Erstklassiger Fußball in Herne? Gab es nicht nur durch die Westfalia, auch der SV Sodingen hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern.
Der heutige Westfalenligist wurde 1912 in der Bergbau-Stadt Sodingen gegründet. Sodingen wurde 1928 in die Gemeinde Herne aufgenommen.
Seine große Zeit feierte der SV nach dem Zweiten Weltkrieg. 1947 wurde man in der Bezirksliga Meister, stieg aber nicht auf – dies gelang erst zwei Jahre später. Schon ein Jahr später ging es weiter in die 2. Liga West. In dieser Liga begann dann auch in Sodingen die Zeit der Vertrags-Spieler.
Und wer dachte, dass die Geschichte dort enden würde, sah sich getäuscht. Zwei Jahre stieg der SVS ein weiteres Mal auf und war plötzlich erstklassig und brachte dem Verein den Spitznamen „Komet des Westens“.
Der SV Sodingen ist die einzige deutsche Elf, die Englisch spielt.
Sepp Herberger
In den 50er Jahren war Sodingen aufgrund der geografischen Nähe der große Rivale von Westfalia Herne und konnte den ungeliebten Nachbarn auch häufig übertrumpfen. Bezeichnend war das „Kick-and-Rush“ der Mannschaft, ein großer Einsatz, aber auch ordentliche technische Fähigkeiten. Der damalige Bundestrainer Sepp Herberger war überzeugt, Sodingen sei die „einzige deutsche Elf, die Englisch spielt.“
1954/55 qualifizierte sich Sodingen durch einen zweiten Platz in der Oberliga West für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Dort konnte sich der SV Sodingen in der 1. Qualifikationsrunde mit 3:0 gegen den SSV Reutlingen 05 durchsetzen und sich für die Gruppenphase qualifizieren.
Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft
Mit 7:5 Punkten (Zwei-Punkte-Regelung) landete man in einer Gruppe mit dem 1. FC Kaiserslautern (9:3), dem Hamburger SV (8:4) und der BFC Viktoria 1889 (0:12) aber nur auf dem dritten Platz und schied somit aus. Meister wurde in dem Jahr übrigens Rot-Weiss Essen durch ein 4:3 über den 1. FC Kaiserslautern.
Das Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern war an die Schalker Glückauf-Kampfbahn verlegt worden. 80.000 Zuschauer versuchten, Einlass in das 40.000 Zuschauer fassende Stadion zu bekommen; 55.000 kamen schließlich herein. Das Spiel musste mehrfach unterbrochen werden, da Fans meterweit im Feld standen.
Anschließend folgte der Absturz in die Oberliga, später in die Verbands- und Landesliga. Der Niedergang des Vereins ging einher mit der Schließung der Zeche Mont Centis, wo die meisten Spieler Sodingens arbeiteten. Man fing sich erst in der Bezirksliga und stieg 1985 in die viertklassige Verbandsliga auf.
Lange pendelte der Verein anschließend zwischen fünfter und sechster Liga, bevor er 2008/09 sogar in die damals siebtklassige Landesliga abstieg. 2018/19 gelang der Aufstieg in die Westfalenliga, wo der Verein auch heute spielt – eine Liga über dem alten Stadt-Konkurrenten Westfalia Herne.