nicht alle hätte alarmieren müssen. Aber damals war Frauenfußball für die Schlipsträger vom DFB wahrscheinlich wesentlich perverser als das, was sich anscheinend so alles in Schiedsrichterkabinen abspielen kann.

Blättern wir schnell weiter, denn auf Seite 18 hagelt es Anekdoten. Kein Wunder, Thema ist schließlich Schalke 04. Und bei den Knappen gilt wie immer: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Als da wären:

1. Ein schillernder Ex-Präsident: „Günter ‚Oskar‘ Siebert lud zur Eröffnung seines neuen Tanzlokals („Hier tanzen die Teens von gestern“) in den Fünf-Sterne-Palast Dunamar in Playa des Ingles ein. Vorgesehener Disk-Jockey: Günter Siebert.“

2. Das Magath-Vorbild Neuruer: „Quälix“ mag als großer königsblauer Erneuerer gelten, in Wahrheit ist das aber kalter Kaffee, nämlich alles schon einmal da gewesen. Und zwar unter Peter Neururer. Neulich ließ Magath Rafinha mal auf links auflaufen und wurde als taktisches Genie gefeiert. Darüber kann „Peter der Große“ nur lächeln, er tauscht die Positionen von Luginger, Müller oder Schlipper auch munter in der Halbzeitpause. Und der oft zitierte „Jugendwahn“ geht ebenfalls auf Neurures Kappe: Da werden mal eben „sechs nervöse Jungs“ zum Probetraining eingeladen und vier von ihnen genauso schnell wieder nach Hause geschickt. Am Ende blieb nur ein Verbandsliga-Kicker namens Richard Mademann in Neurures Sieb hängen.

Zwei königsblaue Nasen bei Elstners „Nase vorn“

3. Eine geplatzte Pressekonferenz: Von „Kanzlerredenähliche Verdunkelungen“ muss Revier-Sport berichten. Denn Schalke wollte eigentlich einen neuen Ausrüster präsentieren. Aber wenn adidas dann eventuell doch mehr blecht als hummel, dann wird die Veranstaltung kurzfristig abgeblasen. Oder wie Manager Helmut Kremers sagt: „Da wird weiter in ganz vernünftiger Atmosphäre verhandelt.“

4. Show-Stars im Doppelpack: „Präsident und Manager hatten am Samstag die ‚Nase vorn‘: Günther Eichberg und Helmut Kremers wurden von Frank Elstner zur Ausgabe seiner nicht unumstrittenen Rubbelshow eingeladen.“ Bitte? „Nicht unumstrittene Rubbelshow“? Ein Schelm, wer jetzt schon wieder an Amerells Auftritt in den Katakomben von Kaiserslautern denkt!

Was aus „Nase vorn“ geworden ist, ist bekannt. Das debile TV-Format ist nach 13 Ausgaben für immer in der öffentlich-rechtlichen Versenkung verschwunden. Das Schicksal des Vereinsliedes der Sportfreunde Katernberg ist hingegen nicht ganz so geläufig. „Das engagierte Vorstandsmitglied“ Bodo Damer, seines Zeichens Stadionsprecher „am Lindenbruch“ hat „den Song schon auf Band gesungen“ und auch schon Kontakte zu einem Aufnahmestudio geknüpft, um die ganze Schose auf Platte zu pressen. Angesichts des Titels hätte sich die Nummer wohl auch gut als Werbe-Hit im Bundestags-Wahlkampf gemacht: Der Gassenhauer firmierte unter dem Slogan „Die Grünen“.

Besitzt irgendjemand dieses Stück auf Tonträger, möge er sich bitte bei der Redaktion melden. Mit unserem Experten für historische Fußball-Gesänge, Manni Rottwilm, organisieren wir dann eine Neuaufnahme des Titels, natürlich feat. „DJ Forelle“ aka Günter Siebert. Und Amerell? Der schwingt als Dirigent den Taktstock.

Lesen Sie in der nächsten Woche: Der „FC Schnoppes 90“ bläst zur Attacke.

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