Steffen Freund, zwischen 1991 und 1993 Profi auf Schalke und 1993 bis 1998 für Borussia Dortmund am Ball, kann die Fan-Wut verstehen. Geht es nach dem 49-jährigen Brandenburger, dann fehlt den S04-Fans einfach eine echte Identifikationsfigur, die den Verein repräsentiert.
"Ich fange mal mit der Seite der Fans an. Sie stehen in der Nordkurve, feuern die Mannschaft an und sind immer für sie da. Kapitän war Höwedes, ein echter Schalker, Fährmann war Kapitän, ein echter Schalke, wurden von Tedesco und Heidel davongejagt oder auf die Bank gesetzt. Jetzt ist Stambouli, Franzose, Kapitän. Die Menschen auf Schalke sind so emotional, die erwarten einen Kapitän, der auch ihr Kapitän ist. Und das ist Stambouli jetzt nicht mehr", sagte Freund in der Sendung „100 % Bundesliga – Fußball bei NITRO“.
Die Schalke-Anhänger hatten die Kapitänsbinde mit der Aufschrift „Nordkurve Gelsenkirchen“ selbst entworfen und Ralf Fährmann vor der Saison überreicht. Diese sollte den Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans symbolisieren. [article=412756]Damit haben die Ultras nun anscheinend gebrochen, nachdem sie Fährmanns Stellvertreter Benjamin Stambouli die Binde nach dem Düsseldorf-Desaster abnahmen.[/article] Mit Tränen in den Augen meinte Stambouli später: „Wir sind nur kleine Spieler, wenn du das vergleichst mit dem großen Verein. Ich werde immer alles geben für Schalke."
Freund findet Tedesco-Verbleib gut
Am Freitag (20.30 Uhr) ist der FC Schalke bei Werder Bremen gefordert. Nur ein Sieg hilft S04 und könnte die Fans wohl für ein paar Tage beruhigen.[article=412940] Seit Wochenbeginn steht fest, dass Schalker vorerst mit Trainer Domenico Tedesco weitermachen wird[/article]. Freund befürwortet die Entscheidung pro Tedesco in er Sendung „100 % Bundesliga – Fußball bei NITRO“: "Schlechter geht es nicht mehr, und dann ist die Situation immer so, dass du den Trainer entlassen musst. Aber ich glaube, dass die Situation so ist, dass du nach dem Spiel völlig handlungsunfähig warst. Jetzt hat Tedesco das Spiel ausgewertet, hat dafür gesorgt, wie es Freitag gegen Bremen weitergeht, und somit ist, denke ich, die Entscheidung auch nachvollziehbar, weil man die Lösung nicht direkt parat gehabt hatte."
Dass sich Schalke neu aufstellen muss, ist aber klar. Vor allem der Trainer, ob Tedesco oder ein anderer Coach, sollte in Zukunft wieder mehr Unterstützung erhalten. Diesen Tipp gibt Freund Schalke-Boss Clemens Tönnies mit auf den Weg: "Er hat sicherlich sehr, sehr viel für den Verein geleistet, aber die Entscheidung, wer die Führung in der Sportachse übernimmt, hat Clemens Tönnie. Er lag daneben mit Heidel, hat Axel Schuster als Sportdirektor eingestellt, der aber eigentlich nur Teammanager ist. Also in der sportlichen Sequenz ist nur noch Tedesco da. Es gibt keinen, der ihn inhaltlich überprüfen kann. Diese Entscheidung trifft Tönnies und jetzt muss man die Chance nutzen und einen starken Sportdirektor holen wie beispielsweise Huub Stevens. Damit für den Trainer einfach Ansprechpartner da ist auf sportlich höchster Ebene."
Autor: Krystian Wozniak