Zum ersten Mal in dieser Saison weckte Görkem Saglam in der Zweiten Liga Begehrlichkeiten und öffentliches Interesse: Der gebürtige Gelsenkirchener stellte sich den Fragen der anwesenden Journalisten. Als er auf Gründe für sein Dasein als Bankdrücker und Tribünengast in dieser Saison beim VfL Bochum angesprochen wurde, hielt Trainer Robin Dutt seine Hand vor den Mund von Saglam. Doch der VfL-Coach konnte ohnehin beruhigt sein: Saglam äußerte sich nicht negativ über Dutt, gab aber dennoch Einblicke in seine Gefühlswelt.
„Es war schwer für mich, natürlich war es auch enttäuschend“, sagte Saglam über die zurückliegenden 13 Pflichtspiele des VfL Bochum in dieser Saison, in denen der 20-Jährige nicht eine Sekunde spielen durfte. Das 14. Spiel, eben jenes gegen Darmstadt 98, brachte die Erlösung für den deutschen U20-Nationalspieler: „Ich hatte einen langen Austausch mit dem Trainer vor dem Spiel. Er hat mir gesagt, dass ich gute Leistungen im Training gebracht habe. Ich bin ehrgeizig und warte auf Spielminuten - die habe ich bekommen. Es ist umso besser, dass wir dann noch die drei Punkte mitgenommen haben.“
Erfahrung vor Jugend - Dutt und die konservative Linie
Immer wieder beschäftigte VfL-Fans in den zurückliegenden Wochen die Frage: Warum bekommt Saglam keine Chance? Auf der Pressekonferenz nach der Darmstadt-Partie betonte Robin Dutt: „Görkem hatte immer eine Chance.“
Er wolle die Spieler erst einsetzen, wenn sie soweit seien. Zu Saglam habe er ein sehr gutes Verhältnis. Das Offensiv-Ass musste aber trotz seiner ersten 21 Minuten in dieser Saison zunächst eine Enttäuschung wegstecken.
„Ich hatte schon damit gerechnet, von Beginn an zu spielen. Da muss man immer schlucken, wenn man sieht, dass es nicht so ist“, sagte Saglam und gab sich direkt danach sehr kollegial: „Bei so einem Spiel und so einem Druck hätte ich auch Tom Weilandt den Vorzug gegeben.“ Dennoch ist ein Trend beim VfL Bochum zu beobachten - und das nicht nur in diesem Fall: Die Erfahrung erhält beim VfL Bochum den Vorzug vor der Jugend. Gegen Darmstadt stand die älteste Startelf (Im Schnitt 29,4 Jahre alt) der diesjährigen Saison in der gesamten Zweiten Liga auf dem Platz. Ein Zeichen für den weiteren Saisonverlauf? Görkem Saglam wollte daran noch nicht denken, gab sich kämpferisch für die Zukunft: „Es sollen natürlich nicht die einzigen Minuten in dieser Saison bleiben. Für mich gilt es jetzt, in der Länderspielpause Gas zu geben und nicht nachzulassen im Training.“
Autor: Christian Hoch