Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Der VfL Bochum hatte soeben den direkten Klassenerhalt perfekt gemacht, Trainer Thomas Letsch erfüllte mit der anschließenden Pressekonferenz seine Pflicht und beantwortete Reporterfragen. Die waren durch die Bochum-Fans aber kaum zu verstehen.
Immer wieder wurde lautstark skandiert: "Wir wollen den Trainer sehen!" Und Letsch zeigte sich, öffnete das Fenster und stimmte einen VfL-Fangesang an. "Genau so muss es sein! Heimspiel, völlig positiv verrückte im Stadion und wir haben ein geiles Spiel gemacht." So richtig genießen konnte er die 90 Minuten aber nicht.
"Die letzten Minuten war klar, dass wir das Spiel gewinnen. Ich habe immer nur nachgefragt, was wirklich auf den anderen Plätzen abgeht und ob die Spiele vorbei sind. Das hat außer mir aber niemanden interessiert." Dann erfuhr der 54-Jährige, dass die Konkurrenz mitgespielt und er seine Mission erfüllt hatte.
"Als dann jeder geschrien hat wusste ich, es müsste gereicht haben. Ich wollte dann eigentlich zum einen oder anderen Spieler." Das war durch den Platzsturm im Ruhrstadion aber kaum möglich. "Philipp Hofmann ist groß, den habe ich gefunden. Aber so einen Cristian Gamboa da in der Traube zu finden, ist schwierig."
Was in ihm gerade vorging, war für Letsch schwer zu beschreiben. "In mir drinnen ist sicherlich emotionaler als es mein Äußeres hergibt." Bei den Feierlichkeiten werde er nicht fehlen. "Ich werde sicherlich nicht ganz vorne sein, da gibt es ganz andere. Aber ich schaue mir das in Ruhe an."
Was ihm der Klassenerhalt bedeutet, merkte man, als er begann, über den VfL zu reden: "Der Verein ist etwas Besonderes und ich glaube, dass uns in Deutschland viele gönnen, dass wir in der Liga geblieben sind. Wir sind eine kleine Nische: Das Stadion ist anders als die Arenen, wir sind ein Fan-naher Klub und deshalb freue ich mich, dass ich hier arbeiten darf."
Jetzt darf Letsch aber erstmal in den Urlaub - früher als gedacht. "Meine Familie geht am Mittwoch in den Urlaub. Ich hatte bisher noch nicht gebucht und werde morgen nach einem Flug schauen." Bis dahin wird aber erstmal gefeiert.