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Stimmen zum Skandalturnier in Mülheim: Video wird der Polizei übergeben
"Irgendwo sind wir natürlich alle schuld, dass das alles so eskaliert ist"

Ratlose Spieler nach der Schlägerei. (RS-Foto: Frische)
Ratlose Spieler nach der Schlägerei. (RS-Foto: Frische)
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Entsetzen herrschte bei Spielern, Funktionären und Zuschauern nach den Ausschreitungen. Wie alles genau ablief - darüber gibt es viele Geschichten. Wir haben einige zusammengetragen und lassen Vertreter von Polizei, dem Fußballkreis, vom Veranstalter sowie der Vereine Galatasaray Mülheim, VfB Speldorf und Rot-Weiß Mülheim zu Wort kommen. Die einen fühlten sich provoziert, die anderen übergeben als Beweis für ihre Unschuld ein Video der Polizei.

Pressemitteilung der Polizei Essen: Mülheim – Stadtmitte (ots) - Das Turnier um die Stadtmeisterschaft im Hallenfußball wurde am Samstag abend gegen 19:00 Uhr vom Veranstalter in der Rhein-Ruhr-Halle in Mülheim an der Ruhr abgebrochen und beendet. Nachdem es unter den 1200 Zuschauern zu Tätlichkeiten und Ausschreitungen gekommen war, waren zunächst einige der Problemfans von Polizeibeamten aus der Halle verwiesen worden. Als dann auch noch Mitglieder der beteiligten Fußballmannschaften aufeinander losgegangen waren und den Schiedsrichter attackierten, hatten die Referees zunächst das Spiel unterbrochen und die Spieler in die Umkleideräume geschickt. Nachdem sich die Sicherheitsverantwortlichen beraten hatten brachen die Veranstalter aus dann Sicherheitsgründen die Fortsetzung des Turnieres ab. Michael Klauß (Manager VfB Speldorf): Ich denke, in der Defensive ist allein Galatasaray und nicht der VfB Speldorf. Aber ich will hier auch gar keine Schuldigen suchen. Das ist müßig. Das war insgesamt eine Schande für die Mülheimer Fußballszene."

Jochen Guß (Veranstaltung Mülheim Hallenstadtmeisterschaft): Mein Eindruck ist, dass sich da eine Gruppendynamik entwickelt hat. Und da ist dann nichts mehr zu machen. Wir hatten ja einen Sicherheitsdienst. Mehr kann man nicht machen. Eine 100%ige Sicherheit wird es nie geben (mehr siehe unten im ausführlichen RS-Interview)

Frank Adams (1. Vorsitzender Fußballkreis DU/MH/DIN; Zuschauer): Ohne die Hooligans wäre das alles nicht passiert. Aber die Galatasaray-Spieler wurden da auf das übelste beschimpft. Das man da auch mal austickt, ist klar. Das muss man verstehen. Es gibt leider keine 100%ige Sicherheit. Der Sicherheitsdienst war ja schon enorm. Jetzt gilt es erst einmal alles auszuwerten. Aber noch einmal, ohne die Hooligans wäre das nicht passiert.

Hasan Yilderim (Trainer Galatasaray Mülheim): Irgendwo sind wir natürlich alle Schuld, dass das alles so eskaliert ist. Nur die Fans hätten sich zügeln müssen, die Spieler sind untereinander alle fair gewesen. Es war schon am Zwischenrundenspieltag so, dass wir von Speldorfern provoziert worden sind. Meine Mannschaft hat sich super verhalten, wir haben uns bemüht nicht darauf einzugehen. Meine Jungs sollten die Tage bei diesem schönen Event genießen, leider gibt es immer einige Idioten. Alle hätten ihren Job sicherlich etwas besser machen können, schließlich gab es ähnliche Vorfälle schon vor ein paar Jahren, woraus man hätte lernen können. Mehr Ordner und Security-Personal wären hilfreich gewesen. Ob wir nächstes Jahr noch einmal antreten, das wird der Vorstand entscheiden. Ich würde sehr gerne wieder dabei sein, um den Leuten zu zeigen, dass wir Kinder dieses Landes sind. Wir sind in Deutschland geboren, haben ein deutschen Pass, sind deutsche Staatsbürger. Es tut weh, immer als „der Türke“ angesehen zu werden. Ich verstehe so ein Verhalten nicht. Am Sonntag waren Kinder da, denen wir ein Vorbild sein müssten, stattdessen haben die Angst bekommen.

Jürgen Bemerburg (Fachschaftsleiter Jugend im Verband Mülheimer Fußballvereine): Der Abbruch war aus Sicherheitsgründen notwendig. Wieso es schlussendlich zur Eskalation kam ist nicht festzustellen. Es hat sich vielmehr alles von Minute zu Minute hochgeschaukelt. Wenn solche Mentalitäten aufeinander prallen kann es durchaus eskalieren. Auf dem Feld war es so ein durcheinander, man wusste nicht wer schlichten wollte und wer auf Prügel aus war. Wenn Jugendliche und Kinder so etwas sehen schockiert mich das. Die Lösung wäre alle Vereine an einen Tisch zu holen und die Frage zu stellen, wie man solche Sachen gemeinschaftlich demnächst lösen kann. Diejenigen, die so eine Eskalation wollen, suchen sich gezielt solche Veranstaltungen aus. Die Stadtmeisterschaften müssen auch nächstes Jahr stattfinden, sonst wäre es ein Erfolg für die Randalierer. Für den Mülheimer Fußball war das am Samstag eine große Niederlage. Die Frage die zu beantworten sein wird ist: Wie können wir bei den zukünftigen Meisterschaften dafür sorgen, dass demnächst nicht dutzende Sicherheitskräfte benötigt und Zäune aufgestellt werden? Denn dann wäre die Veranstaltung am Ende.

Mirko Funk (2. Vorsitzender Rot-Weiß Mülheim): Von den Vorkommnissen distanzieren wir uns. Wir haben ein Video, das beweist, dass rot-weiße Fans, Spieler oder Verantwortliche nicht an den Ausschreitungen beteiligt waren. Das Video wurde mit einer guten Qualität aus unserem Fanblock aufgenommen und wird morgen an die Polizei übergeben. Aus dem Rot-Weiß-Fanblock kamen ganz normale Gesänge zur Unterstützung des Teams, die Wiederholungen der Speldorfer konnten wir bei der Lautstärke akustisch nicht verstehen. Unser Verein besteht über der Hälfte aus Ausländern, unser erster Vorsitzender ist Türke, warum sollten wir also Lieder gegen Ausländer singen? Es ist bitter, dass die Ausschreitungen bei unserer Partie waren, aber wir haben wie gesagt nichts damit zu tun gehabt.

Auf Seite 2: Leserbrief

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