Im vergangenen Sommer wechselte Simon Engelmann zu Rot-Weiss Essen. RWE hatte monatelang um die Dienste des Torjägers gekämpft und am Ende Drittligisten wie den FC Ingolstadt oder auch den ehemaligen Klub von RWE-Trainer Christian Neidhart, den SV Meppen, im Buhlen um den Torjäger ausgestochen.
Die RWE-Verantwortlichen wissen heute, dass sich jede investierte Minute, um Engelmann von Essen zu überzeugen, gelohnt hat. Seit Sascha Mölders - er erzielte zwischen Juli 2008 und Januar 2010 in 55 Einsätzen 42 Treffer für RWE - hatten die Essener nicht mehr solch einen erfolgreichen Stürmer in ihren Reihen wie Simon Engelmann.
RWE: Engelmann würde alle Trophäen gegen Drittliga-Aufstieg eintauschen
Zweimal gewann er zuletzt im Trikot des SV Rödinghausen die Torjägerkanone in der Regionalliga West. Dass er schon bald einen Hattrick in dieser Kategorie feiern wird, ist fast sicher.
Doch für Engelmann zählt nichts mehr, nicht einmal der überragende Erfolg im DFB-Pokal (Engelmann erzielte hier auch in drei Spielen schon drei Tore, Anm. d. Red.), als der ersehnte Aufstieg mit Essen. "Um ganz ehrlich zu sein: Im DFB-Pokal würde ich den Titel schon sehr gerne mitnehmen. Das wäre etwas ganz Besonderes. Zum dritten Mal Torschützenkönig in der Regionalliga zu werden, wäre auch nicht schlecht. Für die Meisterschaft und den Aufstieg mit dem Team würde ich auf die persönlichen Auszeichnungen aber gerne verzichten", sagt er im DFB.de-Interview.
RWE: Engelmann stand kur vor einem Wechsel nach Ingolstadt
Der Aufstieg mit Essen würde auch seine persönliche Sehnsucht nach Liga drei stillen. Obwohl Engelmann in 251 Regionalligaspielen 133 Treffer erzielte, spielte er noch nie in den ersten drei Profiligen.
Warum? Engelmann gibt im DFB-Gespräch die Antwort: "Das werde ich oft gefragt und frage es mich manchmal auch selbst. Es hat sich leider irgendwie nie ergeben. Als ich noch in Rödinghausen gespielt habe, war ich mir beispielsweise mal mit dem FC Ingolstadt 04 einig und hätte den Transfer wohl auch durchgezogen. Der Verein hat mir jedoch keine Freigabe erteilt, weil wir gute Chancen auf die Meisterschaft und den Aufstieg hatten. Wenige Monate später hat Rödinghausen dann auf den Aufstieg verzichtet. Das war schon bitter. Jetzt unternehme ich eben mit Rot-Weiss Essen den nächsten Anlauf, den Sprung in die 3. Liga zu schaffen."
"Ich hoffe sehr, noch einmal als Aktiver ein ausverkauftes Stadion in Essen zu erleben"
Dass RWE in Liga und Pokal so eine überragende Saison spielt, ist auch für Engelmann eine große Geschichte. Ein bisschen wehmütig wird er dann doch, wenn er daran denkt, dass das alles ohne Zuschauer stattfindet. Denn er sagt unmissverständlich, dass das fanatische Publikum an der Hafenstraße auch ihm seine Zukunfts-Entscheidung im Sommer etwas leichter gemacht hat.
Engelmann: "Die Fans und die Atmosphäre im Stadion waren in der Tat auch ein Grund dafür, mich für RWE zu entscheiden. Von daher ist es schon sehr schade, dass wir bislang fast immer ohne Zuschauer spielen mussten. Gerade wegen des positiven Saisonverlaufs und unserer Erfolge im DFB-Pokal wäre die Hütte schon sehr oft voll gewesen. Wir müssen die Situation aber so annehmen, wie sie ist, und weiterhin das Beste daraus machen. Ich hoffe sehr, noch einmal als Aktiver ein ausverkauftes Stadion in Essen zu erleben."
RWE: Am Mittwoch gegen Kiel
Schon am Mittwoch, 3. März 2020 (18.30 Uhr), steht für RWE das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Holstein Kiel an. Auch wenn diese Partie wieder ohne Zuschauer stattfinden wird, glaubt Engelmann nach den Siegen über Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen an die nächste faustdicke Überraschung, wie er im DFB-Interview verrät. "Die Möglichkeit, ein Viertelfinale im DFB-Pokal zu spielen, bekommt man nicht allzu oft. Vielleicht sogar nur einmal in der Karriere, wenn überhaupt. Ich habe zwar mit dem SV Rödinghausen schon gegen Bayern München gespielt und mit RWE zuletzt eine Spitzenmannschaft wie Bayer 04 Leverkusen sogar ausgeschaltet. Die einmalige Chance, vielleicht sogar in das Halbfinale einziehen zu können, übt aber einen noch größeren Reiz aus. Spätestens dann würden wir bundesweit im Fokus stehen."