David Odonkor-Interview

Über Titel, Monster und Titanen

Mit „Asa“ sind Sie heute noch befreundet. Stimmt, uns verbindet viel. Ich weiß noch, dass er bei den Laufspielchen nie Lust hatte, gegen mich zu spielen. Ich habe mir immer einen Spaß daraus gemacht, an ihm vorbei zu ziehen, bis er einmal die Faxen dicke hatte. Dann hat er einfach seinen fetten Hintern rausgestreckt und ich bin wie vor eine Mauer gelaufen. Danach wusste ich, dass ich immer einen großen Bogen um ihn machen musste, aber gegen ihn hatte auch der Umweg von ein paar Metern noch gereicht.

Fliegen Sie nach Brasilien? Die WM in Brasilien sehe ich skeptisch. Dort wird alles neu gebaut und am Ende stehen die Stadien genauso wie in Südafrika leer. Deshalb kann ich auch nicht verstehen, warum Katar den Zuschlag für die Weltmeisterschaft 2022 erhalten hat. Dort stehen dann auch nur noch Ruinen, die nie mehr benötigt werden. In Brasilien gibt es aber nicht nur das infrastrukturelle Problem. Auch die Kriminalität ist dort sehr hoch, weshalb ich nicht hinfliege. Ich schaue mir die Spiele lieber mit meinen Freunden im Biergarten an.

Was halten Sie davon, dass der DFB sein eigenes Hotel baut? Das kann ich verstehen. Sie wissen nicht, was da unten los ist und die Sicherheit ist das höchste Gebot. Deshalb kann man den Bau nun genauso gestalten, wie er benötigt wird. Für die Spieler ist das A und O die Konzentration. Deshalb ist es extrem wichtig, dass die Jungs in Ruhe einschlafen können oder auch ihren eigenen Koch haben. Denn man weiß nie, was man aufgetischt bekommt.

Wie ist der Alltag im WM-Quartier? Es ist für alles gesorgt. Die Spieler können in der Lounge entspannen, Tischtennis oder Playstation spielen, saunieren oder alles erdenklich andere machen. Es dreht sich nicht alles nur um Fußball. Das ist aber auch wichtig, damit man abschalten kann.

Konnten Sie auch mal raus? Ja, aber nur mit Sicherheitspersonal. Dann konnten wir auch mal mit unseren Frauen in die Stadt gehen, mussten aber immer aufpassen, wohin genau. Denn das Risiko, einen verrückten Fan zu treffen, ist real.

Ist das nicht beklemmend? Ich habe mir darüber nie Gedanken oder Sorgen gemacht. Mir war es egal, ob jemand dabei war. Die Jungs machen ihren Job aber auch richtig gut und sind vor allem im Hintergrund. Ich habe die Jungs vom Sicherheitsdienst sogar für meine Hochzeit engagiert, weil es echte Profis sind.

Holt Deutschland endlich den Titel? Ja, irgendwann müssen wir Weltmeister werden. Ich dachte eigentlich, dass wir 2006 den Titel holen würden, aber leider wurde da ja nichts draus. Ich gönne es Jogi Löw und dem Team, denn so ein Aufwand muss einfach belohnt werden. In diesem Jahr sind wir einfach dran, auch wenn uns ein Typ wie Torsten Frings fehlt. Er war jemand, der auch mal den Mund aufgemacht hat. „Schweini“ ist zwar der Schlüsselspieler, ist aber noch nicht so laut wie Frings. Wenn er das noch hinbekommt, ist aber alles okay und wir werden Weltmeister.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt? Ich bin froh, dass mir der SC Verl die Chance gegeben hat. Aber ich würde gerne Cheftrainer werden, damit ich den Jungs etwas von meiner Erfahrung vermitteln kann. Im Juli mache ich meinen A-Schein. Ich könnte mir gut vorstellen, in der Oberliga als Coach anzufangen und mit einer jungen Mannschaft etwas aufzubauen. Außerdem werde ich vielleicht noch in diesem Jahr ein Abschiedsspiel bestreiten und schreibe an einem Buch. Ich habe sogar schon ein paar Seiten fertig.