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Gladbeck: Ex-Kapitän Irfan Durdu kritisiert Vorstand
"Mannschaft wird Winterpause nicht erreichen"

Gladbeck: Ex-Kapitän Irfan Durdu kritisiert Vorstand
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Vor nicht allzu langer Zeit war Irfan Durdu noch Spielführer der Germania und der verlängerte Arm von Trainer Guido Naumann. Heute sind beide nicht mehr im Verein tätig, und das, obwohl es sportlich hervorragend lief. Der Aufstieg in die Oberliga wurde gemeinsam erreicht, und auch dort stand man zwischenzeitlich auf Rang zwei. Doch dann musste Durdu den Verein verlassen. Nur der erste von vielen Gründen, die das derzeitige Chaos in Gladbeck erklären können. Im Gespräch mit RevierSport äußert sich der 30-jährige Rechtsanwalt, der mittlerweile für den VfB Hüls aufläuft, ausführlich über die Vorfälle um seinen aktuellen Mandanten Guido Naumann und seine Zeit bei der Germania.

Irfan Durdu, warum wurden Sie zu dem Streitfall hinzugezogen?

Meinem Mandanten wurde seine Kündigung durch eine Person mitgeteilt, die weder eine offizielle Funktion bekleidet noch Vereinsmitglied ist. Zudem erhielt Herr Naumann keine Entlassungspapiere, die juristisch aber zwingend erforderlich sind.

Steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung: Der geschasste Trainer Guido Naumann. (Foto: firo)

Aus diesem Grund erschien Guido Naumann gestern Abend auch pünktlich zum Training?

Ja, schließlich ist die Kündigung vor Gericht unwirksam. So lange einem Arbeitnehmer seine Entlassung nicht von der juristisch dazu legitimierten Person schriftlich mitgeteilt wurde, ist er dazu verpflichtet, seine Arbeit anzubieten.

Sie kennen den Verein aus Ihrer Zeit als Spieler der Germania. Überrascht Sie die derzeitige Entwicklung in Gladbeck?

Nein, um ehrlich zu sein, überrascht mich das nicht. Ich habe das über anderthalb Jahre als Spielführer erlebt, wie es da läuft. Ich habe den Eindruck, und der bestärkt sich immer mehr, dass der Verein überhaupt nicht weiß, welche sportlichen Chancen sich durch glückliche Zufälle ergeben haben. Da sind viele Dinge zusammengekommen, unter anderem der Einstieg von Colosseum als Hauptsponsor. Das war sicherlich der Ausgangspunkt.

Was genau änderte sich dadurch?

Es wurde ein gewisses Budget auf die Beine gestellt, mit dem Motto: "Wir probieren es!" Es lief zunächst sportlich nicht so gut, aber mit Naumann kam die Wende. Wir haben eine grandiose Serie hingelegt, wobei man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, dass wir damals ohne Gehalt und Siegprämie gespielt haben. Wir haben die Saison durchgezogen und dann, als der Aufstieg perfekt war, neue Verträge ausgehandelt. Allerdings mit der ausdrücklichen Bitte an die Verantwortlichen, uns nur das zu versprechen, was sie auch halten können.

Dem war offenbar nicht so, wie Ihre Entlassung zeigt. Wie wurde der Schritt damals begründet?

Ich habe bis heute keine rationale Erklärung dafür. Auch gab es damals zunächst keine Anzeichen für eine Trennung, wir standen schließlich oben und es lief super. So wie ich das sehe, muss der finanzielle Background damals entscheidend gewesen sein. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es langfristig mit diesem Vorstand gut geht.

Was genau wollen Sie damit sagen?

Ich denke, die Mannschaft wird die Winterpause nicht erreichen. Eigentlich sollte es einem Verein darum gehen, sportlichen Erfolg zu haben. In Gladbeck scheint gezielt dagegen gearbeitet zu werden, wenn man Ihren Aussagen folgt. Welche Ziele verfolgt der Verein Ihrer Meinung nach statt dessen?

Ich würde die Frage umformulieren: Welche Ziele verfolgt der Vorstand? Was will man erreichen? Sehe ich mir das alles an, komme ich zu der Antwort: Nicht viel. Man arbeitet tagtäglich gegen die Mannschaft. Da ist keine Perspektive, keine Struktur, keine Aufgabenverteilung. Es gibt nur die Truppe, und vielleicht zwei, drei Personen, die noch mithelfen. Natürlich schweißt so etwas auch zusammen, wie wir gezeigt haben. Wir sind aufgestiegen und haben auch in der Oberliga sofort attraktiven Fußball gespielt. Aber auf Dauer geht so etwas nicht gut. War es denn im Rückblick für Sie überraschend, dass sie überhaupt den Aufstieg erreicht haben bei diesen Rahmenbedingungen?

Nein, das nicht. Es passte damals einfach die Zusammenstellung des Teams. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass wir es schaffen, ganz oben zu landen. Auch in Phasen, in denen wir nur Achter oder Fünfter waren.

Kommen wir zurück zu Ihrem Mandanten. Welche Schritte werden Sie mit Guido Naumann nun einleiten?

Herr Naumann muss zunächst nicht groß reagieren. Zuerst muss die Kündigung auf seinem Schreibtisch liegen. Dann werden wir das Arbeitsgericht dazu rufen. Eventuell wird vorher auch noch der DFB oder ein Schiedsgericht eingeschaltet, das überprüfen wir im Augenblick. Man wird sich fragen müssen, was mit dem ausgehandelten Vertrag und den ausstehenden Zahlungen ist. Wie abgerechnet wird, wenn der Verein den Trainer nicht mehr haben möchte. Dafür müssen sie schließlich gerade stehen.

Liegt Ihnen als früherem Gladbecker, der immer noch aufmerksam die Geschehnisse beim Ex-Verein verfolgt, noch etwas auf dem Herzen?

Ja, denn ich finde es jammerschade, was dort passiert. Die Art und Weise ist einfach unglaublich. Jeder Außenstehende schlägt doch die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er hört, was bei der Germania im Moment abläuft. Jeder Verein könnte froh sein, wenn er so eine Mannschaft zusammen hätte, doch die Verantwortlichen in Gladbeck scheint das nicht zu interessieren. In einem funktionierenden Umfeld wäre mit dieser Truppe einiges möglich gewesen. Jetzt muss man einfach auch mal einen Finger in die Wunde legen und deutlich machen, warum es so rumort im Umfeld. Man muss sich fragen, worum es den Verantwortlichkeiten in Wirklichkeit geht, denn es wäre wirklich schade für die Jungs in der Mannschaft, und auch für die Fans, wenn das alles, was wir uns sportlich erarbeitet haben, jetzt zugrunde gehen würde.

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