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Bora Karadag - "Hätte im Fußball alles anders gemacht"

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Bora Karadag trägt Rot-Weiss Essen auch heute noch in seinem Herzen.
Bora Karadag trägt Rot-Weiss Essen auch heute noch in seinem Herzen. Foto: Michael Gohl
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Bora Karadag ist ein ganz feiner Fußballer, dem vor allem seine immense Qualität am Ball nachgesagt wird. Nun stellte er sich unserem RevierSport-Fragenkatalog.

Der 33-jährige Offensivstratege Bora Karadag wirbelt heutzutage in der Bezirksliga umher. Beim Duisburger FV 08 erzielte er in der laufenden Saison zehn Treffer und ist ein großer Faktor für den fast festgezurrten Klassenerhalt. Dass es den in Mülheim geborenen Türken auch hätte höher hinaushieven können, ist auch ihm bewusst.

Karadag durchlief sämtliche Jugendstationen von Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen. Für RWE kam er auf 19 Partien in der Regionalliga West (keine Scorer) und zeigte vor allem in der U19 und U17 der Essener sein Können. Der offensive Mittelfeldmann spielte ebenfalls mehrfach in der Türkei - und dort unter anderem auch in der dritten Liga. Für Altay SK und Baskent Safak Spor FK machte der heute 33-Jährige sechs Spiele.

Über den FSV Duisburg und den SV Scherpenberg endete Karadags fußballerische Reise zuletzt beim Duisburger Fußballverein 08, den er im Sommer gen Rheinland Hamborn nach viereinhalb Jahren verlassen wird.

Nun stellte sich Karadag, der unter anderem ein Länderspiel für die U19 der Türkei vorzuweisen hat, dem RevierSport-Fragenkatalog.

Meine größte Stärke ist... das Schießen von Freistößen. Da brauche ich nicht lange drüber nachdenken. Ich habe auch in dieser Saison schon sieben reingeballert - die kann ich einfach.

Meine größte Schwäche ist... sowas von das Kopfballspiel. Ich bin halt klein, was soll ich sagen (lacht). Das ist gar nicht mein Ding.

Bei uns in der Kabine… herrscht eine lockere Stimmung. Bei uns geht es nicht mehr um etwas. Wir quatschen viel und freuen uns einfach, jeden immer zu sehen.

Der beste Moment meiner Fußballerkarriere war… das DFB-Pokalspiel gegen den BVB in einem ausverkauften Stadion an der Hafenstraße. Das war so krass und so eine Atmosphäre findest du ganz selten. Generell waren für mich aber auch immer die Freitagsabendspiele bei Flutlicht mit der ersten Mannschaft bei RWE ein Highlight.

Das schönste Tor meiner Karriere war… das Siegtor beim FSV Duisburg gegen Schönebeck - noch zu Landesligazeiten. Da habe ich von der Mittellinie mal draufgehalten und den Torhüter überspielt. Immer, wenn mich das jemand fragt, fällt mir das Tor als Erstes ein.

Mein bester Mitspieler war... poah, das ist schwierig. Wobei: Mike Wunderlich zur Essener Zeit. Das war ein super Spieler. Klar, Sascha Mölders, der ein richtig guter Knipser war, oder auch İlkay Gündoğan waren stark - Mehmet Ekici muss ich da auch erwähnen. Aber Mike Wunderlich hat mich richtig beeindruckt.

Mein bester Trainer war... die Antwort muss ich zweiteilen. In meiner Jugendzeit war es mein Förderer Udo Platzer, der mich unter anderem nach Essen gelotst hat. Er war wirklich überragend als Mentor. Zur Seniorenzeit aber sowas von Ernst Middendorp. Er war zwar nur zwei Monate mein Trainer, doch er war von einem anderen Stern. Sein Training, seine Ansagen oder auch Interviews - das war alles krass.

Mein schlechtester Trainer war... in meiner Türkei-Zeit war ich mit keinem so richtig zufrieden. Vielleicht liegt das allerdings nur daran, dass ich nicht viel gespielt habe. Sonst gab es mal im Amateurbereich den ein oder anderen - das ist aber nicht der Rede wert.

