Meister FC Bayern München hat kurz vor Transferschluss gleich vier Mal einkauft. Damit bekommt Trainer Hansi Flick für die vielen Spiele einen breiteren Kader zur Verfügung gestellt. Auch die neureiche Hertha war auf dem Transfermarkt bis zum Schluss aktiv, weitere drei Spieler wechselten nach Berlin. Und WM-Held Mario Götze könnte noch folgen. Eine Übersicht über die Transferaktivitäten der Fußball-Bundesligisten:
FC BAYERN MÜNCHEN: Im Endspurt vergrößerten die Bayern ihr Aufgebot. Der frühere Münchner Douglas Costa (30) kehrt drei Jahre nach seinem Wechsel zu Juventus Turin wieder zum deutschen Fußball-Rekordmeister zurück. Champions-League-Finalgegner Eric Maxim Choupo-Moting (31), Spaniens U21-Europameister Marc Roca (23) und Bouna Sarr (28) sind neu im Kader von Trainer Hansi Flick. Nationalspieler Leroy Sané (24) ist der Königstransfer und kann das Münchner Spiel in den kommenden Jahren prägen. Torhüter Alexander Nübel (24) soll als Nachfolger von Manuel Neuer aufgebaut werden, Tanguy Nianzou (18) ist zumindest für Kenner Ralf Rangnick eines der größten Abwehrtalente Europas. Torhüter Manuel Neuer muss auf seinen langjährigen Trainingspartner Sven Ulreich verzichten, der mit dem Hamburger SV aufsteigen will. Auch Michaël Cuisance verließ den Club noch auf Leihbasis nach Marseille.
BORUSSIA DORTMUND: Jugend forscht beim BVB. Die Dortmunder verpflichteten im Sommer für die ohnehin schon junge Mannschaft die Teenager Jude Bellingham (17) und Jesus Reinier (18), dazu stieg Youssoufa Moukoko (15) zu den Profis auf. Auf Last-Minute-Transfers verzichtete Schwarz-Gelb, nachdem auch die Wechsel der Routiniers Emre Can (26) und Thomas Meunier (28) frühzeitig perfekt gemacht worden waren. „Die Mannschaft ist spannend“, lobte bereits Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.
RB LEIPZIG: Ein wenig Glamour kam erst auf den letzten Drücker nach Leipzig. Die Sachsen liehen am Montag Justin Kluivert, Sohn von Holland-Held Patrick, von der AS Rom aus. Zuvor waren insgesamt 29 Millionen Euro für Alexander Sörloth und Hee-chan Hwang geflossen, die Timo Werner und Patrik Schick beerben sollten. Nationalspieler Benjamin Henrichs wurde nach zwei vergeblich Anläufen verpflichtet, pflegt aber bisher die Reservistenrolle.
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH: Sportdirektor Max Eberl ist meist der frühe Vogel auf dem Transfermarkt. Diesmal wurden allerdings nur zwei qualitativ wertvolle Leihgeschäfte abgeschlossen: Valentino Lazaro von Inter Mailand und Hannes Wolf (RB Leipzig). Beide werden den Konkurrenzkampf in der Offensive beleben. Beste Nachricht für Borussen-Fans: Kein Stammspieler hat den Club verlassen.
BAYER LEVERKUSEN: Das Transfer-Gerangel um 100-Millionen-Mann Kai Havertz (21) mit dem FC Chelsea zog sich bis Anfang September. Einen direkten Ersatz holte Bayer nicht. Nur für den nach Monaco gewechselten Kevin Volland (28) kam Patrick Schick (24). Trotz der Havertz-Millionen war Bayer auf dem Transfermarkt zurückhaltend, weil zum einen Edmond Tapsoba (21) und Ezequiel Palacios (22) schon im Winter als Vorgriff geholt worden waren und zum anderen von den 100 Millionen Euro zunächst nur 80 kamen. Der Rest sind Zuschläge.
TSG 1899 HOFFENHEIM: Die Kraichgauer setzten vornehmlich auf Leihgeschäfte und bewiesen dabei einen langen Atem. Erst kurz vor dem Ende der Transferperiode kamen TSG-Rekordspieler Sebastian Rudy und Englands U21-Nationalspieler Ryan Sessegnon. Zuvor war der Frankfurter Mijat Gacinovic im Tausch für Steven Zuber verpflichtet worden.
