S04-Kommentar

Auf S04-Fan-Wunschzettel stehen nur ein paar Autogramme

Es kann ja an der gefühligen Weihnachtszeit liegen. Aber in letzter Zeit häufen sich geradezu die Liebeserklärungen ehemaliger Schalker Spieler an ihren Ex-Klub. Ob Julian Draxler, Benni Höwedes, Leroy Sane, Sead Kolasinac oder Marvin Friedrich – alle denken angeblich wehmütig an ihren alten Klub zurück.

Das kann ja alles sein. Aber sie spielen längst woanders. Auch wenn die Beweggründe für den Abschied aus Gelsenkirchen völlig unterschiedlich sind, bringen viele Schalker derzeit die sentimentalen Äußerungen manches „Ex“ in Beziehung zur Vertragssituation einiger heutiger Profis. Denn da droht neues Ungemach. Und wenn dann in vielleicht fünf Jahren Alexander Nübel oder Amine Harit von irgendwo aus der weiten Fußballwelt Liebesgrüße an den verflossenen Klub senden, dann ist das für die Fans nicht einmal ein schwacher Trost.

Zu gravierend erwiesen sich zuletzt die Abgänge von Joel Matip, Kolasinac, Sane, Leon Goretzka und irgendwie sogar „Weltklasse“-Max Meyer, der gerade irgendwo in London auf einer Bank versauert. Für den Verein dabei ein zusätzliches Desaster, dass – bis auf Sane – keiner der Genannten auch nur einen Cent Ablöse in die Kasse brachte. Das droht nun in ähnlicher Weise bei Nübel. Und wenn es nicht gelingt, Harit zur vorzeitigen Verlängerung seines Kontraktes zu bewegen, dann müssen sie sich im kommenden Sommer vom derzeit wichtigsten Spieler trennen, wenn sie ein Jahr später nicht wieder vollkommen in die Röhre gucken wollen.

Schalke ist ein riesiger Club. Doch in der neuen Fußballwelt wohl eher nur ein kleinerer Player, ein „Ausbildungsverein“. Dass es aber in der jüngeren Geschichte eigentlich bei keinem richtig wichtigen Spieler gelungen ist, ihn vom Verbleib zu überzeugen, stimmt schon nachdenklich.

Es ist reineweg großartig, was die neuen Verantwortlichen auf Schalke da in kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Eine solche Wendung hätten selbst Super-Optimisten nach den Eindrücken der letzten Saison kaum für möglich gehalten. Doch ihr größtes Meisterstück hätten sie vollbracht, wenn es gelingen würde, die Mannschaft einmal für ein paar Jahre beisammen zu halten. Um die Früchte zu ernten, die gerade gesät werden. Und so stehen auf dem Schalker Fan-Wunschzettel in diesem Jahr nur ein paar simple Autogramme.