Donnerstagmittag im Schalker Winter-Trainingslager im südspanischen Benidorm. Sebastian Rudy ist im Mannschaftshotel Melia Villaitana gerade gut gelaunt auf den Weg zum Mittagessen. Rudy pfeift auf den wenigen Metern vom Foyer in Richtung Restaurant-Bereich entspannt vor sich hin.
Eine Stunde zuvor hat Schalke-Trainer Domenico Tedesco eine intensive Einheit beendet, bei der Rudy als zentraler Mittelfeldspieler das Tempo mitbestimmte und die Bälle geschickt in die Tiefe verteilte. Für den Nationalspieler gab es gleich in mehreren Situationen Lob von Tedesco: „Super, Sippi!“ Sippi?
Heidel hatte es sich anders vorgestellt
Diesen Spitznamen hat Sebastian Rudy Mitspieler Daniel Caligiuri zu verdanken. Sippi ist in der baden-württembergischen Mundart die niedliche Kurzform für Sebastian. Caligiuri und Rudy kennen sich seit der Jugendzeit beim SV Zimmern. Caligiuri sagt, dass Rudy als Kind so überragend war, dass er schon bei den Älteren mitspielen durfte. Das Sippi-Rätsel ist damit gelöst.
Ein anderes Rätsel hingegen noch nicht. Die Frage: Kann Rudy Schalke wirklich helfen? Seit Ende August steht der 28-Jährige bei den Königsblauen unter Vertrag. Bisher ist er weder Stammspieler noch die erhoffte Verstärkung. „Wir hatten uns das mit ihm natürlich anders vorgestellt und gehofft, dass die Eingewöhnung schneller geht“, sagt Manager Christian Heidel. Der 55-Jährige weiß aber aus Erfahrung, dass manche Spieler eben länger brauchen, bis sie sportlich das umsetzen, was von ihnen verlangt wird.
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Selbst sprechen will Rudy, für den Schalke 16,5 Millionen Euro an den FC Bayern überwiesen hat, im Trainingslager nicht. Sämtliche Interviewanfragen lehnte er ab.
Dafür sprechen andere über ihn. „Sebastian ist ein ruhiger Typ“, meint Kapitän Ralf Fährmann, der am Donnerstag Arm in Arm mit Rudy vom Rasen ging. Fährmann ist sicher: „Sebastian wird uns mit seiner Ruhe weiterhelfen.“ Daniel Caligiuri kann sich am besten von allen Schalkern in die Lage des Mittelfeldspielers hineinversetzen: „Sebastian wird auf Schalke noch eine wichtige Rolle spielen.“ Warum das nicht vorher schon klappte, dafür hat Caligiuri einen Ansatz. „Bei Bayern hat er zum Schluss kaum gespielt, sie haben dort ein anderes Spielsystem. Erwartungen und Druck sind enorm, wenn du aus München zu einem anderen Klub wechselst. Sebastian musste sich umstellen.“
Caligiuri ergänzt: „Jetzt ist er voll da.“ Sollte es mit Rudy trotz der positiven Eindrücke aus Spanien in der Rückrunde nicht klappen, könnte ein Wechsel das Rätsel lösen. Noch hat Sippi auf Schalke aber Zeit zu zünden.
Autoren: Thomas Tartemann und Christoph Winkel