VFL WOLFSBURG: Der „Transfer-Weltmeister“ aus den Zeiten eines Felix Magath oder Dieter Hoeneß wickelte seine Personalien diesmal sehr gezielt, sehr geräuschlos und vergleichsweise frühzeitig ab. Die beiden Verteidiger Maxence Lacroix und Ridle Baku sowie die Angreifer Maximilian Philipp und Bartosz Bialek haben alle eine Perspektive und setzen genau an den bisherigen Schwachstellen des Kaders an. Der VfL brauchte mehr Tempo und Varianten im Angriff und außerdem mehr Auswahl in der Defensive. Nur die vermeintlichen „Altlasten“ Jeffrey Bruma und Yunus Malli wurde der Club wieder einmal nicht los.
SC FREIBURG: Die Abgänge der Leistungsträger Robin Koch (Leeds United), Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) und Alexander Schwolow (Hertha BSC) taten dem Sport-Club weh. Trotzdem gelang der Mannschaft von Trainer Christian Streich ein ordentlicher Saisonstart - was nicht nur, aber auch am Rekordeinkauf der Breisgauer lag. Etwa zehn Millionen Euro kostete den SC der Mittelfeldspieler Baptiste Santamaria, der sofort Stammspieler wurde. Andere Neuzugänge wie Ermedin Demirovic und Guus Til spielten bisher keine tragende Rolle. Überraschend ist, dass der wechselwillige Janik Haberer vorerst beim SC bleiben wird.
EINTRACHT FRANKFURT: Die Hessen agierten clever auf dem Transfermarkt. Alle Leistungsträger wurden gehalten, mehrere Ergänzungsspieler abgegeben und einige vielversprechende Zugänge wie Amin Younes oder Steven Zuber verpflichtet. Zudem sicherte sich die Eintracht bis 2023 die Dienste von Portugals Nationalspieler André Silva, der zuvor nur bis zum Saisonende vom AC Mailand ausgeliehen war.
HERTHA BSC: Der, den manch einer in Berlin wähnt, hat für seine Entscheidung noch mehr Zeit. Mario Götze ist nicht ans Transferfenster gebunden, weil er vertragslos ist. Ansonsten passierte auf den letzten Drücker noch einiges, wenngleich die Neuankömmlinge nicht so bekannt sein mögen wie beispielsweise die zuvor bereits verpflichteten Jhon Cordoba (1. FC Köln) oder Lucas Tousart (Olympique Lyon). Hertha holte Eduard Löwen zurück von FC Augsburg, wohin er nach nur einem halben Jahr in Berlin verliehen worden war. Hertha lieh den Franzosen Mattéo Guendouzi vom FC Arsenal aus und schnappte sich für mehrere Jahre den paraguayanischen Nationalspieler und Innenverteidiger Omar Alderete vom FC Basel. Dafür muss Trainer Bruno Labbadia auch noch ohne Arne Maier - ausgeliehen an Arminia Bielefeld - und Karim Rekik planen, der zum FC Sevilla wechselte.
1. FC UNION BERLIN: Der Hertha-Rivale aus dem Stadtteil Köpenick zeigte sich auch sehr aktiv. In Sebastian Andersson (1. FC Köln) und Keeper Rafal Gikiewicz (FC Augsburg) verließen den Verein unter anderem zwei wichtige Stützen des Erfolgs in der Premierensaison in der Bundesliga. Die Eisernen holten dafür gleich mal etwas bekanntere Namen: In der Offensive soll Ex-Nationalspieler Max Kruse die Berliner weiter stärken, für das Tor wurde Loris Karius vom FC Liverpool ausgeliehen. Vor allem Kruse überzeugte schon beim 4:0 über Mainz mit einem Tor und einer starken Leistung.
FC SCHALKE 04: Die Schalker hatten aufgrund der finanziellen Lage überhaupt keinen Spielraum und gaben am Ende keinen einzigen Cent für Neuzugänge aus. Mit U20-Nationalspieler Kilian Ludewig (20) lieh Schalke am letzten Tag zumindest noch einen Rechtsverteidiger aus, da zuvor kein einziger im Kader stand. Insgesamt ist der Kader durch die Abgänge von Sebastian Rudy (30), Alexander Nübel (24) oder Weston McKennie (22) eher schwächer geworden. Bester Beleg: Die im Vorjahr noch weggeschickten Ralf Fährmann (32), Mark Uth (29) und Nabil Bentaleb (25) standen in den ersten Spielen in der Startelf.
