Ein 2:1-Sieg bei Rot-Weiss Essen und ein 1:1-Remis daheim gegen den SC Verl: Alemannia Aachen ist als Drittliga-Aufsteiger sehr ordentlich aus den Startlöchern gekommen. Angemerkt sei: Gegen Verl musste Aachen nach einer Roten Karte für Charlison Benschop 80 Minuten in Unterzahl agieren.
Erdal Celik, Technischer Direktor und für den Kader in Aachen mitverantwortlich. Er verabschiedete sich nach dem Verl-Spiel für wenige Tage in die Türkei. Wir konnten Celik ans Telefon kriegen und haben mit dem Alemannia-Funktionär über den Aachener Start - und die weitere Kaderplanung gesprochen.
Erdal Celik, was machen Sie aktuell in der Türkei?
Meine Familie kommt aus dem Erdbeben-Gebiet bei Hatay und Gaziantep. Seit dieser furchtbaren Tragödie engagiere ich mich mit einem Projekt für die Menschen vor Ort. Sodass die Leute schnell wieder ins geregelte Leben zurückfinden. Wir haben Familienmitglieder, die nach dem Erdbeben 14 Tage im Auto gelebt haben. Das ist für uns alle hier in Deutschland unvorstellbar. Dieses Projekt fülle ich mit viel Leidenschaft und Herz aus. In der Vergangenheit konnte uns auch mein Ex-Klub Bayer Leverkusen finanziell sehr unterstützen, jetzt auch Alemannia Aachen. Ich danke den Leuten, auch im Namen der Menschen vor Ort in Hatay und Gaziantep, von Herzen. In dieser Woche kehre ich aber auch schon wieder nach Aachen zurück.
Wir haben das gesehen, was die Alemannia unter Trainer Heiner Backhaus ausmachen soll: die Jungs waren giftig, positiv, aggressiv und gierig. Wir haben vielleicht nicht das Spieler-Budget wie einige Konkurrenten, dafür aber feine Charaktere, die marschieren und ihr Herz auf dem Rasen lassen
Erdal Celik
Zurück zum Sport: Wie resümieren Sie die ersten beiden Spieltage?
Sehr positiv. Stand heute kann man sagen, dass wir in der Kaderplanung doch ein gutes Händchen hatten. Aber, ich warne auch: Wie gut unser Kader wirklich ist, werden wir erst Ende Oktober, Anfang November sagen können. Auf jeden Fall sind wir vielversprechend gegen zwei absolute Top-Teams der Liga gestartet. Wir haben das gesehen, was die Alemannia unter Trainer Heiner Backhaus ausmachen soll: die Jungs waren giftig, positiv, aggressiv und gierig. Wir haben vielleicht nicht das Spieler-Budget wie einige Konkurrenten, dafür aber feine Charaktere, die marschieren und ihr Herz auf dem Rasen lassen.
Werden denn bis zum Transferfenster-Ende am 2. September noch neue Spieler dazustoßen?
Wir wollen noch einen Innenverteidiger, im Bestfall einen Linksfuß, verpflichten. Wir haben mit Mika Hanraths, Luca Rumpf und Felix Meyer drei gute Jungs für diese Position. Und mit Aldin Dervisevic steht noch ein Talent dahinter. Aber wir wollen da noch flexibler werden.
Mit Patrick Nkoa, einem Innenverteidiger, ist man sich eigentlich einig, oder?
Ja, Patrick würden wir gerne unter Vertrag nehmen. Leider haben die Behörden da bislang nicht mitgemacht. Er muss einen Profivertrag vorweisen - laut Rostocker Behörden zählt ein Drittliga-Vertrag nicht dazu. Jetzt haben wir in Aachen angefragt und warten auf eine Rückmeldung der Ausländerbehörde. Sollte diese unseren Vertrag für Patrick auch nicht akzeptieren, droht ihm die Abschiebung in den Kamerun.
Mit Marc Brasnic, Lars Oeßwein, Dustin Wilms und Vincent Schaub stehen vier Spieler in Aachen unter Vertrag, die sie gerne abgeben würden...
Ja, das ist richtig. Die Jungs sind aktuell krankgeschrieben und kein Teil mehr unseres Kaders. Sie haben natürlich Verträge bis zum 30. Juni 2025, die wir als seriöser Arbeitgeber auch erfüllen. Aber sie wissen auch, dass es für sie wenig bis gar keinen Sinn macht, auf diesen Arbeitspapieren zu beharren und ein Jahr auf der Tribüne zu sitzen. Wenn sie lösungsbereit sind, dann helfen wir ihnen bei der Vereinssuche gerne. Bis dato war das aber nicht der Fall.
Am Wochenende kommt Holstein Kiel im DFB-Pokal zum Tivoli: Was ist da für die Alemannia drin?
Im Pokal geht es ums Weiterkommen - das wollen wir schaffen! Wir haben natürlich Respekt vor diesem starken Bundesliga-Aufsteiger. Aber mit einem nahezu ausverkauften Haus im Rücken und einer heißen Mannschaft wollen wir Kiel einen ordentlichen Tanz bieten. Für was das am Ende langen wird, werden wir dann sehen.