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Zeitenwende im deutschen Tor - Manuel Neuer tritt zurück

Manuel Neuer ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten.
Manuel Neuer ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Foto: firo
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Manuel Neuer macht Schluss in der Nationalmannschaft. Er will sich künftig auf den FC Bayern konzentrieren.

Der letzte Weltmeister nimmt Abschied - Manuel Neuer beendet seine Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach 15 Jahren als Nummer eins und 124 Länderspielen. Das Ende einer Ära im deutschen Tor zehn Jahre nach dem WM-Triumph von 2014 verkündete der 38-Jährige ein bisschen wehmütig, aber entschlossen am Mittwoch.

„Nach langen und intensiven Gesprächen mit meiner Familie und meinen Freunden habe ich mich dazu entschlossen, meine Karriere in der Nationalmannschaft zu beenden“, sagte Neuer. Jeder, der ihn kenne, wisse, dass ihm dies „nicht leichtgefallen“ ist: „Ich fühle mich körperlich sehr gut, und natürlich hätte mich auch die WM 2026 sehr gereizt. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, diesen Schritt zu gehen und mich in Zukunft voll und ganz auf den FC Bayern München zu konzentrieren.“ Bundestrainer Julian Nagelsmann habe er in einem „vertrauensvollen und wertschätzenden Gespräch“ informiert.

Als im März 1991 ein fünf Jahre alter Steppke beim Training von Schalke 04 aufkreuzte, war die Weltkarriere des wohl besten Torhüters jemals selbstverständlich noch nicht abzusehen. Manuel Neuer wuchs als Sohn eines Polizisten in Gelsenkirchen-Buer auf, eine sportliche Laufbahn begann sich im Jahr 2000 mit dem Wechsel auf die Fußball-Eliteschule Berger Feld abzuzeichnen - zwei Steinwürfe von der Schalke-Arena entfernt.

Schon als A-Jugendlicher durfte er in der zweiten Mannschaft spielen, zur Saison 2005/06 wurde er dritter Torhüter des FC Schalke. Zum Raketenschub für die Karriere wurde der erste Bundesliga-Einsatz am 19. August 2006 bei Alemannia Aachen: Frank Rost hatte sich verletzt, Neuer war plötzlich Stammtorhüter.

Er spielte sich fest, zeigte bald spektakuläre Leistungen in der Champions League und ab 2009 auch für die Nationalmannschaft. Unter anderem bei der WM 2010, die er nach einer Verletzung von Rene Adler spielen durfte: stark in der Luft, herausragend auf der Linie, exzellent mit dem Fuß.

Ab 2011 beim FC Bayern, womit sich Neuer beiderseits Feinde machte. Auf Schalke schimpften sie ihn „Judas“, die Münchner Fans hielten Schilder hoch: „Koan Neuer“, was sie aber angesichts sensationeller Paraden schnell einstellten. Schließlich revolutionierte Manuel Neuer das Torwartspiel, er überführte es in die Moderne - mit dem Höhepunkt der WM in Brasilien.

Seine Leistungen dort waren eine Offenbarung. Ja, als Torhüter hütete er noch das Tor. Aber er dachte überdies voraus, leitete ein, verhinderte gefährliche Situationen mit halsbrecherischen Ausflügen bereits an der Mittellinie. Wahrscheinlich hat niemals zuvor und nie wieder danach ein Torhüter eine derart gute WM gespielt - „ein Erlebnis, das uns das ganze Leben lang prägen wird“, wie er selbst sagt.

Welch eine Karriere. Was wäre bloß möglich gewesen, hätten Neuer nicht immer wieder Verletzungen ereilt? Mittelfußbrüche sind zu nennen, zudem der fatale Unfall beim Tourenski mit einem knappen Jahr Pause 2022. „Von wegen: Wir hauen uns auf der Hütte den Marillenschnaps rein und rasen runter“, erzählte er später darüber. „Das war Training – Regeneration für Körper und Psyche. Ich bin diese Strecke schon zigfach gefahren.“ Diesmal stürzte er und brach sich den Unterschenkel.

Auch deshalb stellte sich die Frage, was ein Spitzensportler seinem geschundenen Körper noch zumuten will. Neuer hat sie beantwortet - es reicht. Das EM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien am 5. Juli bleibt sein letztes Turnierspiel, sicher wird er vom DFB noch einen rauschenden Abschied bekommen. Sein Bayern-Vertrag läuft bis 2025.

Für die Nationalmannschaft ist sein Abschied eine Zeitenwende. Jetzt wird Neuers ewiger Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen zum Zuge kommen, endlich!, er ist seit zehn Jahren Stammtorwart des FC Barcelona und war dennoch nie fest die deutsche Nummer eins. „Er ist ein weiterer Weltklasse-Torwart, der auf seine Chance wartet“, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, „wir haben keine Sorgen.“

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