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Michael Welling
"Kein Fußbreit den Faschisten!"

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RWE: Michael Welling im Interview
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Michael Welling nahm sich Zeit für ein ausführliches Interview: Über sportliche Enttäuschung, vor allem aber den Zwischenfall beim Fanprojekt und seine Folgen.

Dass auch außerhalb des Stadions durch Präsenz Andersdenkende eingeschüchtert werden, erinnert ja beinahe schon an die Vorfälle in Aachen. Auch wenn die Dimension natürlich ungleich kleiner ist, sollte das doch alarmieren, oder? Da würde ich vorsichtig sein, Vergleiche zu ziehen. Es ist in Aachen, in Braunschweig, in Bremen eine deutlich intensivere Auseinandersetzung mit deutlich organisierteren Gruppen, die tatsächlich in- und außerhalb des Stadions gegeneinander arbeiten. Das haben wir – glücklicherweise - hier nicht. Das muss man auch ganz deutlich sagen. Aber wehret den Anfängen: Hier hat keiner eine Berechtigung, sich zu positionieren und zu sagen: Wir sind die RWE-Fans und wir definieren, wie das Ganze hier läuft, das ist nicht akzeptabel, weder aus dem linken noch aus dem rechten extremen Umfeld.

Das Echo - sowohl im Netz, als auch im Stadion - war allerdings nicht so einmütig. Es gab kein klares "Nazis raus", stattdessen wurde genauso argumentiert wie von den Personen, die am Mittwoch aufgetaucht sind: Politik habe generell nichts im Stadion verloren. Stattdessen hieß es oftmals sogar: Was ist mit den Linken, sind die nicht genauso schlimm. Hat Sie das überrascht? Das ist ja die traurige, kurzdenkerische Argumentation, die dann an der Stelle häufig kommt. Das AWO-Fanprojekt hat genau diese Aufgabe, hier sozialpädagogisch und sozialarbeiterisch, aufklärerisch zu arbeiten. Damit eben irgendwelche rechtsextremen oder linksextremen Tendenzen hier überhaupt gar keine Zugkraft bekommen. Das ist ganz konkrete Aufgabe eines Fanprojektes, das ist der Grund, warum es Fanprojekte gibt und das ist u.a. der Inhalt der sehr guten Arbeit in den letzten 16 Jahren hier in Essen gewesen. Da in irgendeiner Form zu argumentieren, dass man einen Film nicht zeigen darf, ist eine Verkennung der Realitäten, die zeigt, dass man sich inhaltlich nicht ansatzweise mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Auch das muss man sehr deutlich sagen: Ein Einstehen gegen Rassismus, ein Einstehen gegen Diskriminierung, ein Einstehen gegen menschenverachtende Wertvorstellungen hat nichts mit Politik, hat vor allem nichts mit parteipolitischen Links-Rechts-Kategorien zu tun, sondern ist eine Aufgabe, die jeder in seinem privaten Umfeld, wo auch immer er ist, zu erfüllen hat. Das ist eine Aufgabe, die im Prinzip in jedem Individuum verankert ist und sein sollte, das bedeutet das zeigen von Zivilcourage, wie es eben Christian Knappmann getan hat und wie es in den letzten Jahren viele Fans im Stadion gab, die hier entschieden formuliert haben, dass sie keinen Bock auf rassistische und diskriminierende Gesänge oder Äußerungen haben.


