Am Ende gab es noch einmal eine Niederlage. Das 1:2 beim SV Meppen war die dritte Pflichtspiel-Pleite in Folge für den MSV Duisburg, aus den drei vergangenen Partien in Liga und Niederrhein-Pokal steht eine Bilanz von null Punkten und 4:13 Toren. Ein unrühmliches Ende einer Phase unter Pavel Dotchev, in der die Zebras sich entscheidend stabilisiert hatten und damit dem Abstieg in die Regionalliga West im letzten Saison-Drittel noch einmal von der Schippe gesprungen sind. Doch 43 Punkte und Platz 15 sind nicht der Anspruch eines Vereins, der sich nach dem knappen Verpassen des Zweitliga-Aufstiegs 2019/20 für diese Spielzeit einiges vorgenommen hatte und die abgelaufene Saison nun erst einmal einordnen muss. Die Brennpunkte der Saison 2020/21.
Pokal- und Lieberknecht-Aus: Der Startschuss für eine schwache erste Saisonhälfte fiel mit dem 0:5 gegen den späteren Pokalsieger Borussia Dortmund im DFB-Pokal. Von diesem ersten Negativerlebnis erholte sich das Team des damaligen Trainers Torsten Lieberknecht in der Liga darauffolgend nicht wirklich. Ergebnis waren lediglich acht Punkte aus acht Spielen. Nach der 1:3-Niederlage gegen Viktoria Köln war Schluss für Lieberknecht. [article=505056]RevierSport hatte MSV-Legende Bernard "Ennatz" Dietz am Hörer[/article], der nur kommentierte: "Das ist alles erschreckend, was da passiert."
Grlic installiert Lettieri: Es folgte die wohl umstrittenste Trainer-Rückholaktion der Saison - denn MSV-Sportdirektor Ivica Grlic entschied sich dazu, als Lieberknecht-Nachfolger den einstigen Aufstiegscoach Gino Lettieri zurückzubeordern. Der Deutsch-Italiener sollte das schwächelnde Team stabilisieren, das Gegenteil war der Fall. Aus zwölf Partien unter Lettieri holte der MSV nur zehn Zähler und kam dem Abstieg nach der 1:3-Pleite beim FSV Zwickau bedrohlich nahe. Die Vereinsführung zog abermals die Reißleine.
Rauswurfforderungen für Grlic, Hupkonzerte vor der Arena: Das Fass bei vielen Anhängern war übergelaufen.[article=511564] Wieder hatte RS Dietz am Telefon,[/article] diesmal analysierte er: "Das tut alles sehr weh". Harte Kritik an der Transferpolitik von Grlic [article=511414]kam auch von Ex-MSV-Spieler Tomasz Hajto.[/article] "Sie müssen handeln und Grlic entlassen. Da er keine Eier hat und nicht von alleine zurücktreten wird, muss der Verein handeln. Der MSV ist in einer fatalen Situation und es müssen alle Kräfte noch einmal gebündelt werden", hatte dieser gefordert. Alles Hadern half nichts, der Verein musste irgendwie aus der prekären Lage manövriert werden. Die Fans entwickelten dann ein Verhalten, dass sich bis zum letzten MSV-Heimspiel durchziehen sollte: Sie unterstützten das Team mit lauten Hupkonzerten vor der Arena. Und es wirkte: In Spiel eins nach Lettieri unter Interimstrainer Uwe Schubert gelang ein 3:1 gegen den VfB Lübeck.
Dotchev kommt: Trainer Nummer drei in der Saison heuerte an - Pavel Dotchev, 55, Deutsch-Bulgare und drittligaerfahren. Kurz zuvor bei Viktoria Köln freigestellt, sollte er das Ruder herumreißen.
Stoppelkamp wieder bei alter Stärke: Dass dies letztendlich gelang, lag auch am wieder erstarkten MSV-Kapitän Moritz Stoppelkamp, der lange Zeit mit einem Epstein-Barr-Virus flachlag. Mithilfe des Routiniers und gelungenen Wintertransfers wie Aziz Bouhaddouz, Marlon Frey oder Federico Palacios gelang den Dotchev-Zebras die Wende.
Ungeschlagen-Serie: Auf der Zielgeraden der Saison ging es für die Zebras dennoch um alles. Die Aufgabe meistern konnten die Meidericher auch dank einer Serie, die sechs Spiele andauerte. Zwischen dem 14. März und dem 28. April blieb Duisburg ohne Niederlage. Der Schlüssel zum Klassenerhalt. Die längste Sieglosserie in dieser Spielzeit betrug übrigens acht Spiele - vom 1. November bis zum 12. Dezember 2020 schafften die Zebras keinen Sieg.
Klassenerhalt und Hässliches Ende: Der heiß ersehnte Klassenerhalt gelang dann schließlich auf der Couch. Durch die 0:2-Niederlage des SV Meppen gegen den 1. FC Saarbrücken am vorletzten Spieltag war die 3. Liga gesichert. Aufatmen bei den Zebras - doch die erleichterte Stimmung wurde durch einen unwürdigen Saisonabschluss geschmälert. 1:5 gegen den FC Ingolstadt, 2:6 im Niederrhein-Pokal beim Wuppertaler SV, 1:2 in Meppen - Coach Dotchev fasste die Grundstimmung am Ende treffend zusammen: "Richtig freuen kann man sich nicht", [article=522272]bilanzierte der Bulgare angesichts des Klassenerhalts[/article], der aber durch die jüngsten Auftritte einen faden Beigeschmack bekam. Dieser wird aus Sicht der MSV-Fans zu Beginn der nächsten Saison dann hoffentlich verflogen sein, wenn Duisburg eventuell mit zurückgeschraubten Ambitionen in seine dritte Drittligasaison in Folge geht.