Interview

Wattenscheids Corboz über seine neue Rolle

Anfangs war er der schüchterne junge Mann aus der zweiten Reihe – jetzt hat sich das Blatt gewendet. Mittelfeldmann Mael Corboz (24) ist zum Stammspieler der SG Wattenscheid 09 gereift. Wir sprachen mit ihm über seine Entwicklung, seine Rolle in der Mannschaft und darüber, wie ihn das Rennradfahren beim Fußball unterstützt.

Mael Corboz, Ihre Rolle im Team hat sich offenbar verändert. Zu Beginn des Jahres klangen Ihre Aussagen sehr bescheiden. Jetzt sind Sie zum Stammspieler gereift.

Mael Corboz: Das stimmt. Zu Beginn war es oft unsicher, ob ich spiele oder nicht. Manchmal war es auch nur eine knappe Entscheidung vom Trainer. Aber ab April wurde es regelmäßiger. Ich wollte eine andere Rolle einnehmen, und das habe ich gemacht.

Wie sieht die neue Rolle aus?

Ich bin in der Kabine wesentlich lauter, halte mich nicht mehr zurück. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Und wenn ich mich gut fühle, kann ich besser Fußball spielen. Und jetzt habe ich zum Glück häufiger die Gelegenheit, das zu zeigen.

Was haben Sie dafür getan? Woran haben Sie speziell gearbeitet?

Das kann ich nicht genau sagen. Ein großer Teil der Entwicklung kommt aus der Mannschaft. Ich spüre, dass meine Kollegen mir vertrauen. Und es hilft mir, dass ich mich mit allen Spielern in Wattenscheid gut verstehe.

Wie war es in Ihrer Zeit beim MSV Duisburg?

Mit einigen Spielern habe ich noch heute Kontakt. Aber dort war der Umgang etwas anders. In Wattenscheid habe ich das Gefühl, dass die Menschen etwas bodenständiger sind. Damit fühle ich mich wohler.

Sie sind aus den USA nach Deutschland gekommen. Wie sieht Ihr aktuelles Umfeld im Ruhrgebiet aus?

Als ich hergekommen bin, war ich ganz allein und habe nur über den Fußball und das Training nachgedacht. Dann habe ich relativ schnell meine Freundin kennengelernt. Sie ist Deutsche – und mit ihrer Hilfe habe ich schnell viele neue Kontakte gefunden. Wenn ich jetzt einen Kaffee trinken oder etwas essen gehen möchte, muss ich das nicht mehr allein tun.

Sieht man Sie bald noch in einer weiteren Sportart?

Ich bin Fußballer und bleibe das auch. Aber warum fragen Sie?

Ein Besuch Ihres Instagram-Profils lässt eher auf das Profil eines Radsportlers als auf das eines Fußballers schließen.

Ja, der Radsport ist meine große Leidenschaft (lacht). Schon immer. Das liegt daran, dass meine Familie in Frankreich wohnt. Meine Oma lebt nur 30 Kilometer von Alpe d’Huez entfernt. Mit neun Jahren war ich schon dort und habe die Tour de France besucht.

Wie sind Sie dazu gekommen? Und was macht die Faszination aus?

Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich mag es einfach gern, es ist eine tolle Abwechslung für Körper und Geist – und der Grund dafür, dass ich mit dieser Leidenschaft so offen umgehe: Ich möchte nicht das Klischee erfüllen, dass ich mich als Fußballer nur mit Fußball und mit nichts anderem beschäftige. Außerdem unterstützt mich das Radfahren bei meinem eigentlichen Sport.

Wie?

Am Tag nach einem Spiel setze ich mich gern aufs Rennrad und fahre eine längere Strecke. Das hilft der Muskulatur, sich schneller zu erholen. Und wenn ich in der ersten Woche der Sommerpause gar keinen Sport mache, hilft es mir, wieder ins Training zu kommen. Und abzunehmen (lacht).

Zurück zum Fußball: Wie schätzen Sie aktuell die Form der SGW ein? Phasenweise spielen wir richtig gut, das sieht manchmal richtig stark aus. Leider fehlen uns die Tore und damit auch die Ergebnisse. Es ist bei uns nicht schlecht, aber es könnte viel besser sein.

Interview von: Dominik Hamers