Sportlich hatte Rot-Weiss Essen in den vergangenen Tagen mit positiven Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht und somit für eine Aufbruchstimmung im Fan-Umfeld gesorgt. Diese Stimmung wurde dann am Dienstag auf eine harte Probe gestellt. Im VIP-Bereich Assindia im Stadion an der Hafenstraße fand die kleine "JHV" von RWE statt.
Zur Erinnerung: Die ursprüngliche außerordentliche Jahreshauptversammlung versank am 25. Juni 2023 im Chaos und wurde sogar vorzeitig abgebrochen. Beim Austausch am Dienstagabend waren dann 400 Vereinsmitglieder live dabei, dazu schauten sich im Schnitt etwas mehr als 2000 Zuschauer den Stream bei YouTube an.
Marcus Uhlig und Sascha Peljhan aus dem Vorstand sowie Dr. André Helf und Hans-Henning Schäfer aus dem Aufsichtsrat hatten zu dieser Veranstaltung geladen, um über den hohen Jahresfehlbetrag von 3,63 Millionen Euro (Kalenderjahr 2022) zu diskutieren und weitere offen gebliebene Fragen zu beantworten.
Es bleibt ruhig und sachlich
Die kleine "JHV" dauerte insgesamt drei Stunden und 40 Minuten. Kurz vor 23 Uhr verließen die Fans und auch Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen die Hafenstraße mit einem positiven Gefühl.
Es war ein harmonischer Abend mit einer aufgelockerten Stimmung. Keine Zwischenrufe gegen den Vorstand und Aufsichtsrat, keine Pfiffe und auch keine persönlichen Anfeindungen oder Pöbeleien wie bei der ursprünglichen JHV. Dafür gab es viel Transparenz, Offenheit und Selbstkritik der Protagonisten auf der Bühne – das kam augenscheinlich bei den Anwesenden gut an.
Wir müssen besser kommunizieren! Leider sind durch die tatsächlich nicht gute Kommunikation in der Mitgliederversammlung öffentliche Diskussionen über Verantwortlichkeiten losgetreten worden, die an den Fakten und tatsächlichen Verantwortlichkeiten vorbei gehen.
Hans-Henning Schäfer.
Selbstkritisch äußerte sich auch Aufsichtsratsmitglied Schäfer, der dieses Amt seit 2008 innehat: "Wir müssen besser kommunizieren! Leider sind durch die tatsächlich nicht gute Kommunikation in der Mitgliederversammlung öffentliche Diskussionen über Verantwortlichkeiten losgetreten worden, die an den Fakten und tatsächlichen Verantwortlichkeiten vorbei gehen." Er versprach für die Zukunft Besserung in diesem Bereich.
Kleiner Zwischenfall um Dr. André Helf
Egal, ob Uhlig, Peljhan, Helf oder Schäfer – sie alle erhielten für ihre separaten Vorträge uneingeschränkt Applaus vom Publikum. Als es gegen Ende der Veranstaltung dann in einen offenen Fragendialog zwischen den Verantwortlichen und den Fans ging, gab es nur einen kleinen Zwischenfall: Ein Fragesteller kritisierte Dr. André Helf für dessen Entgleisung bei der letzten JHV und forderte einen sofortigen Rücktritt mit den Worten: "Es zeigt mir, dass Sie Rot-Weiss Essen in den letzten zwölf Jahren nicht verstanden haben."
Zwar erntete diese Forderung vereinzelt Applaus, konnte in der Nachbetrachtung aber trotzdem einen informativen, harmonischen Abend im Essener Stadion nicht schmälern. Mitte/Ende Oktober soll dann die außerordentliche Jahreshauptversammlung fortgeführt werden.
Genauere Details zu Termin und Ort wird der Verein bald bekanntgeben. "Wir werden uns intensiv auf diesen Tag vorbereiten. Eine Sache ist klar: So amateurhaft wie beim letzten Mal wird es nicht ablaufen", betonte Uhlig.