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Schacht und auch Ex-Coach Breuer sehen "Holland-Kritik" gelassen
Viele "Unstimmigkeiten" prägen INAS-FID EM in England

DBS: Schacht und auch Ex-Coach Breuer sehen "Holland-Kritik" gelassen
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Die Vorrunde der EM der Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen ist so gut wie beendet. Die Favoriten haben in beiden Gruppen die ersten Plätze unter sich ausgemacht. England und Ungarn sowie Holland und Polen stehen vor den letzten Gruppenbegegnungen bereits sicher im Halbfinale.

Das deutsche Team um Nationaltrainer Dietmar Schacht spielt nach einer deftigen 0:7-Niederlage am Donnerstagabend gegen Polen nun um die Plätze fünf bis acht.

Die Erwartungen wurden somit erfüllt und die erhofften Überraschungen blieben aus DBS-Sicht leider aus. Eine Niederlage gegen die bislang sportlich schwächste Turnierelf aus Schweden im letzten Gruppenspiel wäre eine solche Überraschung, die es laut Schacht aber nicht geben wird: „Wir wollen mit aller Macht Platz fünf erreichen. Das wäre eine beachtliche Leistung meiner jungen Mannschaft.“

Die Enttäuschung ist rund um das DBS-Team allerdings deutlich spürbar, denn die Euphorie der WM 2006 im eigenen Land konnte auf keiner Ebene mit auf die britische Insel getragen werden. Im sportpolitischen Abseits fristen nicht nur die Wettkämpfe ein Schattendasein im öffentlichen Interesse. „Die Resonanz in England schockiert mich schon etwas“, meint DBS-Referent Ralf Kuckuck, „aber auch hinsichtlich der Organisation sowie der Verpflegung gibt es Mängel, die bei acht Mannschaften an einem einzigen Austragungsort mit dem englischen Verband im Rücken überraschen.“

Tatsächlich gilt das englische Modell weltweit als Vorreiter für die fußballerischen Belange von Menschen mit einer Behinderung. Liga-Spielbetriebe und Auswahlmannschaften aller Behinderungsformen sind in den nationalen Fußballverband FA integriert. Eine professionelle Durchführung und Kommunikation sollte man hier dann doch erwarten dürfen. Stattdessen treten leere Ränge, eine mangelhafte Berichterstattung und eine sicherlich leidige Schiedsrichterdiskussion, forciert durch den deutschen Coach, in den Vordergrund.

„Es fehlen vor allem internationale und professionelle Unparteiische“, beschwert sich der ehemalige MSV-Profi und macht die ungenügende Schiri-Leistung auch für das eher durchschnittliche Abschneiden seines Teams verantwortlich. Hinzu kommen schwerwiegende Differenzen mit der holländischen Delegation, denn Teammanager Fred Hermans kritisierte Schachts Verhalten am Spielfeldrand heftig und sprach ihm die Kompetenz im Umgang mit der nicht gerade pflegeleichten Fußballer-Klientel ab.

Der deutsche Nationaltrainer bleibt hiervon unbeeindruckt: „Außer den holländischen Spielern wollte mir keiner die Hand reichen und ein Freundschaftsspiel kommt für mich nach diesen Vorkommnissen auch nicht mehr in Frage“, reagierte er auf die holländische Schelte, die ein ohnehin nie ganz einfaches Verhältnis zwischen beiden Teams neu belastet.

Ex-Coach Willi Breuer reagierte nahezu amüsiert auf die Entwicklung in England: „Das sind doch zwischenmenschliche Nebensächlichkeiten, die man offensichtlich nicht professionell in den Griff bekommt. Fest steht doch, dass die Holländer sportlich immer besser waren als wir. Dass Bondscoach Rene Bouma und seine Akteure dann ein gewisses, ich sag mal, von Stolz geprägtes Auftreten zeigen, ist doch normal und jeder im Sport kann das nachvollziehen."

"Was man sich hiervon persönlich annimmt, bleibt in der Verantwortung des Einzelnen. Die Spieler haben natürlich Probleme so etwas zu differenzieren, aber das Umfeld sollte damit gelassen umgehen“, meint der heutige Jugendkoordinator von Alemannia Aachen und unterstreicht: „Viel wichtiger sind doch die Zukunftsfragen: Wie verbessert man die Strukturen und hilft so dem aktuellen Trainerstab auf dem Weg zur WM 2010 in Südafrika, denn die Ergebnisse in England sind nicht zufriedenstellend. Bis auf ein deutlich erhöhtes Kontingent an Lehrgängen hat sich für den Kollegen Schacht doch nicht viel getan.“

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