Platz zwei nach sieben Spielen – da wurden die ersten Reiserouten im Kopf bereits geplant. Nach 16 Spieltagen ist es nicht mehr Platz zwei, mit dem siebten Rang sind die europäischen Pläne aber immer noch möglich. Zumal Platz sieben für Europa reichen kann, wenn eines der ersten sechs Teams den DFB-Pokal gewinnt.
Drei Trümpfe für Europa
Die Kölner gehen mit dem ungewohnten Thema humoristisch um. Zum Karnevals-Auftakt traten Trainer Peter Stöger und sein Team demonstrativ in Champions-League-Montur auf den Platz. Kurz vor Weihnachten drehte die Mannschaft ein Video, in dem Stöger einen Dialog über die Europa-Träume mit seinem Trainerteam laut lachend beendete: „Europa? Mit der Karnevalstruppe?“
Jetzt ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass die Kölner sich für die Europa League qualifizieren. Auch dem FC Augsburg oder Mainz 05 hatte das in den letzten Jahren niemand zugetraut. Wenn aber alles seinen normalen Lauf nimmt, dann ist der FC noch nicht reif für den großen Schritt.
Trotz dreier Trümpfe.
Die mannschaftliche Geschlossenheit: Sie hat dem Team schon den einen oder anderen Punkt beschert.
Die Defensivstärke: Die hat sich auch in den drei Vorbereitungsspielen (1:0 gegen Bochum, 0:0 gegen Stuttgart und 1:1 gegen RSC Anderlecht) wieder bestätigt. Und das ohne Abwehrchef Mergim Mavraj, der den FC im Winter in Richtung Hamburger SV verlassen hat.
Die Klasse von Anthony Modeste: Dieser dritte Trumpf ist Fluch und Segen zugleich. Der Torjäger hat die Kölner mit seinen 13 Saisontoren fast im Alleingang nach oben geschossen, allerdings ist die Mannschaft abhängig von dem Franzosen. In sieben Spielen traf er nicht, keine dieser Partien konnten die Kölner gewinnen. Daher wird es eine zentrale Aufgabe von Stöger sein, die Torgefahr auf mehrere Schultern zu verteilen. Damit wird eine große Bedeutung auf den von Mainz 05 zurückgekehrten Christian Clemens zukommen. Er soll Marcel Risse ersetzen, dessen Saison nach einem Kreuzbandriss bereits beendet ist. Bis zu seiner Verletzung war Risse aus dem Mittelfeld heraus der große Antreiber.
Neben der ausrechenbaren Offensive kann die Kadergröße zum Problem der Kölner werden. Schon vor der Saison hatten die Domstädter ein kleines Aufgebot. Nach dem Abgang von Mavraj und Filip Mladenovic (Standard Lüttich) wurde das Personal im Winter erneut reduziert. Schließlich hat Manager Jörg Schmadtke noch keinen Mavraj-Eratz gefunden. Aktuell stehen nur drei Innenverteidiger unter Vertrag. Ein Risiko, zumal Stöger oft mit einer Dreierkette spielen lässt und Dominic Maroh gerade erst aus einer langen Verletzungspause kommt. Was passiert, wenn der Kölner Trainer mehrere Spieler gleichzeitig ersetzen muss, wurde vor der Winterpause deutlich. Aus den letzten fünf Partien gab es keinen Sieg – die Mannschaft ging auf dem Zahnfleisch.
Torwart Horn fällt noch länger aus
Doch Besserung ist in Sicht: Bis auf Torwart Timo Horn (der Stammtorwart fällt aufgrund einer Knieverletzung noch länger aus) und Risse sind alle Spieler an Bord. Auch Kapitän Matthias Lehmann und Leonardo Bittencourt sind zum Auftakt in Mainz (Sonntag, 17.30 Uhr) wieder fit. Stöger betont vor dem Wiederbeginn: „Unsere Fans dürfen träumen. Unsere Aufgabe ist es, für uns einzuordnen, was machbar ist. Wir sind auf jeden Fall bereit für den Start.“