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Interview
Was der RWE-Stadionsprecher mit dem ETB-Pokalsieg zu tun hatte

Dirk Helmigs Jubel nach dem Pokalsieg über Rot-Weiss Essen.
Dirk Helmigs Jubel nach dem Pokalsieg über Rot-Weiss Essen. Foto: Michael Gohl
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Vor fast genau zehn Jahren gewann Dirk Helmig mit dem ETB Schwarz-Weiß Essen den Niederrheinpokal. Ausgerechnet im Finale gegen Rot-Weiss Essen.

In einem zweiteiligen Interview sprachen wir mit dem heutigen Nachwuchs-Cheftrainer von Rot-Weiss Essen über seine Rolle im Klub, über die Abmeldung der zweiten Mannschaft und was der Stadionsprecher mit dem Pokalsieg vom ETB zu tun hatte.

Dirk Helmig, woher kommt eigentlich der Spitzname „Putsche“? Ich sag immer, dass das ein Familiengeheimnis ist, weil das im Grunde keiner so richtig weiß, wo der herkommt. Mein Vater hat auch bei Rot-Weiss gespielt und hatte den Spitznamen von seinem Vater bekommen. Mein größerer Bruder Uwe hatte den in der Jugend übernommen. Als ich dann kam, war ich „der kleine Putsche“.

Sie arbeiten mittlerweile im NLZ von Rot-Weiss Essen. Wie sieht die Arbeit dort zur Zeit aus? Wie bei vielen anderen natürlich auch. Wir arbeiten im Home Office, jeden Tag telefonieren, Kontakt zu Trainern halten, weil jetzt auch die Phase ist, wo die Kaderplanungen zu Ende gehen. Von daher sind wir jeden Tag im Austausch, auch wenn vieles über Internet und Telefon läuft.

Was sind Ihre Aufgaben als Nachwuchs-Cheftrainer? Offiziell bin ich Sportlicher Leiter der U16 bis runter zur U10. Ich betreue die Kooperationsschule, bei der wir die Fußball AG am Leibniz-Gymnasium durchführen und ich bin für die RWE-Fußballschule verantwortlich. Der Hauptteil ist sicherlich der Umgang mit den Trainern und Mannschaften, für die ich verantwortlich bin. Das heißt scouten, aber auch Individualtraining. Da stehe ich dann auch auf dem Platz. Ansonsten ist es viel Dokumentation aufgrund des NLZ. Es gibt einiges zu tun, aber es macht auch viel Spaß, vor allem die Arbeit mit den jungen Trainern.

Wie sieht so ein Individualtraining aus? Mein Spezialtraining ist logischerweise das Stürmertraining. Das machen wir seit eineinhalb Jahren. Ich versuche den Straßenfußball, den ich noch mitgemacht habe, zu vermitteln. Klar, geht es auch um Techniken, aber auch darum, den Jungs gewisse Freiräume zu geben.

Fehlt Ihnen die Arbeit mit einer Mannschaft auf dem Platz? Ich hatte ein Jahr lang richtig Probleme damit, da bin ich ehrlich. Das Trainersein war schon meins. Ich hatte in meiner Trainerkarriere auch gar nicht so viele Vereine. Ich war sechs Jahre in Wattenscheid, dann fast zehn Jahre beim ETB. Ich wäre liebend gerne der U23-Trainer geblieben. Letztendlich habe ich aber gemerkt, dass die Arbeit mit jungen Trainern unwahrscheinlich viel Spaß macht.

Wie haben Sie die Abmeldung der U23 damals erlebt? Es war so, dass wir als Aufsteiger in die Oberliga gegangen sind. Wir haben uns auch relativ früh gesichert und eine ordentliche Saison gespielt. Die offizielle Nachricht kam relativ spät. Es gab zwar vorher schon Gerüchte und Gespräche mit dem damaligen Sportdirektor Dr. Uwe Harttgen, der die Abmeldung dann ins Leben gerufen hat. Uns ging es darum, so lange es nicht offiziell war, die Arbeit normal fortzuführen, die Jungs zu unterstützen und zu entwickeln. Das haben wir professionell gemacht. Es war aber natürlich für alle ein wenig überraschend, weil wir auch einer der ersten Vereine waren, der die U23 abgemeldet hat.

