„Es ist zu Ende in Hamburg, Schalke ist Meister“, hatte Fuhrmann, damals bei Premiere angestellt, im Live-Interview mit Schalkes damaligem Teammanager Andreas Müller gesagt.
Der Rest ist Fußballgeschichte. Die Fans hatten längst den Rasen des alten Parkstadions gestürmt, Schalke feierte die erste Deutsche Meisterschaft seit 1958 bereits ausgelassen. Bis zu dem Zeitpunkt, bis auf der Videoleinwand in der Südkurve das Spiel der Bayern gegen den HSV eingeblendet wurde, das tatsächlich noch gar nicht beendet war. Patrik Anderson traf in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 und stürzte Schalke damit auf Platz zwei und ins Tal der Tränen. Bayern hatte den Schalkern in letzter Sekunde die Meisterschale weggeschnappt.
Mittlerweile ist Fuhrmann 69 Jahre alt, seit 2017 ist er im Ruhestand. Nicht nur Schalker, die seinen Namen hören, denken sofort an jene Szene am 19. Mai 2001 auf Schalke. „Ich fühle mich gegenüber dem "Meister der Herzen" als "Reporter der Schmerzen“, hatte er selbst noch vor kurzem bei Spiegel-Online geschrieben.
Am Freitag nahm Fuhrmann an der Gedenkfeier zu Ehren Schalkes damaligem Manager Rudi Assauer teil, der nach dem Bundesliga-Drama im Mai 2001 sagte: „Ab heute glaube ich nicht mehr an den Fußballgott.“ Der langjährige Schalke-Manager starb in der vergangenen Woche nach langer Demenzerkrankung im Alter von 74 Jahren. Drei Tage nach der Beisetzung im engsten Familienkreis hatte der FC Schalke 04 am Freitag zu einer großen Gedenkfeier eingeladen. „Die Trauerfeier war sehr würdig, sehr angemessen und sehr unterschiedlich. Das fand ich toll“, sagte Rolf Fuhrmann auf Nachfrage der WAZ. „Es war alles dabei. Und vieles wird hängen bleiben. Man kennt ja nicht alle Stories. Es sind aber auch nicht alle Stories erzählt worden, nicht alle Anekdoten.“
Vor allem die Geschichte von Dieter Burdenski, der als Vertreter von Assauers Ex-Klub SV Werder Bremen in der Kirche St. Urbanus in Gelsenkirchen-Buer eine Rede hielt, hat Fuhrmann gefallen. „Die Geschichte mit dem Fernet Branca war einfach überragend. Und so eine heitere Note hätte Rudi auch gewollt.“ Zur Erklärung: Burdenksi erzählte eine Ankedote aus der Zeit, als Assauer junger Trainer des SV Werder Bremen war. Nach drei 0:4-Niederlagen musste die gesamte Mannschaft am Abend vor dem Spiel gegen den FC Bayern München einen doppelten Fernet Branca trinken. Das Ergebnis: 7:0 – für die Bayern.
Über den 19. Mai 2001 sagte Fuhrmann: „Das war das Finale der Bundesliga-Geschichte. Die vier Minuten, die Schalke nie vergessen wird. Die Schalker scherzen ab und zu und nennen mich Meistermacher. Ich sage dann immer: Seid doch froh, dass ihr es wart. Wer weiß, wann ihr es wieder werdet.“
Rolf Fuhrmann hat Rudi Assauer aber auch ein Versprechen gegeben. „Wenn ich irgendwann nach oben komme und Schalke hat die Schake geholt, dann bringe ich sie Rudi mit nach oben.“
Autor: Christoph Winkel