„Natürlich nehme ich die Wahl an!“ Die heiße Phase der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 in der Arena hatte nur zwei Stunden gedauert, dann war die Kuh vom Eis, und der umstrittene Aufsichtsrats-Chef Tönnies war wiedergewählt. Die Versammlung im Zeitraffer:
10 Uhr: Die Tore der Arena werden geöffnet, am Ende sind 9895 Schalke-Mitglieder im Innenraum und auf der Tribüne. Auch die Schalker Profis sind da, Neuzugang Naldo ist mittendrin.
13.04 Uhr: Die Versammlung soll in diesem Moment offiziell beginnen, doch es verzögert sich alles um ein paar Minuten. Dann startet alles mit einem Paukenschlag: Auf den Großbildschirmen sieht man das Gesicht von Breel Embolo. Die Schalker stellen den Schweizer Nationalstürmer als Neuverpflichtung vor, die Stimmung steigt.
14 Uhr: Die Diskussion, ob Wortbeiträge zugelassen werden sollen oder nicht, ist vorbei. Vorstandsmitglied Peter Peters hat es so formuliert: „Es gab genügend Möglichkeiten, sich über die Kandidaten zu informieren: Homepage, fünf Veranstaltungen. In den letzten Wochen hat jeder seine Meinung kundgetan. Leider ist das manchmal in eine üble Schlammschlacht abgeglitten. Verlierer war unser FC Schalke 04. Lasst uns wählen und dann muss Schluss sein.“ Applaus, das Thema Wortmeldungen ist erledigt.
14.13 Uhr: Die Wahl beginnt, die vier Kandidaten, die sich für zwei Plätze im Aufsichtsrat bewerben, stellen sich der Reihe nach vor. Der erste Kandidat ist Andreas Goßmann. Es folgen Peter Lange, Michael Stallmann und als Vierter steht Clemens Tönnies am Mikrofon. Es gibt aus dem Publikum Pfiffe und Applaus für ihn.
Den besten Eindruck bei der Vorstellungsrunde hinterlässt Lange - mit einer klaren Ansprache und vernünftigen Zukunftskonzepten. Er erwischte als einziger Kandidat die richtige Mischung zwischen Sachlichkeit und Emotionalität. Er sparte als aktuelles Aufsichtsratsmitglied nicht mit Selbstkritik: „Die Situation im Aufsichtsrat ist inakzeptabel. Wir sind alle verpflichtet, zur Sacharbeit zurückzukehren und unsere Energie nicht an Kasperletheater zu vergeuden. Wenn wir elf Trottel es nicht schaffen, uns zusammenzuraufen, haben wir unsere Mandate nicht verdient“, sagt er.
14.35 Uhr: Tönnies weiß, wie er die Herzen der Schalker erreicht. Er sagt: „Jawoll, wir haben nicht alles richtig gemacht. Derjenige, der keine Fehler macht, den würde ich bitten, mir doch eine Ansichtskarte zu schicken.“
14.50 Uhr: Die 9475 Stimmberechtigten unter den 9895 anwesenden Mitgliedern (insgesamt hat Schalke über 140 000 Mitglieder) nehmen den elektronischen Wählapparat und geben ihre Stimme ab. Der elektronische Wahlvorgang dauert sechs Minuten. Kurz danach blinkt das Ergebnis auf den Bildschirmen auf. Es lautet: 1. Lange 5684 Stimmen, 2. Tönnies 5367 Stimmen, 3. Stallmann 2565 Stimmen, 4. Goßmann 1680 Stimmen.
Die Revolution fällt aus, die beiden Kandidaten der Opposition sind durchgefallen, die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder Lange und Tönnies gehen in ihre nächste Amtsperiode.
16.24 Uhr: Die heiße Phase der Versammlung ist lange vorbei. Christian Heidel, als Manager für den Bereich Sport im Vorstand, findet richtige Worte für die Schalker Fans: „Eine Säule des Vereins ist die Mannschaft. Es kommt auf die Mischung an: Erfahrung und Jugend; dazu die Neuzugänge Naldo und Embolo.“ Applaus!