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Schweiz und Österreich warten noch auf EM-Euphorie
350 Großbildleinwände in Österreich

EM: Schweiz und Österreich warten noch auf EM-Euphorie
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Bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz steht Samstagabend um 18 Uhr im Basler St. Jakob Park das Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz und Tschechien auf dem Programm.

Mit dem Anpfiff durch den italienischen Schiedsrichter Roberto Rosetti beginnt dann zwar das größte Sportereignis in der Geschichte der beiden Alpenländer, von der Euphorie, die bei der WM 2006 in Deutschland herrschte oder vor vier Jahren die fußballverrückten Portugiesen erfasste, können die beiden Gastgeber bislang nur träumen. "Für drei Wochen schaut die ganze Welt auf Österreich und die Schweiz", sagt Franz Beckenbauer und macht den Ausrichtern trotz der noch fehlenden EM-Begeisterung Mut: "Die EURO wird ein Renner, der von selbst läuft." Auch die Gastgeber selbst rechnen mit langsam steigendem Fußball-Fieber. "Wir merken, dass es mehr wird", berichtet Wolfgang Eichler, Pressechef des österreichischen Organisationskomitees: "Auch in Deutschland setzte die Euphorie erst mit den Spielen ein."

Allerdings ist bei der drittgrößten Sportveranstaltung der Welt nicht unbedingt damit zu rechnen, dass die Heimteams mit ihren fußballerischen Leistungen ihre Landsleute in Verzücken versetzen werden. Denn Österreich und die Schweiz gelten nur als Außenseiter bei der "Mini-WM", an der immerhin sieben der besten zehn Nationalmannschaften der Welt teilnehmen. Im Finale am 29. Juni im Wiener Ernst-Happel-Stadion, wenn der neue Coupe Henry Delaunay überreicht wird, werden in erster Linie Weltmeister Italien, "Vize" Frankreich oder Rekordsieger Deutschland erwartet. Doch Vorhersagen sind schwieriger als bei WM-Turnieren, wie der sensationelle Triumph der Griechen 2004 bewies. Das Niveau ist ausgeglichener, und die Exoten fehlen. "Bei der EM ist aber jeder in der Lage, einen anderen zu schlagen. Die Qualität ist einfach hoch, die Teams liegen nahe beieinander", sagt Bundestrainer Joachim Löw, der in seinem ersten Turnier als Chef den EM-Titel anstrebt.

Immerhin hat der dreimalige Europameister Deutschland den vermeintlich schwächsten Gegner in seiner Vorrundengruppe B. Für Österreich, die Nummer 92 der Weltrangliste, ist laut Teamchef Josef Hickersberger ein einziger Sieg schon "ein hochgestecktes Ziel". Nicht ganz so sensationell wäre ein Weiterkommen für die Schweizer, die sich gegen Tschechen, Türken und Portugiesen durchsetzen müssten. Dennoch werden die Stars der EURO, die die 1,05 Millionen Zuschauer in den acht ausverkauften Stadien und die kumulierten acht Milliarden vor den Fernsehern bewundern werden, aus anderen Ländern kommen. Nach dem Abtritt der alten Garde um Zinedine Zidane, Luis Figo oder Pavel Nedved führt der Portugiese Cristiano Ronaldo die neue Generation der Fußball-Künstler an, die der EM ihren Stempel aufdrücken will. Der Franzose Franck Ribery, der Spanier Fernando Torres oder der Niederländer Rafael van der Vaart zählen ebenfalls zu den aussichtsreichen Kandidaten bei der Suche nach dem Superstar.

Ein Anwärter auf die Hauptrolle bei der EURO ist auch Michael Ballack, der nach dem verlorenen Champions-League-Finale mit dem FC Chelsea sowie Platz zwei und drei bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften endlich einen großen Titel gewinnen will.

Dafür müsste der 31-Jährige zunächst eine schwarze Serie beenden: Seit dem Triumph 1996 im Wembley-Stadion hat die deutsche Mannschaft kein EM-Spiel mehr gewonnen. "Wir sind überzeugt davon, dass die Serie zu Ende geht", sagt Ballack vor dem Auftaktspiel am Sonntag gegen Polen, danach soll sich eine "Dynamik entwickeln, die das Team durch das Turnier trägt".

Ein Turnier, das sich vor allem für die Europäische Fußball-Union (UEFA) rechnet. Zwar ist die Zuschauerzahl auf Grund der relativ kleinen Stadien vergleichsweise bescheiden. Nachdem in England 1996 1,28, 2000 in den Niederlanden und Belgien 1,13 und 2004 in Portugal 1,15 Millionen Besucher gezählt wurden, finden diesmal nur 1,05 Millionen Platz. Der Kartenverkauf macht aber ohnehin nur sieben Prozent der Gesamteinnahmen aus, die sich für die UEFA auf 1,3 Milliarden Euro summieren - Rekord in der EM-Geschichte. Zum Vergleich: 1992 in Schweden nahm sie 41 Millionen ein, vier Jahre später in England, erstmals mit 16 Mannschaften, 147 Millionen, 2000 230 Millionen und 2004 852 Millionen Euro. 60 Prozent der Einnahmen kommen aus dem Verkauf der Medienrechte. Angesichts der prall gefüllten Kassen erhöhte die UEFA auch die Prämien für die EM-Teilnehmer um 55 auf 184 Millionen Euro. Der Europameister kann maximal 23 Millionen Euro einspielen.

Damit das Millionenspiel EM auch ein friedliches Fußball-Fest wird, sind über 40.000 Polizisten im Einsatz. Mit viel deutschem Knowhow und 850 Beamten aus Deutschland sollen die Sicherheit gewährleistet und Hooligans abgeschreckt werden. Vom "Sommermärchen 2006" haben Österreicher und Schweizer aber nicht nur ihre Polizei-Strategie übernommen, sondern auch das Phänomen Public Viewing. Allein in Österreich sind an 350 Stellen Großbildleinwände aufgestellt. "Wir haben - einschließlich der Stadien - eine Kapazität von einer Million am Tag", sagt Heinz Palme, Geschäftsführer der von der Regierung initiierten, übergreifenden Aktion "Österreich am Ball". Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, könnte tatsächlich EM-Stimmung aufkommen.

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