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DFB-Präsident Theo Zwanziger im Interview
"Können auf unsere Bilanz stolz sein"

DFB: Präsident Theo Zwanziger im Interview
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Nach der Bergtour ist vor der Afrika-Safari: Während sich Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler nach der EURO 2008 in den verdienten Urlaub verabschiedeten, machte sich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) bereits Gedanken über die kommenden Jahre.

Die EM ist Vergangenheit. Wie bewerten Sie im Rückblick aus deutscher Sicht und auch insgesamt die Wochen in Österreich und der Schweiz? Der zweite Platz ist ein toller Erfolg, auf den wir stolz sein können. Unsere Mannschaft hat insgesamt eine gute und engagierte Vorstellung geboten, auch wenn es manchmal an einigen Stellen gehakt hat. Leider konnte sie dann nicht mehr das I-Tüpfelchen setzen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Finale auf die beste und konstanteste Mannschaft des Turniers getroffen sind, die dann auch verdient gewonnen hat. Insgesamt war es ein tolles Turnier auf hohem technischen Niveau mit vielen attraktiven Spielen. Das war zeitweise Hochgeschwindigkeits-Fußball in Vollendung. Erfreulich war natürlich auch, dass es wie schon bei der WM in Deutschland ein friedliches Fußballfest mit Fans aus vielen Nationen war. Und die Stimmung in Deutschland war fantastisch, wie wir auch noch mal am Montag in Berlin erleben durften. Dafür gebührt unseren Fans ein sehr großes Lob.

Die deutsche Mannschaft spielte bei der EM aber nicht so attraktiv, wie man das erhofft hatte. Ist das ein Rückschritt?

Sicherlich nicht, denn auch die deutschen Tugenden sind ein wichtiger Bestandteil unseres Spiels - das haben wir auch vor der EM immer wieder betont. Selbst wenn nicht alle Ansprüche erfüllt werden konnten, steht unsere Mannschaft doch für anspruchsvollen Fußball. Das hat sie in den vergangenen vier Jahren oft genug bewiesen und das wird sie auch in Zukunft wieder zeigen. Es ist daher kein Zufall, dass wir seit der WM 2002 bei den vier großen Turnieren zweimal Zweiter und einmal Dritter geworden sind. Selbst wenn wir keinen Titel gewonnen haben - eine solch erfolgreiche Bilanz in der jüngeren Vergangenheit kann keine andere Fußball-Nation vorweisen. Ich kann immer nur betonen, dass wir auf unser Team stolz sein können. Und deshalb bin ich auch überzeugt davon, dass der deutsche Fußball positiv in die Zukunft blicken kann.

Sind Sie auch aus wirtschaftlicher Sicht mit der EM zufrieden?

Bei unserer Kalkulation hätte es nach jeder Runde ein Plus gegeben. Wir müssen jetzt aber erst einmal alle Kosten und Einnahmen zusammenrechnen, dann werden wir in den nächsten Tagen das Ergebnis präsentieren. Ich erwarte aber einen Überschuss zwischen zwei und drei Millionen Euro.

Nach der EM ist vor der WM. Welche Rückschlüsse ziehen Sie aus der EM für die kommende WM-Qualifikation und die Endrunde 2010 in Südafrika?

Unsere Bundeskanzlerin hat die Messlatte ja schon sehr hoch gelegt, was für ihr Vertrauen in unsere Mannschaft spricht. Aber ich weiß natürlich, dass wir einen Schritt nach dem anderen machen müssen. Wir haben eine starke Qualifikations-Gruppe, in der wir uns unter anderem gegen die starken Russen erneut beweisen müssen. Ich denke aber, dass wir das schaffen werden. Das heißt aber nicht, dass wir locker durch die Qualifikation marschieren. Südafrika selbst würde dann eine neue Herausforderung für unsere Mannschaft darstellen. Das Gerüst des Teams steht. Und deshalb traue ich ihm auch auf dem Weg zur WM 2010 viel zu. Zudem haben wir in Bundestrainer Joachim Löw und seinen Mitarbeitern die Garanten dafür, dass unser Weg auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird. Ein Dankeschön gilt in diesem Zusammenhang den Bundesligisten, die vor allem auch mit ihrer guten Nachwuchs-Arbeit dafür sorgen, dass wir auch in den Junioren-Mannschaften sehr gut aufgestellt sind.

Die UEFA wird mit großer Wahrscheinlichkeit im September beschließen, die EM-Endrunde 2016 von 16 auf 24 Mannschaften aufzustocken. Wie stehen Sie dieser Idee gegenüber?

Dieser Vorschlag wird angenommen werden, denn es gibt augenscheinlich keinen Mitgliedsverband mehr, der gegen diese Idee ist. Man muss diese Aufstockung positiv sehen, aber auch aufpassen, dass die Qualifikation nicht abgewertet wird. Diese Gefahr sehe ich allerdings nicht. Denn es gibt in Europa mittlerweile 30 oder 32 spielstarke Mannschaften, die um die Teilnahme an der Endrunde kämpfen müssen. Für ein Turnier mit 24 Mannschaften gibt es in Europa die nötige Qualität. In diesem Jahr war England nicht dabei - eine Nation, die für jedes Turnier eine Bereicherung darstellt. Daran sieht man, dass eine Aufstockung positive Folgen haben wird. Es gilt nur, dann einen vernünftigen Turnier-Modus zu finden. Aber da wird auch eine Lösung gefunden.

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