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Bochum: Abstiegskampf nach dämlicher Derby-Niederlage
Hilferuf nach einem Stürmer

Bochum: Abstiegskampf nach dämlicher Derby-Niederlage
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Die knapp zwei Dutzend VfL-Fans, die am Samstag bei Sonnenschein und einem kühlen Wind zum Trainingsplatz hinter dem rewirpowerStadion gekommen waren, mussten genau 36 Minuten warten, bis Sportpsychologe Thomas Graw und Linksfuß Danny Fuchs die Kabinentür öffneten und eine Herde von schweigender Spieler zur Übungsstunde führten. Nach sechs Spielen ohne Sieg mit nur zwei Punkten und als nächster Aufgabe die Bayern vor der Brust, hatte der Trainer zunächst den Umweg über die dritte Etage gewählt und seinen Spielern per DVD lebhaft vor Augen geführt, warum man am Abend zuvor in Dortmund nicht als Sieger vom Platz ging. Allzu ideenlos hatten die Bochumer die Chance eines halbstündigen Überzahlspiels verpuffen lassen.

Zwar war diese "Vorführung" nicht öffentlich, doch welche Szenen da über die Monitore flimmerten, kann sich der Augenzeuge der Partie auch so genau ausmalen. Zum Beispiel die vor dem 0:1. Warum in Teufels Namen baut man seine Abwehr bei einem Freistoß aus dem Mittelfeld am eigenen Fünfmeterraum auf, statt zehn Meter vor zu rücken? So war das 0:1, bei dem Lastuvka gegen Wörns Kopfball noch gut reagierte, eine logische Konsequenz, da Tinga der Ball genau vor die Füße fiel.

Nicht viel klüger stellte sich der VfL beim Siegtor durch Federico an. Was nützt es, wenn der Trainer vor jedem Spiel eine genaue Einteilung vornimmt, wer was zu tun hat, wenn der betreffende Spieler (in diesem Fall Tommy Bechmann) ein wenig gedankenverloren im Raum steht und gar nicht weiß, wo sein Gegenspieler ist. Dabei müsste es sich längst herumgesprochen haben, dass der Ex-Karlsruher Federico genau auf solche Abpraller lauert. Wenn man ihm dann auch noch zwei, drei Meter Luft lässt, muss man sich über die Folgen nicht wundern. Überhaupt, Tommy Bechmann. Der Däne ist derzeit ein Musterbeispiel dafür, wie man das Auf und Ab des VfL beschreiben kann. Fakt ist, zur Stunde fehlt dem Angreifer jegliches Selbstvertrauen. Christoph Biermann, SPIEGEL-Journalist und Buchautor, brachte es in der Halbzeit treffend auf den Punkt: "Der Tommy wirkt so, als ob ihm bei jeder Ballannahme mehrere Gedanken über die Verwertung gleichzeitig durch den Kopf gingen. Wenn er sich dann entschieden hat, ist der Ball weg."

Die Körpersprache des Stürmers versprach auch gestern, als er nach dem Training von seiner Familie abgeholt wurde, nichts Gutes. Eine Pause täte gut. Aber da tritt eine andere Crux zutage. Denn nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Joel Epalle sucht man beim VfL Alternativen für die Sturmspitze vergebens. Marcel Kollers Hilferuf nach einem zusätzlichen Keilstürmer erhält derzeit neue Nahrung.

Keine guten Zeiten an der Castroper Straße. Denn nach den sechs sieglosen Spielen wird wieder jeder und alles in Frage gestellt. Zumal der nächste Gegner nach der Länderspielpause Bayern München heißt. Wen wundert es da, dass Dennis Grote, von dem in der Schluss-Viertelstunde auch keine entscheidenden Impulse ausgingen, sich schon ein bisschen in den Trotz flüchtete: "Irgendwann werden auch die Bayern mal verlieren. Vielleicht ist es ja in Bochum schon soweit." Darüber wird sicher landesweit geschmunzelt. Aber in dieser verrückten Bundesliga ist manchmal Unmögliches möglich.

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