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Löw mahnt voll Zorn und Sorge: Schon vor Schweiz-Trip „richtig platt“

Foto: firo
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In Corona-Zeiten gerät die rein sportliche Leistung auch bei der Fußball-Nationalmannschaft schnell in den Hintergrund. Nach dem achtbaren 1:1 gegen Spanien schlägt Bundestrainer Löw großen Stress-Alarm - und bekommt wortstarke Unterstützung aus München.

Den Frust über das späte Spanien-Tor war Joachim Löw schnell wieder los. Die große Sorge um seine Spieler und den Zorn auf eine UEFA-Regel nimmt der Bundestrainer aber mit auf den kurzen Charterflug Richtung Basel. Die von Corona diktierten engen Zeitpläne machen Löw wie auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kräftige Bauchschmerzen. Schon vor dem nächsten Spiel der Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) in der Nations League gegen die Schweiz sieht sich der 60-Jährige in seiner Haltung leidvoll bestätigt. „Wir müssen aufpassen: Die Gesundheit der Spieler steht über allem“, sagte Löw nach dem Last-Minute-Gegentor beim 1:1 gegen Spanien. Er gestand: „Einige sind richtig platt.“

Sein Unverständnis über die vom eigenen DFB angesetzten Testspiele im Oktober und November konnte Löw gerade noch diplomatisch verpacken. „Ich vertrete auch die Verbandsinteressen. Und der Verband freut sich über die Einnahmen“, sagte Löw. Dass der europäische Dachverband UEFA die Anzahl der möglichen Auswechslungen im Gegensatz zur Champions League wieder von fünf auf drei reduzierte, brachte ihn aber förmlich in Rage. „Gerade jetzt, gerade jetzt, hätte man es gebraucht, weil die Spieler jetzt das Mammutprogramm haben und es hätte Sinn gemacht, weil einige sind echt auf dem Zahnfleisch gelaufen“, sagte er ungewöhnlich energisch.

Auch Spanien-Coach Luis Enrique war über die Verbandsentscheidung ziemlich missgestimmt. Die Hoffnung auf eine Einsicht bei der UEFA ist aber relativ gering. „Da haben wir als Spieler wenig Einfluss drauf“, sagte Julian Draxler. „Ich finde es auch sinnvoll, die fünf Wechsel zu haben, weil wir aus unterschiedlichen Situationen kommen. Es ist auch riskant, 90 Minuten zu spielen, wenn du nur zweimal trainiert hast“, meinte der Profi von Paris Saint-Germain.

Die Front der Mahner ist groß und prominent. Eine nicht immer selbstverständliche Allianz zwischen DFB und FC Bayern nimmt konkrete Formen an. „Wir dürfen bei aller Euphorie nicht vergessen, dass wir vor einer Saison stehen, die so viel Stress wie nie zuvor für die Spieler bedeutet. Die Pause bis zum Auftakt ist kurz, es gibt viele Englische Wochen, und zum Abschluss steht die EM an“, sagte Rummenigge im Münchner Vereinsmagazin „51“.

Das Dilemma bleibt letztlich bei Löw: „Grundsätzlich habe ich keine Lösung bereit.“ Was ihm auf dem Weg zum großen Ziel EM-Sommer 2021 lediglich bleibt: Immer wieder zu rotieren, die Belastungen zu verteilen. Auch auf die Gefahr hin, ganz lange keine Grundformation einspielen zu können. So fehlen gegen die Schweiz unter anderen weiter die vier Münchner Triple-Sieger wegen Sonderurlaubs. Sonst, so die Drohkulisse des Bundestrainers, „haben wir Probleme im April und Mai. Das versuche ich zu verhindern.“

Schon in Basel wird es wieder Veränderungen geben. „Logischerweise werden wir ein paar frische Kräfte bringen in der Schweiz“, kündigte Löw an. Gelegenheit, sein Team taktisch neu einzustellen, sieht er nicht. „Die nächsten Tage können wir nicht so viel im Training machen. Wir werden regenerieren.“

Leroy Sané ist für Löw das Musterbeispiel für die alarmierenden Indizien gleich zum Start der XXL-Saison. „Leroy hat Krämpfe gehabt. Man muss sehen, woher er kommt. Er hat in den letzten vier, fünf Monaten kaum ein Spiel gemacht. Es war klar, dass die Kraft nachlässt“, sagte Löw über den Bayern-Zugang, der nach 15 Monaten und erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder für Deutschland stürmte. „Man muss aufpassen bei ihm“, mahnte Löw.

Die Spanier hatten in Stuttgart durch Luis José Gayà in der sechsten Minute der Nachspielzeit die Führung durch Timo Werner ausgeglichen. „Es war eine Sache der Kraft und der Konzentration“, bemerkte Löw. Ein Prestigeerfolg mit dem ersten Pflichtspielsieg gegen die Iberer in seiner Amtszeit hätte Löw als Achtungszeichen sicher gut getan.

Auch nach nun fünf Nations-League-Spielen ohne Sieg in dem eigentümlichen Wettbewerb dazustehen, ist für ihn aber irrelevant. „So lange wir uns so entwickeln, wie wir das heute gemacht haben, muss ich ganz ehrlich sagen, sind mir die Ergebnisse in der Nations League nicht das Wichtigste“, sagte Löw.

Das gibt der Bundestrainer so auch direkt an seine Spieler vor dem nächsten Sieg-Anlauf im Schweiz-Spiel weiter: „Ich habe der Mannschaft gesagt, ich möchte Entwicklung, Entwicklung, Entwicklung. Nächstes Jahr möchte ich eine Mannschaft haben, die ihr eigenes Spiel durchzieht“, forderte Löw. Dafür müssen dann die Kräfte reichen.

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