FSV MAINZ 05: Obwohl die Rheinhessen einen kapitalen Fehlstart in die Saison hingelegt haben, wurde die Mannschaft nicht verstärkt. Vielmehr verloren die Mainzer in Ridle Baku, der nach Wolfsburg wechselte, einen Leistungsträger. Mit diesem Kader dürfte es im Abstiegskampf schwer werden.
1. FC KÖLN: Der FC war lange wie gelähmt, weil Sportchef Horst Heldt erst Spieler verkaufen oder zumindest verleihen musste. 16 Spieler verließen den FC letztlich, aktiv werden konnte Heldt aber erst, als mit Jhon Cordoba (27, für 15 Millionen zur Hertha) auch mal einer Geld brachte. Dann kamen nacheinander die Offensivspieler Sebastian Andersson (29), Ondrej Duda (25), Dimitrios Limnios (22), Tolu Arokodare (19) und Marius Wolf (25). Aber alle sehr spät. Vielleicht auch deshalb verlor der nicht eingespielte FC die ersten drei Saisonspiele.
FC AUGSBURG: Die Schwaben haben nach der vergangenen Zittersaison ihren Kader umgebaut. Als drei erfahrene Spieler wurden Tobias Strobl, Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz verpflichtet. Der einst übergroße Kader wurde verkleinert, Routinier Daniel Baier (Karriereende) ist ebenso wie Philipp Max (PSV Eindhoven) nicht mehr an Bord. Am Stichtag beendeten der FCA und Eduard Löwen ihre Zusammenarbeit und die Leihe, der Mittelfeldakteur ging zu Hertha BSC zurück. Wichtige Impulse sollen von Rückkehrer Michael Gregoritsch kommen, der nach der Leihe mit Nebengeräuschen an den FC Schalke wieder in Augsburg durchstarten will.
WERDER BREMEN: Neben dem FC Bayern hatte Werder wohl den stressigsten „Deadline Day“ von allen Clubs. Der Plan war, Davy Klaassen und Milot Rashica für viel Geld zu verkaufen und dann noch eine Verstärkung für das Mittelfeld zu holen. Geklappt hat aber nur die Rückkehr von Klaassen zu Ajax Amsterdam. Vor allem der geplatzte Rashica-Transfer zu Bayer Leverkusen tut allen Beteiligten weh, weil der Spieler unbedingt weg wollte und die Bremer das Geld brauchten. Teure Transfers und Vertragsverlängerungen in den Vorjahren, dazu jetzt die Corona-Pandemie: Werder hat große finanzielle Sorgen.
ARMINIA BIELEFELD: Im Rahmen der Tatsache, dass Arminia keinen Cent an Ablöse ausgeben konnte, scheint der Kader ideal ergänzt. Manche Neuzugänge wie Mike van der Hoorn (27), Sergio Cordova (23) oder Ritsu Doan (22) haben schon auf sich aufmerksam gemacht. Am letzten Tag kam mit Hertha-Leihgabe Arne Maier (21) noch der Kapitän der deutschen U21. Weh tut bei den Abgängen der frühzeitig feststehende von Jonathan Clauss (28) nach Lens.
VFB STUTTGART: Im Vergleich zur Aufstiegssaison hat der VfB seinen Kader kaum verändert. Die ohnehin schon ausgeliehenen Stammspieler Gregor Kobel, Pascal Stenzel und Wataru Endo wurden frühzeitig fest verpflichtet. Zudem kommen zahlreiche Talente wie der zuvor lange verletzte Sasa Kalajdzic immer besser in Form. Auch der wechselwillige argentinische Nationalspieler Nicolas Gonzalez konnte gehalten werden. Zudem wurden Waldemar Anton und Konstantinos Mavropanos für die Abwehr geholt. Das Karriereende von Mario Gomez wirkt sich nicht negativ auf die sportliche Qualität des Kaders aus. dpa