Früher stand Philipp Hofmann selbst bei FC Schalke 04 unter Vertrag. Seinen Traum von einem Einsatz in der S04-Arena erfüllte sich der Torjäger aber erst vor einigen Monaten – und das in einem fremden Trikot.
Da Hofmann für Schalkes Profis nie zum Einsatz gekommen war, musste er warten, bis er mit seinem heutigen Klub, dem Karlsruher SC, in der Hinrunde in Gelsenkirchen gastierte und sogar 2:1 gewann. "Das war ein ganz besonderer Moment für mich", erklärt er im RevierSport-Interview. Nun trifft der 28 Jahre alte Sauerländer im Rückspiel am Samstag erneut auf den Verein, dessen Spiele er als Kind oft auf der Tribüne verfolgt hatte. In der Vorbereitung auf die Partie spricht Hofmann zwischen zwei Trainingseinheiten über seine Zeit auf Schalke und einen weiteren Traum: Für einen Bundesligisten zu spielen.
Jetzt geht es in die heiße Phase, da muss S04 regelmäßig punkten. Außer gegen uns natürlich. Ich wünsche dem Verein, dass es klappt.
Philipp Hofmann über die Aufstiegschancen von Schalke
Philipp Hofmann, es ist bekannt, dass Sie Sympathien für Schalke hegen. In Interviews werden Sie oft auf Schalke angesprochen. Nervt Sie das?
Überhaupt nicht, ich spreche gerne darüber.
Na dann: Wie sind Sie eigentlich zum Fan geworden?
Ich komme aus dem Sauerland, da gibt es eigentlich nur die Optionen Schalke oder Dortmund. Das kam als Kind durch den Freundeskreis – und als ich dann zum ersten Mal im Stadion stand, war alles klar. Ich war mit dem Fanklub aus meinem Heimatort im Sauerland früher oft in der Arena. In der Jugend hätte ich auch zu Dortmund oder Bochum wechseln können. Doch als Schalke mir nach einem Probetraining einen Platz im Internat angeboten hat, ist für mich ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.
Hofmanns Karriere in Zahlen
Schalke U19: 36 Spiele, 21 Tore, 4 Vorlagen
Schalke U23: 24 Spiele, 6 Tore
SC Paderborn: 32 Spiele, 7 Tore, 1 Vorlage
FC Ingolstadt: 33 Spiele, 9 Tore, 3 Vorlagen
1. FC Kaiserslautern: 33 Spiele, 8 Tore, 1 Vorlage
FC Brentford: 33 Spiele, 4 Tore
Greuther Fürth: 11 Spiele, 3 Tore, 1 Vorlage
Eintracht Braunschweig: 53 Spiele, 12 Tore, 6 Vorlagen
Karlsruher SC: 93 Spiele, 44 Tore, 18 Vorlagen, 18 Vorlagen
Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in Gelsenkirchen zurück?
Ich habe viele tolle Erinnerungen daran. Mit der U19 bin ich damals Meister geworden, das war ein Highlight. Zudem durfte ich meine ersten Schritte im Profifußball machen, auch wenn ich leider nie zu einem Pflichtspiel-Einsatz gekommen bin.
Sind die enttäuscht, dass Sie nie für die Profis gespielt haben?
Nein, denn die Konkurrenz war damals sehr stark – mit Spielern wie Huntelaar, Szalai oder Marica. Ich bin ja trotzdem meinen Weg gegangen.
Gibt es Anekdoten, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ich erinnere mich bestens an mein erstes Profitraining unter Felix Magath. Es war wirklich wild, wir mussten harte Läufe machen. Der Trainer war aber nie besonders gesprächig mir gegenüber, auch nicht, als ich in einem Testspiel gegen Erkenschwick einen Doppelpack erzielt habe. Darauf war ich damals ziemlich stolz. Und Jens Keller hat einmal zu mir gesagt, ich solle mich mehr wehren und meinen Körper besser einsetzen. Ich glaube, diesen Ratschlag habe ich angesichts meiner heutigen Spielweise ganz gut beherzigt (lacht).
Wie schätzen Sie Schalkes Chancen auf den Aufstieg ein?
Das ist nicht leicht zu beurteilen, weil es wirklich eng ist. Der Sieg gegen Paderborn zuletzt war sehr wichtig, dennoch wird es schwer werden für Schalke. Jetzt geht es in die heiße Phase, da muss S04 regelmäßig punkten. Außer gegen uns natürlich (lacht). Ich wünsche dem Verein, dass es klappt.
