Eine magische Nacht war es diesmal wahrlich nicht. Und doch wirkten alle Dortmunder nach dem ersten europäischen Geisterheimspiel der BVB-Historie vollauf zufrieden. Schließlich vertrieb das mühselige 2:0 (0:0) über Zenit St. Petersburg vorerst die Sorgen vor einem frühen Aus in der Champions League, die nach dem 1:3 bei Lazio Rom eine Woche zuvor aufgekommen waren. „Dieses Spiel wird nicht in die Fußball-Geschichte eingehen“, bekannte Michael Zorc, „aber die drei Punkte nehmen wir gerne mit.“
Dass sich die Borussia lange Zeit schwer tat und erst kurz vor Schluss den Abwehrriegel der Gäste knackte, fand der Sportdirektor nachvollziehbar: „Nach dem Spiel bei Lazio war Druck auf dem Kessel.“ Dieser Zwang, das Duell mit den Russen gewinnen zu müssen, kostete nach Einschätzung von Zorc Lockerheit und Kreativität. Wieder und wieder liefen sich die Dortmunder in der dicht gestaffelten Defensive des Gegners fest.
Es passte zum tristen Spiel, dass erst ein Elfmeter die Erlösung bescherte. Ein überflüssiges Foul an dem kurz zuvor eingewechselten Thorgan Hazard wurde mit einem Strafstoß geahndet, den der bis dahin schwache Jadon Sancho (79. Minute) eiskalt verwandelte. Der zweite Treffer von Erling Haaland in der Nachspielzeit beseitigte alle Restzweifel.
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BVB-Trainer Lucien Favre wirkte trotz der durchwachsenen Vorstellung seines Teams geradezu beschwingt und verwies auf die Mauertaktik der Gäste: „Es waren zwei Busse vor dem Tor. Da musst du geduldig bleiben, sonst kriegst du nachher einen Konter.“ Ähnlich pragmatisch sah es Torschütze Haaland: „Wir wussten, dass unsere Chance kommen wird. Das sind sehr wichtige drei Punkte.“
Die eigentlich für ihre Offensivkraft bekannte Borussia überzeugte - wenn überhaupt - in der Defensive. Wie schon vier Tage zuvor beim 3:0 im Revierderby über den FC Schalke 04 ließ die Abwehr erneut keinen Torschuss des Gegners zu. Dass die Mannschaft in vier von fünf Bundesligaspielen ohne Gegentor blieb, deutet ebenfalls auf gewachsene Stabilität hin. „Das ist sehr, sehr gut“, kommentierte Favre.
Mit einem Sieg im nächsten Gruppenspiel am kommenden Mittwoch beim FC Brügge, der als Tabellenzweiter nach dem 1:1 gegen Lazio Rom ein Punkt vor dem BVB rangiert, wäre das Favre-Team wieder im Soll. Doch zuvor muss der Bundesliga-Dritte am Samstag bei Arminia Bielefeld bestehen. „Ich erwarte Bielefeld deutlich aggressiver als es Zenit heute war. Da müssen wir dagegen halten, das wird eine Bewährungsprobe“, sagte Zorc.