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Neuer und Orban
Geschmähte verlorene Söhne

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Neuer und Orban: Geschmähte verlorene Söhne
Foto: dpa
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Manuel Neuer muss sich bei seiner Rückkehr nach Schalke viel anhören, auch Leipzigs Willi Orban, als er gestern auf den Betzenberg zurückkehrte. Ein Kommentar.

Was hat der türkische Präsident Recap Erdogan mit den Fußballprofis Manuel Neuer und Willi Orban gemeinsam? Sie müssen sich, was öffentliche Meinungsäußerungen angeht, richtig was bieten lassen. „Schmähkritik“ ist seit den Böhmermann-Läster-Zeilen gegen Erdogan in die Diskussion geraten. Für manche geht das gar nicht. Andere sehen auch harschere Kommentare vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung abgedeckt.

Auf die genannten Kicker bezogen, muss man sich nicht auf juristisches Für und Wider einlassen. Die Kurven in Kaiserslautern und Schalke reagieren auf den Liebesentzug, der ihnen durch die beiden verlorenen Söhne widerfahren ist, in etwa ähnlich emotional und irrational, wie es bei vielen Paar-Trennungen zu beobachten ist.

Man glaubte, da sind zwei Jungs, die gehen mit den Fans gemeinsam durch Pech und Schwefel. Beide standen in der Fankurve, beide besangen die ewige Treue. Und dann sitzen sie auf einem Podium mit angeklebten Tränen vor den Augen, faseln was von Karriereplanung, einmaliger Chance im Leben und Bitte um Verständnis. Als hätten sie in Schalke und Kaiserslautern an der Armenspeisung teilnehmen müssen. Als wäre nicht auch bei diesen großen Traditionsvereinen eine formidable Karriere möglich. Als wäre es so völlig unverständlich, dass Menschen, die Spieler „ihrer“ Vereine in einer echten „Liebe“ verbunden sind, auf unterschiedliche Weise auf solche schändlich-egoistische Untreue reagieren. Eben auch mit Wut, bitterer Enttäuschung und verbaler Aggression.

Neuer und Orban kosten die angenehmen Seiten des Profifußballs aus. Sie haben für ihr Leben ausgesorgt. Werden nunmehr in München und Leipzig gefeiert. Da müssen sie auch damit leben, wenn man so will als Personen des öffentlichen Lebens, dass es Teile des Publikums gibt, die mit ihnen aus den oben genannten Gründen kein Bier mehr trinken würden.

Das Fußballgeschäft basiert beinahe ausschließlich auf den Emotionen der Fans. Nirgendwo sonst ist es möglich, dass ein „Produkt“ noch so erbärmlich sein kann und trotzdem die Kunden bei der Stange bleiben. Vereine und Spieler sollten sich aber nicht zu sehr darauf verlassen, dass sie immer und jederzeit machen können, was sie wollen. Irgendwann ist der Bogen überspannt. Und dann wird Schmähkritik noch das wenigste sein, was dieser Branche widerfährt.

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