Da muss man diese Politik-Argumentation auch ganz schnell sein lassen. Das greift an der Stelle komplett zu kurz. Das sind hohle Phrasen, mit denen man eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik überflügeln will und die dann schnell den Boden nährt für Rassismus und Diskriminierung. Und, auch das muss man sagen: Keine Politik im Stadion? Was ist dann die 12:12-Geschichte gewesen? Das ist natürlich auch eine politische Auseinandersetzung. Wir haben hier den Innenminister des Landes, wir haben den Bundes-Innenminister, die natürlich in irgendeiner Form politische Aktivitäten unternehmen, die den Stadionbesuch ganz massiv betreffen. Was die Fans mit Blick auf 12:12 oder mit anderen Aktionen gemacht haben, ist eine politische Auseinandersetzung und Argumentation gewesen, hat entsprechend eine politische Dimension. Von daher wird auch an der Stelle wieder deutlich, dass 'Politik und Fußball gehören nicht zusammen' eine komplett hohle, weil viel zu vereinfachende Phrase ist, die auch an der Stelle komplett ins Leere greift. Man muss sich mit der Thematik auseinandersetzen, man muss sich mit der Thematik differenziert auseinandersetzen und dann darf da so eine Parole auch gar nicht kommen. Was richtig ist, auch das muss man ganz klar sagen und das ist es wohl auch, was viele meinen, wenn diese in diesen Parole einstimmen: Wir sind ein weltanschaulich und politisch neutraler Verein. Deshalb kann es und darf es hier beim Verein Rot-Weiss Essen kein Podium für parteipolitische Auseinanandersetzungen geben, das ist klar. Solche Politik gehört nicht ins Stadion, 100 Prozent d'accord! Doch, und deshalb ist das zu betonen, bei dem Film geht es um eine Aktion gegen Rassismus, hier geht es um einen Neonazi-Film, der gezeigt wird, in dem tatsächlich von Einzelnen zum Töten von Juden aufgefordert wird. Das ist eine Ideologie, die in keinster Weise zu akzeptieren ist, wo jeder auf seinem Arbeitsplatz, beim Einkaufen gefordert ist, gegen Alltagsrassismus aufzustehen, einzustehen und die Ablehnung zu formulieren und zu handeln. Wenn man da keine Stellung beziehen darf, dann gute Nacht! Dann ist das eine Gesellschaft, in der ich nicht leben will, in der ich meine Kinder nicht aufwachsen sehen will. Entsprechend müssen wir für eine freie Gesellschaft ohne Rassismus und Diskriminierung kämpfen, das ist die gemeinsame Wertebasis auf der wir hier alle stehen. Das hat für mich nichts mit Politik, nichts mit Parteipolitik zu tun - oder es hat alles mit Politik zu tun. In der Kurve geht es eben darum, sich gegen Rassismus und Diskriminierung auszusprechen, zugleich aber parteipolitisch übergreifend unterschiedliche Sichtweisen und Standpunkte zu vergessen und dem gemeinsamen Standpunkt RWE in den Fokus zu rücken. Das ist ja dann auch gerade das Schöne am Fußball, dass Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, mit unterschiedlichen Vorlieben, mit unterschiedlichen Wertvorstellungen Woche für Woche zusammenkommen und gemeinsam ein Fußballfest feiern, die Unterschiede vergessen können. Aber: Kein Fußbreit dabei den Rassisten!

Zumal die Fans, die am Mittwoch beim AWO-Fanprojekt aufgeschlagen sind, genau dieses Argument angeführt haben. Das, was einige Wenige da getan haben, ist tatsächlich ganz aktive Politik gewesen und daher ist es ein Paradox, wenn sich diese Leute hinstellen und sagen: Keine Politik! Vielleicht hätte man den Aspekt zum Gegenstand einer Diskussion machen können, inwieweit das Einstehen gegen Rassismus „Politik“ ist, aber den Film zu verhindern, der aufklärerisch die menschenverachtende Naziideologie demaskiert, ist der komplett falsche, ist ein fataler Weg. Es ist einfach traurig, zu sehen, wie 10, 15 Jahre gute Arbeit des Fanprojekts mit Füßen getreten werden, ein sehr intensives Arbeiten gegen diesen Extremismus, den wir im Stadion vorgefunden haben. Da kann man noch so sehr betonen, dass die Aktion nicht gegen Claudia Wilhelm und Roland Sauskat geht, wie es bei einigen Kommentaren anklang: Das war eine ganz klare Arbeit gegen das eigene Fanprojekt. Das ist frustrierend und traurig. Da muss man auch den beiden vom Fanprojekt den Rücken zu stärken, ihre gute und engagierte Arbeit fortzusetzen, weiter gegen solche Entwicklungen vorzugehen. Da sind wir alle gefordert, zu zeigen, dass das eine ganz, ganz wichtige Arbeit ist. Da muss man noch intensiver Unterstützungsleistung zeigen. Wie wichtig das Ganze ist, hat sich jetzt gezeigt.

Der Tenor im Stadion war aber tendenziell eher "Keine Politik im Stadion" als unmissverständlich "Nazis raus". Wobei auch ein durchgestrichenes Hakenkreuz zu sehen war. Auch da muss man vorsichtig sein. Ich bin davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Fans von Rot-Weiss Essen sich massiv gegen Diskriminierung, gegen Rassismus ausspricht. Das ist eigentlich das, was man in den Fokus rücken muss und ein Aussprechen gegen Rassismus hat nichts mit Politik zu tun.

Der Film "Blut muss fließen", um den es ja eigentlich hier geht, soll nun im Stadion gezeigt werden? Ja. Wir haben noch keinen Termin. Wir müssen sehen, wie die Räumlichkeiten genutzt werden, wann der Regisseur wieder kann. Da ist vieles abzustimmen. Das werden wir tun und dann werden wir gemeinsam mit dem Fanprojekt den Film zeigen ohne dabei Interessengruppen oder Parteien eine Plattform für ihre Politik zu geben und damit dokumentieren, dass wir uns von irgendwelchen Leuten nicht davon abbringen lassen, gegen Diskriminierung, gegen Rassismus und gegen solche menschenverachtenden Ideologien einzutreten. Das ist parteipolitischer Konsens aller im Kern demokratischen Parteien, das ist sicherlich die Botschaft, die auch sehr viele Leute unterstützen werden!

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