Marcel Ertmer ist gerade 41 Jahre alt geworden und blickt als Torwart auf eine lange Karriere im Essener Amateurfußball zurück. Der heutige Torwarttrainer des Bezirksligisten Sportfreunde Katernberg hat viel zu erzählen - und tut das auch.
Welches Angebot er aus heutiger Sicht gerne angenommen hätte und wie er als Torwart einen Freistoß in der Nachspielzeit versenkte, erzählt "Emme" im RevierSport-Fragenkatalog:
Meine größte Stärke ist... mein linker Fuß. Und ich glaube, dass ich als Torwart eine ganz gute Technik habe.
Meine größte Schwäche ist... die Schnelligkeit.
Bei uns in der Kabine… ist es immer laut.
Der beste Moment meiner Fußballerkarriere war… beim SC Phönix Essen. Da sind wir als A-Ligist in die Bezirksliga aufgestiegen und sind Hallenstadtmeister geworden. Dazu haben wir den einmalig ausgespielten Reviermasters zwischen allen Ruhrgebiet-Finalisten gewonnen. Schade, dass es das nie wieder gegeben hat.
Das schönste Tor meiner Karriere war… ein Freistoßtor. Das ist aber schon lange her, gegen Schönebeck. Es war die letzte Aktion in der Nachspielzeit und ich habe ja einen ganz guten linken Fuß. Besser kann es ja nicht laufen: Entweder wir verlieren 2:3 oder ich hau das Ding rein.
Mein bester Mitspieler war... Dirk Lübner bei Union Frintrop, "Lübbi" genannt. Egal, wo ich den Ball hingeschossen habe, er hat ihn geholt, zwei, drei Spieler frisch gemacht und den Ball reingehauen. Der war, glaube ich, einer der besten Amateurspieler, die Essen je hatte."
Mein bester Trainer war... Willi Siepmann. Den hatte ich in meinem ersten Seniorenjahr bei den Ballfreunden Bergeborbeck. Ein Mann der alten Schule, bei dem herrschte Zucht und Ordnung. Als ich aus der A-Jugend für ein Pokalspiel hochgezogen wurde, hatte ich es gewagt, die Bälle nicht aus der Kabine mitzubringen. Da habe ich eine Ansage bekommen und seitdem nie wieder vergessen, die Bälle zum Warmmachen mitzunehmen.
Mein schlechtester Trainer war... da hatte ich keinen. Ich kam mit allen gut klar.
Als ich ein kleiner Junge war, war mein Vorbild... Stefan Klos als Torwart von Borussia Dortmund. 1991 hatte mich mein Vater zum Pokalspiel gegen Hannover 96 mitgenommen. Da wurde Klos eingewechselt und hat mir sehr gefallen. Der war der erste Torwart, den ich als Kind immer nachahmen wollte. Ansonsten natürlich Oliver Kahn. Auch wenn ich ihn als Dortmund-Fan nicht mag, muss man sagen: 'Das war einer'.
Ich bin kein Fußballprofi geworden, weil… ich in jungen Jahren nicht zu Rot-Weiss Essen gewechselt bin. Das war in der B-Jugend, als wir mit Schönebeck Niederrheinliga gespielt haben - genau wie RWE damals. Ich habe zwei Minuten vom Platz entfernt gewohnt, all meine Freunde waren bei Schönebeck, ich bin dort aufgewachsen. Da dachte ich mir: 'Warum soll ich zu RWE wechseln?' Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn ich ehrgeiziger gewesen wäre. Das Bestreben danach war aber auch nie da.
Das Beste am Ruhrgebiet ist… natürlich Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen. Und, dass die Menschen so offen sind. Die meisten reden frei Schnauze - das gefällt mir, ist genau mein Ding. Dazu haben wir viele Städte nah beieinander und man muss nicht immer zigtausende Kilometer fahren.
Entweder, oder?
Dortmund oder Schalke? Die Frage stellt sich für mich nicht. Dortmund natürlich!
Bier oder Wasser? Bei 'Bier oder Whisky' hätte ich Whisky gesagt. Ich bin kein Biertrinker. Da nehme ich Wasser.
Club oder Kneipe? Club.
Natur- oder Kunstrasen? Naturrasen.
Kämpfer oder Künstler? Künstler.
Kino oder Netflix? Netflix.
Fußball im TV oder Stadion? Stadion.
Zum Abschluss noch ein paar Fragen:
Mit wem möchten Sie gerne mal ein Bier oder einen Whisky trinken gehen? Mit Oliver Kahn. Da hätte ich Bock drauf. Ich würde ihn fragen, wie es sich anfühlt ein Titan und ein geiler Torwart gewesen zu sein.
Bei welchem Verein erlebten Sie die krasseste Mannschaftsfahrt - und warum? Da gibt es einige. SC Frintrop und Katernberg sind mal als 'Katernberg and Friends' als buntgemischte Truppe nach Mallorca geflogen. Da waren viele verrückte Charaktere dabei. Interna kann ich nicht verraten, aber es war immer feucht und wild, sag ich mal. Es gab mal eine Geschichte im Bierkönig, wo unter anderem mal ein Armdrücken veranstaltet und die ein oder andere Ohrfeige verteilt wurde. Derjenige, der das jetzt liest, wird sich ins Fäustchen lachen. Auch mit Kippe im Mund, da war schon die ein oder andere lustige Sache dabei.
Worüber können Sie lachen? Über alles. Ich bin ein lebensfroher Mensch und für jeden Scheiß zu haben.
Mein bester Urlaub war? Miami, das müsste 2017 gewesen sein. Es war einfach mal geil, live zu sehen, was man sonst nur aus dem Fernsehen kannte.
Was ist für Sie unverzichtbar? Meine Familie und der Fußball.
Welche Musik hören Sie gerne und was läuft in der Kabine? Ich höre Schlager und House-Musik. Das läuft auch in der Kabine.
Wenn Sie noch einmal neu beginnen könnten, was würden Sie in Ihrem Leben anders machen? Ich bin mit meinem Leben zufrieden. In jungen Jahren würde ich nochmal aktiv versuchen, ambitionierter Fußball zu spielen. Im Nachhinein wäre ich zu Rot-Weiss Essen gewechselt. Wer weiß, welche Türen sich dann nochmal geöffnet hätten. Natürlich haben auch einige Leute bei RWE gespielt, aus denen dann nichts geworden ist. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und etwas Glück haben.