Große Worte waren nicht sein Ding. „Mach´hier bloß nicht so ein Theater auf dem Platz“, erklärt er einmal dem Chronisten, als ihn dieser zu einem Fototermin in sein „Wohnzimmer“ bat. Aber wenn es bei seinem TuS Querenburg irgendetwas zu tun gab, war er da. Nun ist Norbert Strehl zehn Tage vor seinem 67. Geburtstag verstorben.
Sein Zuhause war das nur einen Steinwurf von der Ruhr-Universität in Bochum-Querenburg gelegene Waldstadion. Wer in den vergangenen Jahrzehnten mit dem TuS Querenburg in Kontakt kam, der kam an ihm garantiert nicht vorbei. Er war nie Präsident, er war nie Jugendleiter. Aber er war die gute Seele des Vereins. Mitunter vielleicht sogar die zu gute. Auf dem Platz und auf dem Vereinsgelände, da fühlte er sich wohl. Aber bitte ohne Kameras.
Als Strehl 1966 als Jugendspieler beim TuS Querenburg eintrat, da war der Stadtteil noch ländlich. Mit dem Bau der Ruhr-Universität und seiner Trabantenstädte in der Hustadt begann der Wandel. Bereits 1977 nach der Rückkehr vom Wehrdienst übernahm er als Coach seine erste Jugendmannschaft. Und blieb.
Inzwischen sind helfende Hände in vielen Vereinen schwer zu finden. Im strukturschwachen Querenburg, wo die Arbeitslosigkeit und der Migrationsanteil höher ist als in den anderen Bezirken des Bochumer Südens, erst recht.
Der Ausländeranteil in den Jugendmannschaften liegt bei 70 bis 80 Prozent. Eltern sprechen oft kaum oder nur gebrochen Deutsch und haben oft ganz andere Probleme, als sich um den Sport ihrer Kinder zu kümmern. Auch aus Integrationsgesichtspunkten sind Menschen wie Norbert Strehl daher kaum zu ersetzen.
„Der Verein ist meine Familie“, sagte er stets. Oft verbrachte er sieben Tage in der Woche auf der Anlage und war unendlich stolz, als das Waldstadion nach vielen Jahren endlich einen Kunstrasenplatz bekam. Denn schon Strehls Vater Ede kreidete hier in besseren Zeiten die Asche ab. Den Vornamen seines Vaters hat er als Spitznamen geerbt. Die Leidenschaft für den TuS auch. 32 Jahre lang stand er als Jugendtrainer für seinen Verein an der Linie. Nachdem Knie und der Rücken streikten, wechselte er in den Seniorenbereich und wurde Abteilungsleiter Fußball.
Nun klafft eine Riesenlücke in unserer Mitte
Marian Kellermann
Früher, da hatte er auch schon mal zwei Mannschaften gleichzeitig trainiert. Bis zuletzt war er für die Betreuung der Schiedsrichter zuständig und stellvertretender Abteilungsleiter. 2012 wurde er für sein Engagement mit dem Ehrenamtspreis des Fußballkreises Bochum ausgezeichnet. Aber das spiegelt seine Lebensleistung nur unzureichend wider. „Er organisiert Fahrten für die Jugend und ist in allen Abteilungen aktiv. Wenn man irgendetwas braucht, dann kann man immer zu ihm gehen. Selbst, wenn er eigentlich keine Lust dazu hat, „Ede“ sagt nie Nein“, charakterisierte der Vorsitzende Marian Kellermann einmal.
„Solange ich kann, mache ich weiter. Wenn ich gar keinen Spaß mehr hätte, würde ich aufhören. Aber ich kann im Grunde auch gar nicht ohne“, sagte Norbert Strehl stets, wenn er auf sein Engagement angesprochen wurde. „Nun klafft eine Riesenlücke in unserer Mitte“, sagt Kellermann. Ganz Fußball-Querenburg trauert.