Sind Sie froh, dass der Verein diesen Fehler nun behebt? Absolut. Dass die aktuelle Spielklasse nicht das bietet, was wir als NLZ benötigen, ist klar. Wir werden einige Jahre brauchen, um wieder dort zu spielen, dass wir die Jungs im Verein halten und Spielpraxis geben können. Der erste Schritt ist aber gemacht und das unterstütze ich.

Dürfen Sie Ihren Spielern dann eigentlich die Geschichte vom Pokalsieg mit dem ETB gegen Rot-Weiss Essen vor zehn Jahren erzählen? Ich erzähle gar nicht so viel von früher. Das ist bei mir aber eine tolle Erinnerung. Beim Gedanken an die Atmosphäre bekomme ich immer noch Gänsehaut. Vor allem der Blick auf die Anzeigetafel, als es nach drei Minuten schon 2:0 stand. Das war schon schön.

Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf dieses Spiel zurück? Wir haben uns als Oberligist schon richtig gut drauf vorbereitet. Mein Co-Trainer Carsten Schmitt, mit dem ich viele Jahre zusammengearbeitet habe, und ich haben RWE mehrmals beobachtet. Das war gar nicht unsere Art, aber wir waren öfters an der Hafenstraße. Wir wussten mit unserer Mannschaft, dass wir nicht chancenlos sind. Und ich konnte meiner Mannschaft viele Sachen mit auf den Weg geben, was die Hafenstraße angeht.

Zum Beispiel? Es war mir beispielsweise klar, dass wir zehn Minuten später anfangen. Da denkt vielleicht keiner dran. Als wir beim Wammachen waren und die Durchsage des Stadionsprechers kam, habe ich sofort gemerkt, dass mich alle Spieler angeschaut haben. Mir ging es aber weniger darum, RWE zu schlagen, sondern den Pokal mitzunehmen. Schon im Vorfeld war interessant: Vier Tage vorher gab es eine Pressekonferenz, da war ich mit Heinz Hofer alleine, RWE hatte viele Leute dabei. Ich habe gemerkt, dass wir vielleicht doch unterschätzt werden. Im Spiel selbst haben wir schnell 2:0 geführt, die letzten 20 Minuten nur noch mit zehn Mann gespielt. Wir hatten auch Glück mit dem Pfosten, Tobias Ritz hat auch toll gehalten. Aber es war auch gar nicht so unverdient, das ist das Schöne.

Wann war Ihnen denn klar, dass Sie dieses Spiel tatsächlich gewinnen würden? Im Pokalspiel kann ich das nie sagen. Als wir im Viertelfinale in Velbert gespielt haben, hatten wir in der ersten Halbzeit auch keine Chance und lagen zurück. Trotzdem haben wir in der zweiten Halbzeit das Ding gedreht. Bei Pokalspielen sagt man so schön, dass sie ihre eigenen Gesetze haben. Das ist einfach so. Als RWE dann sechs, sieben, acht Großchancen nicht reingemacht hatte, habe ich gehofft, dass uns das zum Sieg führt.

Und als Belohnung durften Sie am Uhlenkrug im DFB-Pokal gegen Alemannia Aachen ran. Natürlich war das auch etwas Besonderes. Wir haben knapp 1:2 verloren und im Nachhinein hätten wir einiges anders machen müssen, glaube ich. Wir waren beeindruckt von der Situation. Alleine, wenn du ins Stadion reinkommst und merkst, dass alles grün ist. Auch die Bänke standen auf der anderen Seite. Das war etwas ungewohnt, darauf hätten wir uns im Vorfeld einstellen müssen. Man muss auch sagen, dass wir nicht unser bestes Spiel gemacht haben Wir hatten in der ersten Halbzeit ein wenig Glück, dass wir nicht höher zurücklagen, aber wir sind in der zweiten Halbzeit wiedergekommen. Sebastian Westerhoff hätte noch einen Elfmeter bekommen können, dann steht es eventuell 2:2. Am Ende war es schade, dass wir ausgeschieden sind.

Lesen Sie im zweiten Teil am Dienstag, was Rainer Calmund den Essenern nach dem legendären Pokalspiel versprochen hat, wie sich Dirk Helmig an die "Putsche, komm nach Hause"-Gesänge zurückerinnert und wie er das Pokalfinale 94 erlebt hat.

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