Wenn Sie sich jetzt festlegen müssten: Wer belegt am Ende die ersten drei Plätze? Bremen war bisher der stärkste Gegner. Ich denke, sie werden Erster. Zweiter wird St. Pauli. Schalke landet auf dem dritten Platz und trifft in der Relegation auf den FC Augsburg.
Der KSC steht derweil im Tabellenmittelfeld. Worum geht es noch in dieser Saison?
Wir wollen so schnell wie möglich die 40 Punkte erreichen und den Klassenerhalt festmachen. Der Rest ist dann Bonus. Nach dem sechsten Platz im letzten Jahr, über den wir uns sehr gefreut haben, sind die Ansprüche im Umfeld teilweise gestiegen. Aber wir wissen das richtig einzuordnen. Wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, bin ich zufrieden.
Dazu wartet noch das Pokalviertelfinale gegen den Hamburger SV (2. März). Viele Favoriten sind ausgeschieden. Hat der KSC eine Chance aufs Endspiel oder sogar den Titel?
Das Endspiel ist weit weg. Aber wir haben es unter die letzten Acht geschafft – das ist schon eine starke Leistung. Ich sehe uns gegen Hamburg nicht chancenlos. Es hätte uns härter treffen können. Leider spielen wir nicht zuhause. Es wird ein Fifty-Fifty-Spiel. Aber der Druck liegt ganz klar bei Hamburg. Wir wollen einen geilen Fight abliefern und es wäre ein Traum, ins Halbfinale einzuziehen.
Ihr persönlicher Tor-Rekord liegt bei 17 Saisontreffern, aktuell sind es zwölf. Wie wichtig ist Ihnen, diese Marke noch zu knacken?
Das möchte ich natürlich schaffen. Wir haben noch elf Spiele – da ist genug Zeit für. Sind wir als Mannschaft erfolgreich, kommen die Tore von allein.
Sie treffen im dritten Jahr in Folge zweistellig. Warum spielen Sie überhaupt noch in der 2. Liga?
Ich wollte im letzten Sommer schon wechseln, war mit Union Berlin so gut wie einig. Aber der KSC hat mich nicht gehen lassen. Das hat mich geärgert – aber natürlich habe ich die Entscheidung des Vereins respektiert.
Mein Ziel ist bekanntlich die Bundesliga, innerhalb der 2. Liga würde ich eher nicht wechseln wollen.
Philipp Hofmann über seine Zukunft
Einige Karlsruher Fans waren darüber nicht unbedingt glücklich. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe versucht, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schlechte Laune zu schieben bringt auch nichts. Es gibt sicherlich schlimmeres, als für den KSC in der 2. Liga zu spielen. Ich glaube, mit meinen Leistungen und Toren habe ich die richtige Reaktion gezeigt.
Im kommenden Sommer endet Ihr Vertrag. Können Sie eine Verlängerung beim KSC ausschließen?
Nein. Die finalen Gespräche haben noch nicht stattgefunden. Der Verein möchte bis Ende März eine Entscheidung haben – dann gibt es Klarheit.
Sollten Sie wechseln: Was sind für Sie wichtige Kriterien bei der Vereinswahl?
Mein Ziel ist bekanntlich die Bundesliga, innerhalb der 2. Liga würde ich eher nicht wechseln wollen. Die Bedingungen müssen insgesamt stimmen: Der Trainer muss mir vertrauen, es muss vom System her passen. Nur dann kann ich meine Leistung abrufen. Bisher gab es aber keine konkreten Gespräche mit anderen Vereinen.
Hat Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder sich schon gemeldet?
Nein.
Sollte er – würden Sie Schalke dann zusagen?
Ich habe schon oft gesagt, dass ich gerne mal für Schalke spielen würde. Aber es käme auch darauf an, in welcher Liga sie dann spielen. Anhören würde ich es mir aber auf jeden Fall. Schalke hätte aufgrund meiner Verbundenheit schon einen Bonus gegenüber anderen Vereinen.
Zum Abschluss: Was muss der KSC am Samstag auf den Platz bringen, um auch das Rückspiel zu gewinnen?
Wir wollen Schalke mit unserer unangenehmen Spielweise nerven und unter Druck setzen. Wir bringen den Schwung aus zwei Siegen in Folge mit, dazu können 15.000 Zuschauer ins Stadion. Es wird schwer für Schalke, uns zu schlagen.