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Derby-Sensation
4:2! Schalke lässt BVB-Träume zerplatzen

Foto: Firo
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Was für ein Derby! Schalke 04 gewann beim BVB überraschend mit 4:2 (2:1). Zwei BVB-Spieler sahen die Rote Karte.

Sechs Tore, zwei Platzverweise, böse Grätschen, schöne Schlenzer und vor allem - ein überraschender Ausgang: Das 178. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 wird so schnell niemand vergessen. Denn die abstiegsbedrohten Schalker triumphierten im Signal-Iduna-Park mit 4:2 (2:1). Während die Schalker nun die Rettung fast geschafft haben und für wenigstens einen Abend all‘ die katastrophalen Saisonerlebnisse vergessen können, sind die Titelträume des BVB zerplatzt.

Viel hatten sich Schalkes Fans vor dem Anpfiff anhören müssen - vor allem den Sprechchor „Absteiger!“ Wenige Sekunden, bevor die Teams einliefen, stichelte auch noch Stadionsprecher Norbert Dickel: „Die eine Mannschaft kann noch Meister werden, die andere kann noch in die Relegation abrutschen.“ Wirklich nichts schien für Schalke zu sprechen.

Schalke-Trainer Huub Stevens beginnt ultradefensiv

Und auch die BVB-Profis hinterließen zunächst den Eindruck, als hätten sie sich vorher nur über die Höhe des Sieges Gedanken gemacht. In einigen Szenen schien der BVB überrascht zu sein, dass sich die Schalke-Profis wehren. Trainer Huub Stevens hatte sein Team im ultradefensiven 5-3-2-Die-Null-muss-stehen-System angeordnet. Vor allem Suat Serdar gelangen im Mittelfeld einige wichtige Balleroberungen. Erst in der elften Minute schoss der BVB erstmals auf das Tor, doch der Versuch von Thomas Delaney ging weit daneben. Es deutete sich an, dass die schwarz-gelben Fans unter den 80.196 Zuschauern sehr geduldig sein müssen.

Bis in der 14. Minute Jadon Sancho an der Schalker Strafraumgrenze an den Ball kam. Und der junge Engländer hatte eine geniale Idee: Mit einem frechen Lupfer überrumpelte er die komplette S04-Verteidigung, der kleine Mario Götze köpfte das 1:0. Ein früher Rückstand - nichts, was Schalke in der aktuellen Phase gut gebrauchen kann. Ein Schalke-Fan traf zu allem Überfluss Jadon Sancho mit einem Feuerzeug am Kopf - was für ein dummer Aussetzer.

Schalke brach nicht - wie so oft zuvor - nach einem Gegentor sofort ein. Vier Minuten nach dem 0:1 flog der Ball erstmals in den Dortmunder Strafraum. Die BVB-Abwehr wehrte den Ball ab - und dann unterbrach Schiedsrichter Felix Zwayer das Spiel. Videobeweis! Julian Weigl hatte den Ball an die Hand bekommen - Elfmeter. Daniel Caligiuri blieb trotz der Pfiffe in Flughafen-Lautstärke cool und verwandelte zum 1:1.

Die Dortmunder, vor ihrem Führungstreffer schon nicht richtig in Tritt, spielten weiter zögerlich. Sie hatten zwar 76 Prozent Ballbesitz vor der Pause und doch: Große Chancen hatten sie nicht. Die Schalke verteidigten klug, bis auf das Gegentor fehlerlos. Und vorn gelang ihnen das, was sie während der Saison bisher komplett vermissen ließen: Stärke bei Standardsituationen und Konsequenz im Abschluss. In der 28. Minute stieg Salif Sané nach einer Ecke von Daniel Caligiuri am höchsten und köpfte den Ball ins Tor. 2:1 für Schalke! Das konnten alle Fans im Stadion kaum glauben. Schalker inklusive. BVB-Trainer Lucien Favre sah sich bestätigt: Gerade vor Schalkes Standardsituationen hatte er gewarnt.

BVB-Kapitän Marco Reus verliert die Nerven

Eine Antwort auf diesen Kopfball-Schock fand der BVB bis zum Pausenpfiff nicht. Einzig Thomas Delaney nahm die Schalker Aggressivität an. Und vorn war die einzige Idee der Dortmunder, Jadon Sancho den Ball zuzuspielen. Sancho flog zwar meist im Eiltempo an seinen Gegenspielern vorbei - aber einen Mitspieler fand er nie. Die Königsblauen verteidigten die 2:1-Führung mit viel Engagement, in dieser Saison selten gesehenem Enthusiasmus - und manchmal übertrieben sie ihren Einsatz. Gleich drei Schalker sahen in der ersten Halbzeit die Gelbe Karte. Die meisten Ballkontakte der Schalker hatte Torwart Alexander Nübel - 18! Als Schiedsrichter Zwayer die erste Hälfte beendete, pfiffen die BVB-Fans. Wer hätte das vorher erwartet?

Dem BVB blieben noch 45 Minuten - und jeder dachte, nun würde ein Sturmlauf folgen: die Zuschauer im Stadion, vor dem Fernsehgerät, und das vermutlich weltweit. Doch die Schalker verteidigten weiter sehr geschickt und mit genau den richtigen Derby-Mitteln. Sie spielten schon zu Beginn der zweiten Hälfte auf Zeit, provozierten in jeder Szene und gingen sehr hart in jeden Zweikampf.

Und in der 61. Minute verlor BVB-Kapitän Marco Reus die Nerven. In der eigenen Spielhälfte erwischte er Schalkes Suat Serdar mit einer Grätsche an der Achillessehne. Schiedsrichter Zwayer zückte sofort Rot - korrekt. Und für den Tabellenzweiten wurde es noch bitterer: Caligiuri schlenzte den Ball beim folgenden Freistoß in den Winkel - ein Traumtor zum 3:1 für Schalke. An der Seitenlinie umarmten sich Schalkes Vereinsidole Huub Stevens, Mike Büskens und Gerald Asamoah: Sie hatten ihr Team genau richtig motiviert.

Die BVB-Fans im Signal-Iduna-Park kochten - und die Spieler noch mehr. Nur sechs Minuten nach Reus‘ Platzverweis grätschte Marius Wolf im Mittelfeld erneut Serdar böse um - wieder zückte Zwayer Rot, wieder die richtige Entscheidung. Das Revierderby war entschieden, und das auf eine Art, die niemand vorhergesehen hatte. An der Seitenlinie protestierte Sportdirektor Michael Zorc aufgebracht wie selten zuvor.

Die Schalker bemühten sich darum, das Spiel in zweifacher Überzahl über die Zeit zu schaukeln: Doch sie versuchten das allzu lässig. In der 84. Minute verkürzte Axel Witsel auf 2:3. Doch spannend wurde es nicht mehr: Breel Embolo erzielte mit seinem Flachschuss das 4:2 für Schalke. Die Entscheidung! Und eine große königsblaue Party begann.

Autor: Andreas Ernst

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