„Wir unternehmen am Wochenende den entscheidenden Angriff, um mit Mark und seinem Team Columbia eine Einigung zu erzielen“, gingen die Giro-Crganisatoren Claußmeyer in die Offensive um den derzeit wohl meistgefragten Radsport-Star Europas. Sicher ist aber schon jetzt: Mit dem Team Columbia und dem Team Milram wurden angesehene zwei Pro-Tour-Mannschaften für die 13. Auflage des Sparkasse Giro verpflichtet.
Das grobe Gerüst steht damit, Einzelheiten folgen, denn noch halten sich die Teamleitungen mit Fahrernamen zurück. Noch wie war der Terminplan so eng wie in diesen Tagen. Während sich bei den US-Amerikanern von Columbia alles um Giro-Vorjahressieger Mark Cavendish dreht, hat die Milram-Teamleitung durchsickern lassen, dass auch Kapitän Linus Gerdemann in Bochum am Start stehen könnte. Der anspruchsvolle Bochumer Kurs gilt besonders für Gerdemann als ideal. Neben dem gebürtigen Münsteraner gilt auch der amtierende holländische Meister Niki Terpstra als Kandidat für einen Giro-Einsatz.
Hauptaugenmerk genießt aber natürlich das Ringen um den fünfmaligen Tour-de-France-Etappensieger Mark Cavendish. Die Chancen auf eine Verpflichtung des Briten stehen bei 50:50, denn Cavendish muss am Giro-Wochenende in seiner Heimat England eine absolut hochkarätige Sponsorenverpflichtung erfüllen. Auf dem Programm steht ein Foto-Shooting mit Formel-1-Star Jenson Button und dessem Arbeitgeber McLaren-Mercedes. Mit Hochdruck werde an einer Lösung gearbeitet, so die Giro-Organisation.
„Natürlich will Mark gerne in Bochum fahren. Als Vorjahressieger fühlt er sich dem Bochumer Publikum verpflichtet. Er liebt das Ruhrgebiet, zumal er hier seine radsportliche Wiege hat“, sagte sein Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag. Stimmt. Denn seine ersten erfolgreichen Gehversuche auf der Straße unternahm Cavendish beim Team Sparkasse. 2005 entdeckte ihn Mark Claußmeyer bei der Bahn-WM. Zwei Jahre fuhr der damals 20-Jährige für das Bochumer Team. So erfolgreichreich, dass die Konkurrenz aufmerksam werden musste. „Wir wollten ihm damals nicht den Weg verbauen und haben ihn an das Team T-Mobile abgegeben“, erinnert sich Mark Claußmeyer zurück.
Wenn es nach dem Willen von Rolf Aldag ginge, der 2003 den Bochumer Sparkassen Giro im Alleingang gewann, wäre die Angelegenheit mit seinem Musterschüler längt unter Dach und Fach. Denn der Beckumer weiß genau, was er an dem Mann von der Isle of Man hat: „Mit Cavendish können wir als Mannschaft taktisch natürlich ganz anders agieren. Bei einer Sprintankunft müssen wir dann keine Gedanken mehr machen. Das gibt uns Sicherheit.“
So wie bei der Tour de France, die am vergangenen Sonntag mit der abschließenden 20. Etappe über 103 Kilometer von Longjumeau auf die Pariser Champs-Élysées zu einem Schaulaufen der Klassementfahrer wurde - die Sprinter aber hielten auf den acht Schlussrunden durch die französische Hauptstadt nochmals voll rein. Dabei feierte Cavendish in erneut überlegener Manier seinen fünften Etappensieg. Und das nach einem eher müden Start. Jeder könne sehen , dass sein Zögling „ein bisschen schlechter ist als 2009“, hatte Columbia-Sprint-Trainer Erik Zabel zunächst geunkt. Danach schlug Cavendish erst in Montargis und dann in Gueugnon zu - und ließ frustrierte Rivalen zurück. „Cavendish ist wieder der Alte“, so der Tenor im Feld. Und danach schraubte der Brite mit drei Etappensiegen sein persönliches Erfolgskonto auf 15 Tagessiege hoch – innerhalb von drei Jahren. Auch das ist ein Rekord.