Es schüttet vom Himmel, als die verbliebenen gesunden Profis des VfL Bochum am frühen Freitagabend ihren Dienst auf dem Platz beenden. Görkem Saglam geht als einer der letzten Spieler Richtung Kabine. Er wirkt keineswegs so, als würden ihm Nässe und Wind irgendetwas ausmachen. Lange hat der 20-Jährige auf seine Chance gewartet, beim letzten Heimspiel gegen Aue durfte er erstmals von Beginn an ran, und am Montag ist - höchstwahrscheinlich - wieder mit ihm zu rechnen.
Bestätigen will und kann Saglam seine Nominierung zwar nicht, schließlich hat der Trainer erst in zwei Tagen das letzte Wort. Aber der Spielgestalter mit dem feinen Fuß ist definitiv heiß auf einen Einsatz. „Ich freue mich über jede Minute, die ich spielen darf“, sagt er diplomatisch. Das Ziel? „Montagabend, 20.30 Uhr, Flutlicht, St. Pauli und ich denke, es kommen viele Fans“, listet Saglam auf. „Wir sind gut drauf, das Training ist intensiv. Wir werden alles geben, um zu gewinnen.“
Saglam überzeugte bei Saison-Startelfdebüt für Bochum
So sieht es auch Trainer Robin Dutt, der Saglams Einsatz zumindest in Aussicht gestellt hat. Da sich die Lage personell nicht verändert hat, die Ausfall-Liste also ungesund lang ist, würde alles andere überraschen. Zumal Saglam in der ersten Halbzeit gegen Aue, bei seinem Startelf-Saisondebüt, durchaus überzeugte, in Durchgang zwei tauchte er dann ein wenig ab. Auch nach seiner Einwechslung im Spiel zuvor gegen Darmstadt erledigte der Techniker seinen Job, sorgte für Entlastung.
Seine Pässe in die freien Räume beherrschen nun wahrlich nicht allzu viele so gut wie der U20-Nationalspieler, der dann gegen Magdeburg wieder auf der Bank Platz nehmen musste, 90 Minuten lang. Jetzt, gegen St. Pauli, soll er es wieder richten mit Sidney Sam, mit Tom Weilandt, mit Lukas Hinterseer an seiner Seite in der Offensive.
Auch beim letzten Heimspiel gegen den Kiez-Klub durfte Saglam ran, er wurde eingewechselt für Thomas Eisfeld, lange ist es her: Der Saisonstart der turbulenten Spielzeit 2017/18 unter Trainer Ismail Atalan ging daneben, St. Pauli gewann mit 1:0. Auch im Heimspiel in der Saison zuvor setzte sich St. Pauli durch (1:3; Trainer: Gertjan Verbeek), ebenso wie im Rückspiel des Vorjahres am Millerntor (1:2; Trainer: Jens Rasiejewski).
Pauli-Premiere unter Trainer Dutt
Nach drei Niederlagen in Folge gegen St. Pauli, alle im Kalenderjahr 2017, kommt es nun zur Premiere von Robin Dutt, der erstmals als VfL-Trainer auf den Kultverein trifft. Ein Ziel für dieses und die folgenden zwei Auswärtsspiele in Berlin und Köln mag er zwar nicht in Punkten ausdrücken. Aber Robin Dutt stellt klar: „Wir spielen in jedem Spiel auf Sieg.“ Erst Recht im eigenen, gut gefüllten Haus; erst Recht gegen den Tabellenvierten aus Hamburg, an dem der Tabellenfünfte aus Bochum mit einem Erfolg vorbeiziehen würde. Es wäre ein perfekter Heim-Abschluss eines anfangs noch so chaotischen Jahres 2018.
Autor: Ralf Ritter