Als ich ein kleiner Junge war, war mein Vorbild... R9, der brasilianische Ronaldo. El Fenomeno... Ich war verrückt nach ihm, hab sogar von ihm geträumt. Ich weiß noch in der Schule, da habe ich teilweise meine Hefter nur mit seinem Namen vollgeschrieben. Er wurde nach seinen Verletzungen immer abgeschrieben und hat es jedem gezeigt, dass er trotzdem der Beste ist. Für mich sogar der Beste aller Zeiten.

Ich bin kein Fußballprofi geworden, weil… ich zu ungeduldig war und die falschen Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt getroffen habe. Zu meiner Jugendzeit war ich in ganz Deutschland heiß begehrt. Das soll nicht arrogant klingen, doch es war so. Mir sind meine schnellen Entscheidungen zum Verhängnis geworden.

Das Beste am Ruhrgebiet ist… das Miteinander. Ich liebe diese Fußballverrücktheit hier, die Menge an Kulturen und vor allem das stundenlange Gequatsche über den Fußballtag auf der Arbeit. Das Ruhrgebiet ist für mich Heimat und die Atmosphäre wirkt familiär. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich weiß noch: während meiner Zeit im Ausland habe ich es so sehr vermisst, hier einen Döner zu essen, dass ich nur dafür mal zurückgeflogen bin (lacht).

Entweder, oder?

Dortmund oder Schalke? RWE!

Bier oder Wasser? Ganz klar Wasser. Ich trinke keinen Alkohol.

Club oder Kneipe? Lieber die Couch.

Natur- oder Kunstrasen? Früher Naturrasen, heute tatsächlich Kunstrasen.

Kämpfer oder Künstler? Künstler.

Kino oder Netflix? Netflix.

Fußball im TV oder Stadion? Beides nicht. Wenn im Stadion, aber ich zocke dann lieber selber.

Zum Abschluss noch ein paar Fragen:

Mit wem möchten Sie gerne mal eine Cola trinken gehen? Ganz klar R9! Ich würde ihn wahrscheinlich nur angucken und bewundern. Damals hatte ich, so wie er, eine Zahnlücke und bin absichtlich nicht zum Zahnarzt gegangen, nur um mehr wie er auszusehen.

Bei welchem Verein erlebten Sie die krasseste Mannschaftsfahrt – und warum? Ehrlicherweise war das jetzt die bei 08. Wir sind mit 15 Mann nach Alanya geflogen und haben über neun Tage die Zeit zusammen genossen. Es war einfach richtig schön, dass da wirklich so viele mitgezogen sind und wir als so eine Familie dort waren.

Worüber können Sie lachen? Tatsächlich über alles. Ich bin ein chilliger Typ und ich liebe es zu lachen. Die gute Laune ist mir sehr wichtig, weil es sich nicht lohnt schlecht gelaunt zu sein.

Mein bester Urlaub war? In meiner Kindheit mit der Familie. Wir sind jede Sommerferien über die gesamten sechs Wochen in die Heimat nach Trabzon geflogen. Das mag sich nicht unfassbar spannend anhören, doch im Nachhinein merkt man, wie viele schöne Erinnerungen man von dort mitgenommen hat. Gerade, da mein Vater verstorben ist, versteht man erst, wie schön das Ganze doch war.

Was ist für Sie unverzichtbar? Selbstverständlich die Familie, doch leider mittlerweile auch mein Handy. Ich bin ein richtiger RS-Freak und ich muss ja schließlich RevierSport online lesen (lacht).

Welche Musik hören Sie gerne und was läuft in der Kabine? In der Kabine läuft hauptsächlich türkische Musik. Die gefällt mir auch sehr gut. Sonst höre ich privat noch sehr gerne deutschen Rap - an sich alles, was dort so aktuell ist, höre ich mir an.

Wenn Sie noch einmal neu beginnen könnten, was würden Sie in Ihrem Leben anders machen? In Sachen Fußball würde ich alles anders machen. Ich hätte in meiner Jugendzeit früher wechseln sollen und die Gelegenheit hätte ergreifen müssen, den Schritt nach ganz oben, beispielsweise zu Schalke, Leverkusen oder sonst, wem zu gehen. In meiner Seniorenzeit hätte ich dann lieber in Essen bleiben sollen - im Grunde genommen, hätte ich meine Karriere andersherum geführt. Privat fällt mir nichts ein. Dort würde ich wahrscheinlich exakt dieselben Entscheidungen nochmal so treffen. Aber: hätte ich im Fußball anders entschieden, hätte ich privat vieles vielleicht nicht so, wie es heute ist.

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