0:1 in Mönchengladbach, 0:1 gegen Alemannia Aachen, 0:1 gegen Viktoria Köln. Die Bilanz der letzten Spiele von Rot-Weiss Essen könnte kaum schmerzhafter sein. Schließlich ist die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel eigentlich jedes Mal nah dran zu punkten, aber dem Gegner im Endeffekt genau um ein Tor unterlegen. Vor allem nach dem starken Start, bei dem RWE lange die Tabellenführung innehatte, spaltet sich die Fangemeinde so langsam in unterschiedliche Lager. Zum einen die Enttäuschten, die sich nach dem Saisonstart mehr erhofft haben, aber die Leistungen der Mannschaft anerkennen. Zum anderen die Verbitterten, die nach Schuldigen dafür suchen, dass der erste Platz hergeschenkt wurde und die Essener mittlerweile nur noch auf Rang neun platziert sind mit 13 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer.
Die erste Fraktion war es dann auch, die der Mannschaft nach dem Abpfiff der Partie mit Applaus Mut zu sprachen. „Ich fand die Reaktion von den Zuschauern sehr gut. Die meisten haben uns wieder Mut zugesprochen.“ An alle anderen richtete Neitzel einen Appell: „Es darf nicht passieren, dass es Gruppen gibt, die sich einzelne Spieler herausgreifen und mit denen bei uns an der Hafenstraße so umgehen, wie sie es tun. Ich habe nicht gewusst, dass es so etwas bei Rot-Weiss Essen gibt. Das finde ich schade, aber bei aller Enttäuschung - das dürfen wir nicht machen. Das ist auch nicht Rot-Weiss Essen und so habe ich den Verein nie wahrgenommen.“
Es gelte nun die Sachen so aufzuarbeiten, wie sie auf dem Platz passiert seien. Neitzel weiter: „Wir müssen zusammenbleiben, auch wenn die jetzige Situation schwer ist. Ich weiß, was in den einzelnen Köpfen in der Mannschaft, rund um die Mannschaft, bei den Zuschauern oder Sponsoren passiert. Ds kann ich nachvollziehen.“ Aber genau jetzt könne man sich von der großen Masse unterscheiden: „Dafür brauchst du kein Talent, du musst nur ein bisschen intelligenter sein. Wir werden unseren Job machen und bessere Ergebnisse liefern. Aber ich würde alle bitten, an einem Strang zu ziehen.“
Bis jetzt habe es „wahnsinnig Bock gemacht“, bei Rot-Weiss Essen zu arbeiten, „auch wenn wir jetzt das erste Mal in den sechs Monaten seit ich hier bin, ein Drecks-Ergebnisloch haben.“ Viele Reaktionen seien toll gewesen. „Den ein oder anderen würde ich bitten, auch wenn das dritte oder vierte Bier drin ist, die Mannschaft weiter zu unterstützen, auch wenn es nicht mehr ganz so sexy ist wie zu Saisonbeginn. Wir nehmen uns aus keiner Kritik heraus, wir suchen nicht nach Ausreden. Aber wenn wir das Glück zurückbekommen wollen, brauchen wir alle und jeden. Und das meine ich so, wie ich es gesagt habe.“
Autor: Stefan Loyda